"Krone"-Interview

Lucas Mutter beteuert: “Ich bin unschuldig!”

Österreich
24.11.2007 16:23
Erstmals nimmt jetzt die Mutter des zu Tode geprügelten Luca zu den schweren Vorwürfen gegen sie Stellung. Im "Krone"-Interview beteuert die junge Frau: "Ich habe niemals Verdacht geschöpft. Ich schwöre, ich bin schuldlos. Nie hätte ich geduldet, dass jemand meinen Kindern etwas zuleide tut", versucht sie sich nach der Veröffentlichung der Misshandlungsfotos zu rechtfertigen. Lucas leiblicher Vater, der sogar Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs erhebt, will, dass sein Sohn in Kufstein in Tirol und nicht in der Heimatgemeinde der Mutter beerdigt wird. Indes hat die Innsbrucker Staatsanwaltschaft Ermittlungen gegen die Jugendwohlfahrt eingeleitet.

Polizeioberst Franz Polzer, Leiter des niederösterreichischen Landeskriminalamtes bestätigte am Samstag, dass eine gerichtsmedizinische Untersuchung wegen des Verdachts auf sexuellen Missbrauch angeordnet worden ist. Sobald das Ergebnis vorliegt, wird es an die Justiz übermittelt. Dass bei dem Fall Missbrauch eine Rolle spielen könnte, sei von Anfang an im Raum gestanden, sagte Polzer.

Am Donnerstag sind die erschütternden Bilder aufgetaucht. Die Fotos zeigen den im November in einem Wiener Krankenhaus verstorbenen Buben, der massive Verletzungen aufweist, ein halbes Jahr vor seinem Tod. Georg Zanger, der Anwalt von Lucas Vater hat schwere Vorwürfe gegen die Behörden erhoben. Die Verletzungen zeigten "offenbar systematische Misshandlungen", so der Jurist in einer schriftlichen Stellungnahme. 

Anwalt zweifelt an Unschuld der Mutter
"Noch unverständlicher ist es aber, dass trotz der ausdrücklichen Forderung des Krankenhauses, den kleinen Buben der Kindesmutter nicht auszufolgen, Luca nach Überstellung an die Klinik in Innsbruck der Mutter übergeben wurde", kritisierte der Jurist. Noch dazu habe der Vater von Luca bei seinen Interventionen am Jugendamt in Innsbruck darauf hingewiesen, dass die Frau, die jetzt ihre Unschuld beteuert, schon früher gegenüber seinen älteren Kindern tätlich geworden sei, wie Zanger schilderte. Diese seien nun im Hauptschulalter und entstammten einer anderen Beziehung.

Für den Anwalt ist es unverständlich, dass das zweite, ältere Kind der Frau nach den Vorfällen nun gemeinsam im Haushalt der Großmutter lebe. "Es ist unvorstellbar, dass die Kindesmutter von den zahlreichen Verletzungen keine Kenntnis hatte, und die Wahrscheinlichkeit ist sehr hoch, dass die Mutter aktiv an den Misshandlungen beteiligt war", meint er.

Sein Mandant habe sich dem Strafverfahren gegen die Kindesmutter und deren Lebensgefährten in Korneuburg als Privatbeteiligter angeschlossen. Dort werde auch zu prüfen sein, wieso die Kindesmutter weiter auf freiem Fuß sei und an der Obsorge ihres zweiten Kindes nicht gehindert werde. Darüber hinaus hat der Kindesvater Anzeige gegen unbekannte Täter bei der Staatsanwaltschaft Wien eingereicht, sodass das Verhalten des Verantwortlichen der Jugendämter in Mödling und in Innsbruck sowie der befassten Psychologen auch eine strafrechtlichen Überprüfung unterzogen werden kann.

Tiroler Jugendwohlfahrt schaltete Justiz ein
Die Tiroler Jugendwohlfahrt hat den Akt Luca der Innsbrucker Staatsanwaltschaft mit der Bitte um "strafrechtliche Beurteilung" übergeben. Dies wurde am Freitag bekannt. Das Landeskriminalamt Tirol wurde von der Staatsanwaltschaft mit Vernehmungen beauftragt.

Die Jugendwohlfahrt hatte am Dienstag - nicht zuletzt aufgrund der medialen Berichterstattung - das entsprechende Schreiben an die Staatsanwaltschaft übermittelt. Die Behörde sei um "maximale Transparenz und Aufklärung" im Fall Luca bemüht, betonte der Vorstand der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit im Amt der Tiroler Landesregierung, Thomas Schönherr. Die "vorbehaltlose Offenlegung aller Fakten" soll der lückenlosen Aufklärung dienen.

"Es wird in alle Richtungen ermittelt", erklärte der Leitende Oberstaatsanwalt Eckart Rainer am Freitag. Bereits von der Polizei befragt wurde der leibliche Vater von Luca. Folgen soll noch die Einvernahme der zuständigen Ärzte. Außerdem wird die Krankengeschichte des Buben eingeholt. Dann könne man entscheiden, ob ein Versäumnis der Jugendwohlfahrt vorgelegen habe oder nicht. Die Überprüfungen sollen in zwei bis drei Wochen abgeschlossen sein.

Kdolsky kündigt Novelle an
Der Fall Luca wird sich laut Familienministerin Andrea Kdolsky auf geplante Änderungen im Jugendwohlfahrtsgesetz auswirken. Anlässlich dieses "sehr tragischen" Ereignisses, das ernst genommen werden müsse, werde es im ersten Halbjahr 2008 eine große Novelle geben, sagte die Politikerin am Freitag am Rande des Gesundheitsausschusses im Parlament.

Sinnloser Tod eine Kindes
Der Bub war am 3. November im Wiener SMZ-Ost Spital an den Folgen eines Gehirnödems gestorben. Eine Obduktion ergab Fremdverschulden. Als Hauptverdächtiger gilt Fritz D., ein 23-Jähriger aus dem Bezirk Wien-Umgebung. Er ist der Freund der aus dem Tiroler Bezirk Schwaz stammenden 22 Jahre alten Kindesmutter, gegen die auch ermittelt wird. D. leugnet, das Kind misshandelt zu haben, er sagt, es war ein Unfall.

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