Nach Grubenunglück

Türkei: Zahlreiche Bergwerksmanager festgenommen

Ausland
19.05.2014 06:38
Fünf Tage nach dem schwersten Grubenunglück in der Geschichte der Türkei hat die Polizei mehrere Manager des Bergwerksbetreibers festgenommen. Unter ihnen ist auch der Chef des Unternehmens, Akin Celik. Die Manager werden der Fahrlässigkeit verdächtigt, meldeten örtliche Medien am Sonntag. Insgesamt habe es 25 Festnahmen gegeben. Die Polizei riegelte den Unglücksort teilweise ab, um weitere regierungskritische Proteste zu verhindern.

Die Regierung hatte dem Grubenbetreiber Soma Kömür Isletmeleri tagelang öffentlich bescheinigt, nicht gegen Sicherheitsauflagen verstoßen zu haben. Die Zeitung "Milliyet" verwies allerdings am Samstag unter Berufung auf einen vorläufigen Ermittlungsbericht zu den Ursachen des Unglücks auf zahlreiche Sicherheitsmängel in der Grube, etwa das Fehlen von Rauchmeldern oder Sicherheitskammern. Gegen drei Personen wurden Verfahren wegen fahrlässiger Tötung eingeleitet, wie die Staatsanwaltschaft am Sonntag mitteilte.

Proteste nach Erdogan-Besuch in Soma
Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan hatte bei einem Besuch in Soma am Mittwoch Grubenunglücke als unvermeidbar bezeichnet und damit wütende Massenproteste ausgelöst. Nach dem Stopp der Bergungsarbeiten riegelten Sicherheitskräfte die Stadt am Wochenende teilweise ab, um weitere Proteste gegen die Regierung zu verhindern. Auf mehreren Zufahrtsstraßen wurden Kontrollposten errichtet, die Polizeipräsenz war massiv.

Am Samstag waren zudem mindestens 36 Menschen vorübergehend festgenommen worden, darunter acht Anwälte. Einige von ihnen, die die Angehörigen der Opfer beraten wollten, seien geschlagen und verletzt worden, teilte der Anwaltsverband mit. Den Festgenommenen, die am Nachmittag wieder auf freien Fuß kamen, wurde zur Last gelegt, dass sie trotz Versammlungsverbots eine öffentliche Erklärung abgeben wollten.

Tränengas gegen Demonstranten
Am Freitag waren die Sicherheitskräfte in Soma mit Wasserwerfern, Tränengas und Gummigeschossen gegen mehr als 10.000 Demonstranten vorgegangen, die dem Grubenbetreiber und Erdogans islamisch-konservativer Regierung mangelnde Sicherheitsvorkehrungen und Nachlässigkeit vorwarfen und diesen damit für die Tragödie mitverantwortlich machen.

In Istanbul halten zudem seit Freitag Dutzende Studenten die technische Fakultät besetzt. Sie ketteten sich in Hörsälen fest. "Diese Fakultät ist besetzt", hieß es auf einem großen Plakat an der renommierten Universität. Die angehenden Ingenieure werfen der Uni ihre engen Verbindungen zu den Bergwerksbetreibern vor. In einer ersten Reaktion kündigte die Hochschulleitung an, die Verbindungen zu den Vertretern von Soma Kömür Isletmeleri, die bisher im Verwaltungsrat der Fakultät saßen, kappen zu wollen.

Suche nach Opfern eingestellt
Bei dem Minenunglück am Dienstag in Soma waren 301 Kumpel ums Leben gekommen. Nach Bergung der letzten beiden Toten wurde die Suche nach weiteren Opfern am Samstag eingestellt.

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

Kostenlose Spiele