ÖBB-Immobilie

Besetztes Haus in Meidling von Polizei geräumt

Wien
13.07.2010 12:08
Ein ungenutztes ÖBB-Gebäude in Meidling ist Anfang Juli von Aktivisten in Beschlag genommen und zu einem Sozial- und Kulturprojekt umfunktioniert worden. Seit Montag steht das Haus in der Eichenstraße 9 wieder leer - die Immobilie wurde in den Abendstunden polizeilich geräumt. Die Enttäuschung bei den Hausbesetzern ist groß – die ÖBB argumentierten mit behördlichen Auflagen, die jegliche Nutzung verbieten.

Ein kollektiver Wohnbereich, ein Kost-Nix-Laden, eine frei nutzbare Werkstätte, Veranstaltungen mit Spielen für Kinder – die Aktivisten hätten viele Pläne für die alten Arbeiterwohnungen der ÖBB gehabt und ließen ihrem Unmut nach der Räumung freien Lauf: "Jetzt steht das Haus wieder sinnlos leer. Wenn es leeren Raum gibt, und so viel Ideen und Kreativität ihn zu nutzen, warum wird das dann verunmöglicht?"

Unter Denkmalschutz - aber ohne Nutzungsmöglichkeit
Die ehemaligen Arbeiterwohnungen stünden seit etwa sieben bis acht Jahren leer, erklärte ÖBB-Sprecherin Bettina Gusenbauer im Gespräch mit wien.krone.at. Bei der Planung des Hauptbahnhofes habe es Messungen bei den unter Denkmalschutz stehenden Backsteinbauten gegeben, dabei wurden Überschreitungen der Grenzwerte festgestellt. "Der Lärm und die Erschütterungen sind stark gesundheitsgefährdend“, so Gusenbauer. Seitdem dürfen die Häuser weder bewohnt noch als Arbeitsplatz genutzt werden – auch ein Abriss der Immobilien ist wegen des Denkmalschutzes verboten. Die Arbeiter wurden umquartiert, die Türen zugenagelt. Bis die Aktivisten am 2. Juli das Haus mit der Nummer 9 für sich entdeckten.

Per Email informierten die Aktivisten die ÖBB über die Besetzung und begannen laut eigenen Angaben, die verfallende Immobilie instandzusetzen. Die Bundesbahnen setzten sich daraufhin mit den Aktivisten in Verbindung, berichtete Gusenbauer: "Wir versuchten ihnen zu vermitteln, dass wir das wegen der behördlichen Auflagen und aus Sicherheitsgründen nicht zulassen könnten. Wir räumten schließlich eine Frist bis vergangen Freitag ein, um das Haus zu verlassen." Die geplanten Gartenfeste waren den ÖBB ebenfalls ein Dorn im Auge. "Die Grundstücke sind in der Nähe von Gleisbereichen, das wäre besonders für Kinder sehr gefährlich", so Gusenbauer.

Als das Haus bis Montag immer noch nicht verlassen war, wurde schließlich die Polizei mit der Räumung betraut. Diese soll laut Hausbesetzern und ÖBB friedlich verlaufen sein. Den Aktivisten zufolge wäre das geplante Sozialprojekt bei der Nachbarschaft gut angenommen worden. "Viele Nachbarn waren begeistert, besuchten uns, brachten uns selbstgemachte Marillenknödel, Frühstück und Kleiderspenden für unseren Kost-Nix-Laden", so die Aktivistin Emma G.

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