Drama in Notre-Dame

Paris: Gegner der Homo-Ehe erschoss sich vor Altar

Ausland
21.05.2013 19:44
Ein französischer Rechtsextremist und Gegner der Homo-Ehe hat sich am Dienstagnachmittag in der Pariser Kathedrale Notre-Dame vor dem Altar erschossen. Der 78-jährige Dominique Venner hatte zuvor seine Tat im Internet mit der Notwendigkeit begründet, "neue spektakuläre und symbolische Gesten" und die "Erinnerung an unsere Herkunft zu wecken". Die Chefin der rechtsextremen Front National, Marine Le Pen, würdigte seine Geste als "zutiefst politisch".

Der Mann erschoss sich nach Angaben der Polizei gegen 16 Uhr mit einer Pistole, das Kirchengebäude wurde nach der Tat evakuiert. Darüber wie viele Menschen sich zum Zeitpunkt des Selbstmordes in der Kathedrale aufhielten, gibt es unterschiedliche Angaben. In Medienberichten war teils von hunderten Besuchern die Rede. Notre-Dame ist eines der bekanntesten Monumente der französischen Hauptstadt, jährlich besuchen fast 14 Millionen Touristen und Gläubige die Kathedrale, deren 850-jähriges Jubiläum dieses Jahr gefeiert wird.

Venner arbeitete als Historiker und war früher Mitglied der ultranationalen OAS, einer paramilitärischen Gruppe. Die OAS wurde 1960 von Offizieren und Generälen gegründet, die den Status Algeriens als französische Kolonie mit militärischen Mitteln erhalten wollten. Venner war 1961 und 1962 wegen der Mitgliedschaft in der OAS für 18 Monate im Gefängnis.

Homo-Ehe "infam"
In einem Internet-Blog hatte er kurz vor seinem Tod das neue Gesetz über die Homo-Ehe als "infam" verurteilt und die "Verluste der Werte der Familie" beklagt. Er befürchte, dass Frankreich in die Hände von Islamisten fallen würde.

Die Front-National-Chefin Marine Le Pen würdigte seine Geste als "zutiefst politisch", und als Versuch, "das Volk Frankreichs wachzurütteln". Venners Verleger, Pierre-Guillaume de Roux, verglich die Tat mit dem spektakulären Selbstmord des rechtsextremen japanischen Schriftstellers Yukio Mishima im Jahr 1970.

Abschiedsbrief auf Chorgestühl hinterlassen
Nach Angaben von Monsignore Patrick Jacquin, dem Rektor der Kathedrale, hinterließ Venner einen Brief auf dem Chorgestühl. Er sei ihm nicht als Kirchgänger bekannt gewesen, sagte Jacquin. Seines Wissens habe sich noch nie ein Selbstmord im Inneren der Kathedrale ereignet.

Mann tötete sich in Pariser Volksschule
Vor wenigen Tagen hatte der Selbstmord eines Mannes in einer Pariser Volksschule für Entsetzen gesorgt. Der Mann richtete vergangenen Donnerstag in der Eingangshalle der Schule im vornehmen siebten Bezirk vor rund zehn Schülern und mehreren Erwachsenen ein Gewehr mit abgesägtem Lauf gegen sich und drückte ab.

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