Pistole ¿vergessen¿

Häftling leugnet, sechs Morde geplant zu haben

Oberösterreich
31.05.2008 19:17
Die Polizei glaubt, sechs Morde verhindert zu haben. Doch der verhaftete Bauer Rudolf W. (67) aus Buchkirchen leugnet, dass er den Ortschef, einen Landesrat und die eigene Familie erschießen wollte: Die Pistole in seiner Schreibtischlade hätte er „nur vergessen“, das Waffenarsenal in seinem Kuhstall „nie gesehen“…

Wegen mehr als zwei Millionen Euro Schulden droht eine Zwangsversteigerung, die nur eine Umwidmung von fünf Hektar Grün- in Bauland verhindern könnte. Weil dies von der Gemeinde und der Landesregierung abgelehnt wird, drohte der Landwirt seine gesamte fünfköpfige Familie auszurotten, aber auch noch andere „mitzunehmen“: Da Rudolf W. den Buchkirchener Bürgermeister Gerhard Rauscher (SP) und den Raumordnungs-Landesrat Viktor Sigl (VP) für Freitag Mittag zu einer letzten Aussprache in sein gefährdetes Anwesen einlud, dürften diese zwei Politiker ganz oben auf seiner „Abschussliste“ gestanden sein.

U-Häftling habe niemanden erschießen wollen
Dies streitet der U-Häftling in Absprache mit seinem Anwalt nun vehement ab: Er habe niemanden erschießen wollen, sonst hätte er nicht freiwillig der Polizei seine registrierte Pistole und Schrotflinte übergeben.

Geladene Pistole griffbereit
Als dann aber 23 Polizisten seinen stattlichen Bauernhof durchsuchten, fanden sie im Schreibtisch eine alte P 38-Pistole - mit neuer Munition geladen - griffbereit liegen. „Die hab´ ich vergessen“, behauptet der Verdächtige, für den die Unschuldsvermutung gilt: „Und das hab ich noch nie gesehen“, sagt er zu den vier illegalen Schusswaffen und der verbotenen MP 40-Maschinenpistole mit mehr als 400 Patronen, die in Kästen und Kisten im verwaisten Kuhstall versteckt waren.

„Die Munition war neu, und einige Waffen sind derart in Schuss, dass sie laufend gewartet worden sein müssen“, glaubt Oberstleutnant Robert Hasenauer nicht, dass W. das Arsenal in seinem Haus fremd sei. Jetzt werde ermittelt, wann sich der Verdächtige derart brisant ausgerüstet hat: Wenn´s nach der Ablehnung der Umwidmung war, wär´s ein weiteres Indiz für die Mordpläne.

„Gewalttaten-Ausmaß ist schon bedrohlich“
Der verschuldete Bauer aus Buchkirchen bei Wels, dem ein Amoklauf zugetraut wird, war auch mehrmals bei Landeschef Josef Pühringer.

Ein mulmiges Gefühl?
Es gab bei den Vorsprachen ja keine Hinweise auf irgendetwas konkret Gefährliches. Viele Menschen mit großen Problemen kommen zu mir.

Ein Grund mehr für stärkere Sicherheitsvorkehrungen im Landhaus?
Wir können uns nicht vor den Menschen abschotten. Da wollen wir volksnah sein und lassen die Leute dann filzen, wenn sie zu uns kommen - für mich ist das einfach nicht vorstellbar.

Aber die Aggressivität scheint allerorts zu steigen.
Ja, das ist schon eine bedrohliche Entwicklung: Kein Tag ohne Gewalttat, keine drei Tage ohne Gewalt unter Jugendlichen.

Eine Idee dazu?
Ich glaube, dass Herzensbildung ungeheuer wichtig ist in diesem Zusammenhang. Die jungen Leute mit 13, 14, 15 Jahren brauchen Orientierung - daher trete ich so für die Einführung eines Ethikunterrichts als Pflicht-Alternative zum Religionsunterricht ein.

 

 

Foto: Chris Koller

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