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Ermittlungen im Fall Politkowskaja abgeschlossen

Ausland
18.06.2008 16:46
Mehr als eineinhalb Jahre nach dem Mord an der regierungskritischen russischen Journalistin Anna Politkowskaja hat die Staatsanwaltschaft ihre Ermittlungen abgeschlossen und gegen vier Verdächtige Anklage erhoben. Wie die Staatsanwaltschaft am Mittwoch mitteilte, wurden drei Männer wegen Beteiligung an dem Mord angeklagt. Ein vierter, ein Ex-Beamter des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB, muss sich wegen Machtmissbrauchs und Erpressung verantworten.

Die vier Verdächtigen wurden im vergangenen August festgenommen. Ein mögliches Motiv für die Tat nannte das Komitee nicht. Der mutmaßliche Todesschütze, der gebürtige Tschetschene Rustam Machmudow, sei immer noch flüchtig, hieß es weiter. Nach Angaben einer Sprecherin der Ermittlungskommission soll der Fall nun vor Gericht gehen. Einen Termin gebe es aber noch nicht.

Beamter gab Mördern Adresse
Zuvor verlautete aus Sicherheitskreisen, der FSB-Beamte habe den Mördern der Journalistin deren Adresse gegeben. Ein weiterer Verdächtiger war früher bei der Polizei, während die beiden anderen aus Tschetschenien stammen. Die Untersuchungskommission erklärte, der Vorwurf des Machtmissbrauchs gegen den FSB-Beamten gehe auf andere Taten zurück, die dieser zusammen mit dem früheren Polizisten begangen haben soll. Die Ermittler wollen die Ermittlungen gegen den mutmaßlichen Schützen fortsetzen, der auf der Flucht ist. Anschuldigungen gegen mehrere weitere Verdächtige wurden fallengelassen.

Dmitri Muratow, Herausgeber der Zeitung "Nowaja Gaseta", für die Politkowskaja geschrieben hatte, erklärte, die Ermittlungen seien noch lange nicht beendet. Schließlich seien weder der Mörder der Journalistin noch sein Auftraggeber gefasst. "Der Fall ist noch nicht gelöst", zitierte ihn die Zeitung auf ihrem Onlineportal gazeta.ru. Die Mitteilung der Ermittlungskommission stelle weder die Redaktion noch Anna Politkowskajas Familie zufrieden. "Wir bestehen darauf, dass dieser Prozess zu Ende geführt wird", sagte Muratow demnach.

Mord wegen Kritik am Tschetschenien-Krieg?
Politkowskaja war im Oktober 2006 in ihrem Haus in Moskau erschossen worden. Ihre Kollegen bei der Zeitung "Nowaja Gaseta" sind überzeugt, dass es einen Zusammenhang zwischen dem Verbrechen und ihrer Arbeit gibt. Die Journalistin verfasste zahlreiche Artikel, in denen sie Gräueltaten russischer Soldaten in Tschetschenien beschrieb.

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