Merkel geht leer aus

Friedensnobelpreis für tunesisches Dialogquartett

Ausland
09.10.2015 11:06
Favoritin Angela Merkel ist bei der Verleihung des Friedensnobelpreises leer ausgegangen, denn die diesjährige Auszeichnung erhält ein Dialogquartett aus vier tunesischen Organisationen. Die Initiative habe "entscheidend zum Aufbau einer pluralistischen Demokratie nach der Jasmin-Revolution" 2011 in dem Maghreb-Staat beigetragen, begründete das Nobelpreiskomitee in Oslo am Freitag seine Wahl.

Zu dem nationalen Dialogquartett in Tunesien schlossen sich im Sommer 2013 der Gewerkschaftsbund UGTT, der Arbeitgeberverband UTICA, die Menschenrechtsliga LTDH und die Anwaltskammer zusammen. Damals habe die Gefahr bestanden, dass der Demokratisierungsprozess aufgrund politischer Morde und sozialer Unruhen zusammenbreche, erklärte das Komitee in Oslo.

Als das Land am Rande des Bürgerkriegs gestanden habe, habe das Quartett einen "alternativen, friedlichen politischen Prozess etabliert", lautete die Begründung weiter. Das habe entscheidend dazu beigetragen, dass in dem nordafrikanischen Land binnen weniger Jahre "ein verfassungsmäßiges Regierungssystem errichtet wurde, das der gesamten Bevölkerung grundlegende Rechte garantiert, ungeachtet des Geschlechts, der politischen Überzeugung oder des religiösen Glaubens".

Das Nobelkomitee äußerte seine Hoffnung, dass der Nobelpreis Tunesiens Weg zur Demokratie sichern werde. Der Preis solle aber auch "Ansporn für alle sein, die Frieden und Demokratie im Nahen Osten, Nordafrika und im Rest der Welt voranbringen wollen".

UNO und Deutschland begrüßen Entscheidung
Die UNO begrüßte die Vergabe des Friedensnobelpreises an das tunesische Quartett ausdrücklich. "Wir brauchen die Zivilgesellschaft, um den Friedensprozess voranzutreiben", sagte ein UN-Sprecher am Freitag in Genf. Tunesien sei dafür ein "brillantes Beispiel". Auch die deutsche Regierung von Kanzlerin Angela Merkel lobte die Vergabe als ausgezeichnete Entscheidung. Merkel war selbst in den vergangenen Tagen als Favoritin für die renommierte Auszeichnung gehandelt worden. Auf die Frage, ob die Kanzlerin erleichtert sei, dass sie entgegen mancher Spekulationen den Preis nicht bekommen hat, sagte der deutsche Regierungssprecher Steffen Seibert in Berlin: "Sie hören Freude über eine sehr gute Entscheidung und großen Respekt vor den Preisträgern."

Verleihung im Dezember
Der Friedensnobelpreis ist mit etwa 850.000 Euro dotiert und wird - anders als die anderen Nobelpreise - nicht in Stockholm, sondern in der norwegischen Hauptstadt Oslo bekannt gegeben. Verliehen werden alle Preise am 10. Dezember, dem Todestag des Preisstifters Alfred Nobel.

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