Beschämende Zahlen

40 Prozent aller US-Lebensmittel landen im Müll

Bei diesen Zahlen schämen sich sogar die USA: Fast 40 Prozent aller für den amerikanischen Markt bestimmten Lebensmittel werden nicht gegessen, sondern landen auf dem Müll. Der dadurch vergeudete Energiewert von täglich 442 Milliarden Kilokalorien (kcal) würde locker ausreichen, um den weltweiten Hunger zu stillen. Außerdem hat die "Wegwerfsucht" dramatische Folgen für Umwelt und Klima.

Am Donnerstag wurde in den USA Thanksgiving gefeiert, das traditionelle Erntedankfest. Rechtzeitig füllen die Amerikaner dafür stets ihre Kühlschränke, um dann im Kreise der Familie kräftig zu schlemmen. Doch Thanksgiving ist nicht nur das Fest der vollen Mägen, sondern auch das der vollen Mistkübel. Denn 40 Prozent allen Essens landen in den USA auf dem Müll. Das hat jetzt eine groß angelegte Studie des National Institute of Diabetes and Digestive and Kidney Diseases (NIDDK) ergeben.

Für die Untersuchung analysierten Kevin Hall und Carson Chow zunächst das Durchschnittsgewicht der Amerikaner zwischen 1974 und 2003. Daraus leiteten sie ab, wie viele Kalorien nötig waren, um sich diese Körpermasse "anzufuttern". Schließlich zogen sie diesen Wert von der Kalorienzahl aller in diesem Zeitraum für die USA produzierten Lebensmittel ab und erhielten ihr erschreckendes Ergebnis.

Nicht nur die Verbraucher sind an der Misere schuld
3.750 kcal stehen demnach jedem Amerikaner rechnerisch zur Verfügung. Wirklich zu sich nimmt er aber nur 2.300 kcal, also gerade einmal 60 Prozent der Menge. Der Rest wandert in den Müll. Allerdings trägt der Verbraucher nur einen Teil zu dieser Verschwendung bei. Denn 20 Prozent der vergeudeten Lebensmittel landen bereits während der Produktion auf dem Müll, weitere 20 Prozent beim Vertrieb.

Welthunger könnte locker besiegt werden
Andere Forscher haben errechnet, dass die auf diese Weise verschwendete Energiemenge von 442 Milliarden kcal pro Tag locker ausreichen würde, um den weltweiten Hunger zu besiegen. Etwa eine Milliarde Menschen haben zu wenig zu essen. Würden ihnen die weggeworfenen Lebensmittel zur Verfügung gestellt werden, wäre ihre Mangelernährung beendet.

Doch nicht nur aus ethischen Gründen stellt die Wegwerfsucht der Amerikaner ein Problem dar. Auch die Umwelt leidet. Denn um Pflanzen anzubauen werden Energie und Dünger benötigt. Tierhaltung, vor allem die von Kühen, verursacht Unmengen des Klimakillers Methan. Und auch die Verarbeitung sowie der Transport der Waren verschlingen Ressourcen. Ein Aufwand, der zu großen Teilen nur dafür betrieben wird, damit die Lebensmittel am Ende auf einer Mülldeponie landen oder gar verbrannt werden.

Österreich an siebenter Stelle beim Abfall pro Kopf in der EU
Wegwerfsucht war in den vergangenen Tagen auch in Europa Thema. Österreich liegt laut einer dieser Woche veröffentlichten EU-Studie mit 597 Kilogramm Abfall pro Kopf und Jahr an siebenter Stelle in der Europäischen Union. Die Dänen finden sich mit 801 Kilogramm pro Person an unrühmlicher erster Stelle, den in diesem Fall positiven letzten Platz nehmen die Tschechen mit lediglich 264 Kilo ein. Der EU-Durchschnitt liegt bei 522 Kilogramm. Zum Vergleich: In den USA fallen pro Kopf mehr als 1,1 Tonnen Mist an. In Asien sind es im Durchschnitt nur etwas mehr als 400 Kilogramm.

In Österreich wurde seit 1996 - in dem Jahr produzierte jeder Einwohner statistisch gesehen 517 Kilo Abfall - bis 2006 fast kontinuierlich eine Steigerung registriert. Vor drei Jahren kamen auf jeden Menschen in der Alpenrepublik aber noch auf 653 Kilo Müll.