Welle der Empörung

Islam-Chef von OÖ erklärt: "Frauen sind schwach"

Österreich
24.11.2015 14:09
Wirbel herrscht derzeit rund um frauenfeindliche und diskriminierende Statements des Vorsitzenden der islamischen Religionsgemeinde in Oberösterreich: Murat Baser sagte in einem Interview unter anderem, dass Frauen "physisch und psychisch eben schwach sind" und Gott die Verantwortung an die Männer gegeben habe. Weibliche ÖVP-Abgeordnete zeigten sich "entsetzt".

Die Aussagen des islamischen Religionslehrers zur Rolle der Frauen fielen in einem Interview mit dem "Neuen Volksblatt". Baser hatte auf die Frage nach der Bedeutung einzelner Suren im Koran unter anderem erklärt, Gott habe Verantwortung an die Männer gegeben. Im Islam sei der Mann verantwortlich für die Unterkunft, er müsse für seine Frau und seine Kinder arbeiten. Gleichberechtigung gebe es "sowieso, keine Frage" - aber jemand müsse dann letztlich entscheiden. Wenn eine Firma gegründet wird, dann habe irgendjemand 51 Prozent, also niemals 50 zu 50. In der Familie sei es genau dasselbe.

Der Vorsitzende erläuterte weiter: "Der Mann ist Hauptverantwortlicher sozusagen. Es wird immer wieder kritisiert, wieso hat Gott keine einzige Frau als Prophet geschickt? Ganz logisch: Physisch und psychisch sind die Frauen eben schwach, sie werden schwanger und wenn sie allein sind, brauchen sie Schutz, sind in Gefahr."

Zu einer Sure, in der Ehemännern sogar geraten werde, widerspenstige Frauen zu schlagen, stellte Baser fest: "Es gibt keine einzige Überlieferung, wo der Prophet eine Frau geschlagen hat. Wenn wir diesen Vers wörtlich nehmen, muss man betonen, dass der arabische Begriff 'schlagen' auch andere Bedeutungen haben kann. Viele Stellen im Koran fordern eine gute Behandlung der Frau. Es gibt auch Studien in Österreich, dass Männer ihre Frauen unterdrücken und schlagen."

Heftige Kritik
Für die weiblichen ÖVP-Abgeordneten ist dies "ein Schlag ins Gesicht der Gleichberechtigung und eine Verharmlosung von Gewalt an Frauen". Die Frauensprecherin der ÖVP, Dorothea Schittenhelm, sagte: "Die Aussagen von Murat Baser sind in ihrer Grundbotschaft frauenfeindlich, negieren die Gleichberechtigung von Frauen und Männern in Österreich und versuchen, Gewalt gegen Frauen zu erklären." Das sei gerade angesichts des bevorstehenden internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen "alarmierend, inakzeptabel und zutiefst abzulehnen". Sie empfiehlt Baser, "eine Werteschulung zu besuchen, wie sie Integrationsminister Sebastian Kurz vorschlägt".

Aus der ÖVP meldete sich zudem der in Oberösterreich für Frauenagenden zuständige Landeshauptmannstellvertreter Thomas Stelzer zu Wort und sagte: "Machosprüche sind absolut fehl am Platz." Er gehe davon aus, dass Baser wisse, dass die Gleichberechtigung ein zentraler gesellschaftlicher Eckpfeiler sei "und seine Aussagen dahin gehend konkretisiert", so Stelzer.

Auch die Grünen-Landessprecherin Maria Buchmayr schloss sich der Kritik an und forderte eine Klarstellung durch die Islamische Religionsgemeinschaft: "Diese frauenfeindlichen Aussagen sind völlig inakzeptabel. Man sollte Herrn Baser daran erinnern, dass wir im 21. Jahrhundert leben", so Buchmayr. Sie wolle gar nicht daran denken, dass Baser diese Ansichten als Lehrer auch seinen Schülern vermittle.

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