Globale Vernetzung

Klima und Krankheiten hängen zusammen

Wissenschaft
21.06.2008 15:15
Egal ob nach dem Zyklon "Nargis" in Burma oder nach den schweren Unwettern im Mittleren Westen der USA: Den Nachrichten über Naturkatastrophen folgen stets die Warnungen vor der Ausbreitung von Krankheiten. "Im System unserer Erde hängt alles zusammen", sagte der Leiter der US-Wetterbehörde NOAA, Conrad Lautenbacher. Wissenschaftler aus 73 Ländern und 50 internationalen Organisationen haben sich zusammengetan, um bestehende Erdbeobachtungssystem zu vernetzen.

Die Initiative trägt den Namen Global Earth Observation System of Systems, kurz GEOSS. Ziel ist der Aufbau eines weltumspannenden Beobachtungsnetzes, das ein besseres Verständnis für die globalen Zusammenhänge des Klimawandels liefert. Alle Arten von Daten sollen einfließen. "Es ist Wissenschaft ohne Grenzen", sagte Lautenbacher.

Die Erhebung von Klimadaten sei auf einem hohen technischen Niveau, so der Direktor der American Public Health Association (APHA), George Benjamin. Darüber hinaus sei es aber notwendig, nach der Auswertung der Daten zielgerichtet gegen die Folgen für Mensch und Umwelt vorzugehen.

Zusammenhänge werden erkannt
Studien haben beispielsweise gezeigt, dass es einen Zusammenhang zwischen Cholera-Erkrankungen in Indien und der Temperatur im Golf von Bengalen gibt, wie Lautenbacher erläuterte. Veränderungen bei Vegetation oder Luftfeuchtigkeit könnten als Gradmesser für den Ausbruch von Malaria-Epidemien oder anderen Krankheiten dienen.

Doch nicht nur Wetterdaten seien von Bedeutung, so der NOAA-Chef. Ebenso maßgeblich seien Informationen über die Bevölkerung, über Transportwege, Migration und soziales Verhalten.

Barbara Hatcher, Generalsekretärin der World Federation of Public Health Associations (WFPHA), vergleicht diese Art der Forschung mit der Arbeit des englischen Arztes John Snow. Der Mediziner identifizierte im 19. Jahrhundert die Quelle für Cholera-Todesfälle in London, indem er den Wohnsitz der Opfer und die Herkunft ihres Trinkwassers auf einer Karte verzeichnete.

Allergische Reaktionen in Alaska
Wie Umweltfaktoren die Gesundheit des Menschen beeinflussen können, zeigt auch ein Beispiel aus Alaska. Robert Corell vom Heinz-Zentrum für Wissenschaft, Wirtschaft und Umwelt wurde mit der Untersuchung gehäuft auftretender allergischer Reaktionen in der Region beauftragt. Er fand heraus, dass der anaphylaktische Schock auf den Stich einer Biene zurückzuführen war, die in feuchten Böden überwintert. Diese Bienenart war nie zuvor in Alaska heimisch, aber im Zuge der Klimaerwärmung verlagerte sich ihr Lebensraum in Richtung Norden.

Bryan McNally, Mediziner an der Universität von Emory im US-Staat Georgia, plädiert dafür, dass sich Krankenhäuser mit Meteorologen vernetzen. So könnten sie sich auf mögliche Hochwasserkatastrophen, Wirbelstürme oder andere schwere Unwetter vorbereiten.

Bei drohenden Überschwemmungen etwa dürfe es nicht nur um den Schutz des Eigentums gehen, erklärte Joshua Rosenthal, Experte der Nationalen Gesundheitsinstitute. Die Warnungen müssten zugleich Hinweise auf mögliche Krankheiten enthalten, beispielsweise im Falle einer eventuellen Ausbreitung von Bilharziose.

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