"Ich war verloren"

Lebenslange Haft für Messermord an Ehefrau in Wien

Österreich
28.10.2013 14:39
Weil er seine Frau im Juni auf offener Straße vor den Augen zahlreicher Passanten in Wien-Simmering mit einem Fleischermesser erstochen hatte, ist am Montag ein 54-Jähriger am Straflandesgericht zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Der gemeinsame Sohn (2) hatte die Bluttat mit ansehen müssen. Der 54-jährige Fazli M. erklärte vor Gericht, er habe seine 35-jährige Frau "erschrecken" wollen. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

Nachdem ihr Mann sie zum wiederholten Mal verprügelt hatte, war Amida M. wenige Wochen vor der Bluttat mit dem gemeinsamen Sohn ins Frauenhaus geflüchtet. Fazli M. wollte ihre Trennungsabsichten jedoch nicht hinnehmen.

Als die 35-Jährige dann am 20. Juni 2013 zusammen mit ihrem Kind und einer Freundin gegen 7.30 Uhr einen Behördenweg erledigen und den Buben anschließend in den Kindergarten bringen wollte, lauerte ihr der Ehemann auf der Simmeringer Hauptstraße auf. Er hatte gewusst, dass die Frau an jenem Tag vom Magistrat ihr Visum abholen wollte.

Angeklagter: "Ich war verloren"
"Ich habe die ganze Nacht nicht geschlafen. Ich habe die ganze Zeit darüber nachgedacht, wie ich sie dazu überreden kann, dass wir wieder zusammenleben. Ich war verloren", sagte der Angeklagte am Montag im Grauen Haus einem Schwurgericht. Er habe seine Ehefrau "erschrecken" wollen, erzählte der 54-Jährige weiter. Daher habe er das Fleischermesser mit einer Klingenlänge von 24 Zentimetern in ein Plastiksackerl gegeben und mitgenommen.

Als er seine Frau erblickte, fasste er ihr auf die Schulter und riss sie zurück. Er verlangte, sie möge mit ihm in einen nahe gelegenen Park gehen und reden. Sie lehnte das jedoch ab. Er wurde daraufhin aggressiv. Die Freundin der Mutter schob den Kinderwagen auf die Seite, nahm den Zweijährigen heraus und rief um Hilfe. Zu diesem Zeitpunkt hatte Fazli M. seine Frau, die aus Angst davonlaufen wollte, schon zu Boden geworfen und das Fleischermesser gezückt. Sie versuchte noch aufzustehen, doch der Mann drückte sie zu Boden und kniete sich mit dem Messer neben sie.

Ehefrau mit mindestens neun Messerstichen getötet
Mindestens neun Mal stach er dann laut Gerichtsmediziner Wolfgang Denk auf die 1,57 Meter große und 60 Kilogramm schwere Frau ein. Ein einziger Hieb durchtrennte den Oberarm der Frau, drang ihr in die Brust und eröffnete einen 13 Zentimeter langen Stichkanal.

Obwohl ein beherzter Augenzeuge aus seinem Auto sprang und der mitten auf der Fahrbahn liegenden Frau zu Hilfe eilte, indem er dem Angreifer in den Rücken trat, ihm das Messer entwand und den Mann mithilfe eines couragierten Schülers, der am Weg zum Unterricht war, fixierte, hatte die 35-Jährige keine Überlebenschance. Sie verblutete noch am Tatort. Ihr zweijähriger Sohn musste das Drama mit ansehen - ein Zeuge schilderte, wie der Kleine am Gehsteig stand und "Mama, Mama!" rief.

"Ich wollte sie überreden, nach Hause zurückzukommen"
"Ich hatte keine Absicht, meine Frau zu töten. Ich wollte sie überreden, nach Hause zurückzukommen", gab sich der Angeklagte reumütig. Er habe die Frau geliebt. Die Geschworenen befanden den 54-Jährigen dennoch des Mordes für schuldig. Der Schuldspruch fiel mit 6:2 Stimmen deutlich, aber nicht einstimmig aus. Fazli M. meldete Berufung gegen die Strafhöhe an, das Urteil ist damit nicht rechtskräftig. Der Zweijährige wächst nun als Halbwaise bei Pflegeeltern auf.

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