Doch nicht frei

Verwirrung um zwei entführte Bischöfe in Syrien

Ausland
24.04.2013 12:17
Ungewissheit und Verwirrung herrscht derzeit über den Verbleib der am Montag im Norden Syriens entführten christlichen Bischöfe. Nach Angaben der griechisch-orthodoxen Erzdiözese Aleppo von Mittwochvormittag sind die beiden Geistlichen noch immer nicht befreit. Am Dienstagabend hatten oppositionsnahe Pressedienste und internationale Nachrichtenagenturen von einer Freilassung berichtet. Dem widersprach nun jedoch ein Sprecher der Erzdiözese: "Was wir sagen können, ist nur, dass sie nicht befreit sind."

Wie es aus der Stiftung "Pro Oriente" am Mittwoch hieß, hätten Vertreter der Opposition am Dienstag erklärt, die Bischöfe seien an der Frontlinie freigelassen worden. Sie hätten dort die Möglichkeit gehabt, nach Aleppo zurückzukehren. Allerdings kam keiner von ihnen bis Mittwochmittag in der Stadt an.

Die Hintergründe der Entführung sind weiterhin unklar. Das Oberhaupt der syrisch-orthodoxen Kirche im nordsyrischen Aleppo, Mar Gregorios Yohanna Ibrahim (rechts im Bild), sowie das dortige Oberhaupt der griechisch-orthodoxen Kirche, Bulos Yazigi (links im Bild), waren am Montag in einem von Rebellen kontrollierten Gebiet westlich von Aleppo angegriffen und verschleppt worden.

Die Freie Syrische Armee distanzierte sich von der Entführung. Es wird vermutet, dass eine von Ausländern gegründete Islamisten-Brigade dafür verantwortlich ist. Die syrisch-orthodoxe Diözese erklärte am Dienstag, bei den Entführern handle es sich um "tschetschenische Dschihadisten", ohne allerdings Angaben zu machen, worauf diese Aussage beruhte.

Kidnapper fordern Freilassung von Rebellen
Nach Angaben des Aramäischen Weltrates mit Sitz in Schweden hatten die Entführer der beiden Bischöfe mit den betroffenen Kirchen in Syrien Kontakt aufgenommen. Die Kidnapper forderten kein Lösegeld, sondern die Freilassung von Rebellen.

Glaubensvertreter weltweit hatten sich bestürzt und entrüstet über den Zwischenfall gezeigt. Die Entführung sowie die Ermordung des Fahrers der Bischöfe sei eine "dramatische Entwicklung der tragischen Situation", hieß es etwa in einer Vatikan-Erklärung vom Dienstag.

Geistlicher prophezeit "Verlierer auf beiden Seiten"
Ibrahim hatte sich im vergangenen November in Wien aufgehalten und erklärt, in dem "schmutzigen Krieg innerhalb von Syrien" werde es "auf beiden Seiten nur Verlierer" geben. Er warnte zugleich vor einer ethnischen oder religiösen Spaltung Syriens und sprach sich trotz allen Leides gegen einen gezielten Exodus der Christen aus ihrer historischen Heimat aus.

Etwa ein Zehntel der 23 Millionen Syrer sind Christen. Der zum Bürgerkrieg ausgewachsene Aufstand gegen Präsident Bashar al-Assad, der seit mehr als zwei Jahren andauert und mittlerweile rund 70.000 Menschenleben gefordert hat, wird unter anderem von radikalen Islamisten getragen.

EU lockert Ölembargo in Rebellengebieten
In der Frage um eine Unterstützung der syrischen Rebellen gab es am Montag eine Einigung der EU-Staaten. Die Außenminister der Mitgliedsstaaten beschlossen eine Lockerung des Ölembargos gegen Syrien und gaben damit grünes Licht, die geltenden Export- und Investitionsbeschränkungen für die Gebiete unter Rebellenkontrolle aufzuheben.

Die Lockerung des Embargos werde den wirtschaftlichen Wiederaufbau fördern, sagte der deutsche Außenminister Guido Westerwelle. Es gehe darum, der oppositionellen Syrischen Nationalen Koalition "eigene Einnahmequellen zu erschließen". Die Menschen in Syrien könnten dann sehen, "dass es eine wirkliche Alternative zum Regime von Assad gibt", fügte Westerwelle hinzu. Das Ölembargo war Anfang September 2011 in Reaktion auf das gewaltsame Vorgehen Assads verhängt worden.

Weiterhin keine Einigung auf Waffenlieferungen
Keinen Fortschritt gab es hingegen in der Frage, ob die Rebellen auch mit Waffen unterstützt werden sollen, was Frankreich und Großbritannien befürworten. Österreichs Außenamtsstaatssekretär Reinhold Lopatka bekräftigte am Montag beim Treffen der EU-Außenminister in Luxemburg die ablehnende Haltung gegen eine Aufhebung des EU-Waffenembargos. "Unsere Haltung bleibt klar ablehnend", so Lopatka. Eine Lockerung der Wirtschaftssanktionen wiederum begrüße Österreich.

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