"Wolken-Streudienst"

Bürgermeister in Moskau beschließt schneefreien Winter

Ausland
18.10.2009 16:30
Eine ungewöhnliche Maßnahme hat den Moskauer Stadtrat passiert: die Pläne von Bürgermeister Juri Luschkow für einen schneefreien Winter. Das Stadtoberhaupt will von November bis März jede größere Schneewolke von der Luftwaffe buchstäblich vom Himmel schießen lassen. Einen malerisch angezuckerten Roten Platz werde es zwar geben, das alljährliche Chaos mit vereisten Straßen und Stromausfällen soll jedoch Geschichte sein.

Juri Luschkow spielt gern den Wettergott. Bei Paraden an russischen Feiertagen lässt er die Luftwaffe am Vortag alle Regenwolken mit Silberjodid, Trockeneis oder Zement "impfen". Die Chemikalen sollen ein sofortiges Abregnen verursachen, der Himmel über Moskau ist bei den Paraden tatsächlich jedes Jahr blitzblau und wolkenlos.

Luschkows Aktionen brachten auch die Chinesen auf die Idee der "Regenmacherei", die mit denselben Methoden die Olympischen Spiele im vergangenen Jahr trocken hielten. In Österreich wird mit ähnlichen Mitteln in der Landwirtschaft drohender Hagel abgewehrt, allerdings mit kleinen Flugzeugen und auf überschaubarem Gebiet.

Wolkenimpfung kostet die Hälfte der Schneeräumung
Im September gebar Luschkow die Idee, die Wolkenimpfungen über den ganzen Winter durchzuführen. Moskau werde jedes Jahr durch die heftigen Schneefälle fast lahmgelegt und die Beseitigung der "weißen Pracht", die mit Baggern und Lastern durchgeführt werden muss, koste ein Vermögen. Sein Büro errechnete, dass man mit einem Budget von umgerechnet fünf Millionen Euro die an chronischem Geldmangel leidende Luftwaffe dazu bringen könne, dicke Schneewolken von November bis März aus der Innenstadt fernzuhalten. Der Stadtrat segnete den Plan diese Woche ab, berichtet des Magazin "Time".

Moskau gebe jedes Jahr umgerechnet mehr als zehn Millionen Euro für die Schneeräumung und den Streudienst aus. "Heuer werden wir es für die Hälfte haben", jubelte Andrei Tsibin von der Stadtverwaltung. Der Schnee wird freilich nicht verschwinden, sondern anderswo fallen. Laut Tsibin sollen die Niederschläge in Landwirtschaftsgebiete gesteuert werden, wo die Feuchtigkeit den Bauern im Frühjahr helfen werde.

Vororte fürchten die Schneemassen
Weniger erfreut über die Wetter-Vorhaben Luschkows sind Umweltorganisationen sowie die Bewohner der Vororte Moskaus. Während die Umweltschützer vor noch nicht bekannten ökologischen Auswirkungen einer so intensiven Wolkenimpfung warnen, fürchten die Bürger vor den Toren Moskaus heuer im Schnee unterzugehen, wenn die vom Wettergott für die Innenstadt und die Industriebezirke bestimmte weiße Pracht über ihren Häusern ausgeschüttet wird.

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