Was steckt dahinter?

Ölziehen: Alte Heilmethode erlebt ein Revival

Gesund
07.04.2014 14:02
Das Ölziehen oder Ölkauen ist eine seit Jahrtausenden in der ayurvedischen Medizin praktizierte Heilmethode. Doch seit Kurzem erlebt die Entgiftungskur, bei der man den Mund mit Pflanzenölen spült, ein Revival. Befürworter der Methode preisen ihre heilende Wirkung, medizinisch nachgewiesen ist diese aber nicht.

Beim Ölziehen wird ein- bis dreimal täglich ein Esslöffel Sesam-, Kokos-, Oliven- oder Sonnenblumenöl für jeweils 20 Minuten im Mund und zwischen den Zähnen hin- und hergespült. Dabei geht man in der traditionellen indischen Heilkunst Ayurveda davon aus, dass das Öl verschiedene Krankheitserreger im Mund anzieht, die gelöst und später ausgespuckt werden. Das Öl gelangt auch in schwer erreichbare Taschen unter dem Zahnfleischrand, wo sich häufig schädliche Bakterien ansiedeln.

Ganz klar, die ölige Methode ist nicht jedermanns Sache. Doch wer sich überwindet, kann durchaus positive Auswirkungen auf seine Gesundheit feststellen. Neben einer Stärkung von Zahnfleisch und Zähnen berichten Anwender sogar von Abhilfe bei Kopfschmerzen, Hautproblemen, Rheuma, Arthrose sowie eine Besserung von Blasen- und Nierenleiden.

Das Öl niemals schlucken!
Oberstes Gebot dabei: Das Öl niemals schlucken! Nach 15 bis 20 Minuten wird die Flüssigkeit zusammen mit den ausgeschwemmten Krankmachern ausgespuckt. Anschließend mehrmals mit Wasser nachspülen und danach wie gewohnt die Zähne putzen – fertig!

Da die Konzentration von Krankheitserregern im Mund morgens am höchsten ist, solle man das Ganze am besten sofort nach dem Aufstehen hinter sich bringen – auch wenn man sich am Morgen Schöneres vorstellen kann, als mit dickflüssigem Öl im Mund durch die Wohnung zu laufen.

Langzeitstudien fehlen
Fans der Methode schwören auf die ölige Therapie. Ein langfristiger, wissenschaftlicher Nachweis der Wirkung fehlt allerdings bisher. Leidglich das Global Healing Center im US-Bundesstaat Texas, das sich auf die Vermarktung von alternativmedizinischen Produkten spezialisiert hat, berichtet von einer Studie, die eine Verbesserung des Bakterienmilieus im Mund durch Ölziehen gezeigt haben sollen.

"Bei einer im 'African Journal of Microbiology Research' veröffentlichten Studie aus dem Jahr 2008 zeigte sich eine deutliche Reduzierung der Bakterien im Mund sowie eine insgesamt erkennbare Minderung der Karies-Anfälligkeit. Weiterhin wurde die antibakterielle Wirkung des Sesamöls untersucht – es erwies sich als wirksam gegen Streptococcus mutans im Mundraum", heißt es dort. Die Studie wurde allerdings nur über eine Dauer von 40 Tagen durchgeführt.

Finger weg von Billig-Ölen!
Wie bei vielen Naturheilmethoden gibt es also auch hier keine ausreichenden wissenschaftlichen Belege der Wirksamkeit. Wer sich dennoch überwinden und die ölige Prozedur testen möchte, sollte nur besonders hochwertige Pflanzenöle verwenden. Denn bei einigen Billig-Ölen aus dem Supermarkt wurde in der Vergangenheit eine Verunreinigung mit Schadstoffen festgestellt. Hier lohnt es sich also durchaus, etwas teurere Produkte aus dem Reformhaus oder vom Bauernmarkt zu verwenden, wenn man den Mund "richtig voll nehmen" will.

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