Rätsel in Frankreich
Bereits zum 20. Mal Drohne über AKW gesichtet
Beim jüngsten Vorfall sichteten die Wachmannschaften des AKWs die Drohne in der Nacht auf Dienstag. Laut EDF habe man Anzeige erstattet. Die Anlage Cattenom war bereits zum zweiten Mal betroffen.
Bereits 20 Anzeigen gegen Unbekannt
Seit Anfang Oktober gab es - fast immer nachts und teils Hunderte Kilometer voneinander entfernt - 20 Drohnen-Flüge über französischen Atomkraftwerken. Für die Anlagen gilt ein Überflugverbot in einem Radius von 2,5 Kilometern und bis zu einer Höhe von 1.000 Metern. EDF erstattete jeweils Anzeige gegen Unbekannt. Das Unternehmen und die Sicherheitsbehörden betonen, dass durch die Mini-Drohnen nie eine Gefahr für die Sicherheit der Atomanlagen bestanden habe.
Greenpeace bestreitet jede Verwicklung
Das Innenministerium in Paris vermutet, dass Atomkraftgegner hinter den mysteriösen Drohnen-Flügen stecken könnten. Die Umweltorganisation Greenpeace, die früher durch spektakuläre Aktionen auf die ihrer Meinung nach mangelhafte Sicherheit der insgesamt 58 französischen Atomanlagen aufmerksam gemacht hatte, bestritt bisher jedoch jegliche Verwicklung in die Vorfälle.
In der französischen Presse wird aber auch gemutmaßt, ob ein Drohnen-Hersteller hinter den seltsamen Überflügen stecken könnte - oder jemand, der eine stärkere Regulierung für die private Nutzung von Drohnen fordern will. Denn die kleinen, preiswerten Fluggeräte "kann man leicht im Geschäft kaufen", so das Innenministerium.
"Das ist mit Sicherheit kein Hobby-Flieger"
Die Vorbereitung eines Terroranschlags gilt bei den meisten Experten als eher unwahrscheinlich. "Ich denke nicht, dass Fluggeräte dieser Größe eine Sprengladung transportieren könnten, die großen Schaden anrichten könnte", meinte etwa Elizabeth Quintana vom Forschungsinstitut für Sicherheitsfragen in Großbritannien. "Aber was man damit tun kann, ist Abläufe registrieren, zum Beispiel Wachgänge in den Atomanlagen.“ Als völlig harmlos sieht Quintana die Drohnen jedenfalls nicht. Da die Überflüge fast immer nachts stattfinden, "ist das mit Sicherheit kein Hobby-Flieger", so die Sicherheitsexpertin. "Das ist offensichtlich jemand, der entweder ausspionieren will oder nichts Gutes im Schilde führt."
Bisher noch "kein Gegenmittel" gefunden
Die Radargeräte, die zur Abwehr von Attacken aus der Luft an allen Atomanlagen Frankreichs installiert sind, können die kleinen, tieffliegenden Geräte nicht erfassen. "Meist ist es schon zu spät, wenn man die Drohne sehen kann", teilte das Innenministerium mit. Auch der bekannte französische Flugsicherheitsexperte und Kriminologe Christophe Naudin meint, die Sicherheitsbehörden hätten bisher "kein Gegenmittel" gegen diese Fluggeräte.
Wachpersonal soll die Drohnen abschießen
Nach anfänglicher Beschwichtigung hat die sozialistische Regierung in Paris an das Gendarmerie-Wachpersonal der AKWs nun die Devise ausgegeben, die anfliegenden Mini-Drohnen zu zerstören. An die Polizisten sei Schrotmunition verteilt worden, die sie mit ihren Gewehren abschießen könnten, "wie bei der Jagd nach kleinen Wildtieren", so Naudin. Doch selbst wenn die Drohnen zerstört werden, bleibt die Frage offen, wer ihre Hintermänner sind.
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