Festival-Auftakt

Rock in Vienna: Rammstein heizten 45.000 Fans ein

Musik
04.06.2016 02:10

Wiederholung geglückt. Rund 45.000 Fans fanden sich zum Auftakt des zweiten Rock in Vienna auf der Donauinsel ein und sorgten für eine bombastische Frühsommerstimmung. Dank den deutschen Top-Stars Rammstein und starken Shows von Slayer und Co. bilanzierten die Veranstalter bereits zum Auftakt positiv.

(Bild: kmm)

Die Premiere im letzten Jahr hat sich bewährt, insofern wurde die zweite Auflage des Rock in Vienna nur in Nuancen optimiert. So wurde das eher rustikale und dürftige Gastro-Angebot ordentlich ausgebaut, bietet man mit der "Jolly Roger Stage" auch heimischen und internationalen Newcomern eine Spielwiese und hat sich auch beim Bühnendesign wieder etwas einfallen lassen. Die "Soul Stage" (Hauptbühne) zieren die Konterfeis der verstorbenen Musiklegenden David Bowie und Lemmy Kilmister (Motörhead), die "Mind Stage" Nobelpreisträger Erwin Schrödinger.

Kurz, aber knackig
Mit einem derart bombastischen Publikumsauflauf zu Festivalbeginn hätten nicht einmal die kühnsten Optimisten gerechnet. Rund 45.000 Fans ließen sich die Chance nicht entgehen, die deutsche Industrial-Metal-Schmiede Rammstein nach dreijähriger Österreich-Abwesenheit live zu erleben. Für die angekündigte, opulente Pyrotechnikshow musste gar das Bühnendesign optimiert werden, die Kultband rund um den exzentrischen Frontmann Till Lindemann will es noch einmal genau wissen. Dem dichten Programm ist es geschuldet, dass sich die Setlist auf die größten Hits beschränkt, was der Spielfreude bei der erst zweiten Open-Air-Show der Festivaltour aber keinen Abbruch tut.

Dem Publikum wird von Anfang an eingeheizt, denn die Feuerschwaden wachsen aus allen Ecken und Enden. Während "Feuer frei!", "Mein Herz brennt" oder "Zerstören" ziehen Flammenmeere über die Bühne, sogar beim FOH-Turm im Konzertgelände lassen es Rammstein gerne brutzeln. Die optische Komponente soll nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Band auch musikalisch immer noch voll im Saft steht. Angeführt von Zeremonienmeister Lindemann, der mit abstrusen Verkleidungen und seiner einzigartigen Mixtur aus exaltiert-erschreckender Mimik und Gestik für die theatralischsten Momente des Eröffnungstages sorgt, spielen sich Rammstein auch ohne neue Songs in einen Spielrausch, der audiovisuelle Höchstleistungen garantierte.

Soundprobleme
Die Performance an sich erwies sich zwar die meiste Zeit als routiniert und wenig aufregend, doch dank der optischen Gustostückerl und des stringenten Zusammenspiels könnte man die Auftaktheadliner durchaus schon jetzt als Festival-Gewinner bezeichnen. Kurze Aufregung gab es nur im Zugabenteil, als bei "Sonne" das Mikro von Lindemann ausfiel und es nicht geschafft wurde, rechtzeitig Ersatz zu besorgen. Der sichtlich genervte Frontmann ließ sich davon aber nicht entmutigen und stimmte mit markanter Reibeisenstimme das akustische "Ohne dich" an, bevor die "Engel" das feierwütige Publikum in die Wochenend-Nacht entließen. Ein etwas kurzes, aber umso intensiveres Vergnügen, dass einmal mehr bewies, dass Rammstein in ihrer ganz eigenen Liga spielen.

Technische Probleme gab es auch am Ende der Thrash-Metal-Heroen von Anthrax, denen plötzlich die Soundcheck-Tonspur der daneben vorbereitenden Babymetal eingebastelt wurde. Scott Ian und Co. umschifften die offensichtliche Panne aber grandios und lieferten einen von vielen fabelhaften Gigs dieses Tages aufs Donauinsel-Parkett. Tadellos und souverän war vor allem der Auftritt der US-Thrash-Legende Slayer, die nicht nur mit einer grandiosen Setlist ("War Ensemble", "South Of Heaven", Reign In Blood") auftrumpfte, sondern sich ungewohnt humorig zeigte. Sänger und Weihnachtsmann-Look-A-Like Tom Araya, sonst eher für stoisches Bühnenschweigen bekannt, zeigte sich von der Menge der Anwesenden begeistert, scherzte bereitwillig über die danach kommenden Rammstein und kündigte mit der Serienmörder-Nummer "Dead Skin Mask" den "Slayer-Love-Song" an. Da passte es nur zu gut, dass sich ein Regenbogen am Firmament bildete - das letzte Überbleibsel von nur wenigen Tropfen Regen. Entgegen aller Erwartungen hielt der Himmel seine Schleusen dicht.

Milder Kontrast
Prekär war die Wettersituation ausgerechnet während der actionreichen "Red Bull Skydive"-Show, während der sich vier professionelle Fallschirmspringer mitten in das Publikum stürzten und dem musikalischen Festival damit eine Art gehobenes Jahrmarktfeeling bescherten. Die finnische Cellisten-Truppe von Apocalyptica ist längst darüber hinaus, hat man sich im Laufe der Jahre mit der klassischen Umsetzung von kultigen Metal-Songs doch eine treue Fanbase erspielt. Die hauptsächlich aus Metallica-Songs ("Seek And Destroy", "Master Of Puppets") bestehende Performance zeigte sich als abwechslungsreiches Kontrastprogramm zum meist doch recht wilden Treiben des ersten Tages.

Dazu zählten auch die schwedischen Electro-Metaller Pain, deren Frontmann Peter Tägtgren - so wie Slayer-Gitarrist Kerry King - an diesem Tag Geburtstag feierte und zur Belohnung genauso ein "Happy Birthday"-Ständchen wie eine Torte ins Gesicht geklatscht bekam. Die spontan ins Mikro gesprochene Antwort "Fuck. Now I’m black" sorgte offensichtlich für Verwirrung und Sprachlosigkeit, wurde aber recht schnell vom großen Bandhit "Shut Your Mouth" übertönt. Die Hoffnung auf einen spontanen Auftritt von Tägtgrens Kumpel Till Lindemann erfüllte sich übrigens nicht. Irgendwo zwischen abstrus und obskur war der zweite Österreich-Auftritt von Babymetal (Premiere: beim Rock in Vienna 2015) einzuordnen - drei minderjährige Sängerinnen, die mit kuriosen Tanzeinlagen über die Bühne stolzieren und von einer an Dragonforce erinnernden Band getragen werden. Erschreckend und faszinierend zu gleich.

Vorsorge für 2017
Mit Punk-Ikone Iggy Pop, Biffy Clyro, Mando Diao und Co. geht es am zweiten Tag wesentlich gemütlicher und alternativer weiter. Jubelmeldung für alle Rock-in-Vienna-Fans - die ersten Tickets für die 2017er-Ausgabe können zum Spezialpreis von 95 Euro bereits an der Abendkassa am Festivalgelände erstanden werden.

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