Zwei-Klassen-Netz

Schnelles Surfen künftig nur gegen “Extramarie”?

Web
25.10.2012 10:28
Telekombetreiber in der EU wollen offenbar vom Prinzip der Netzneutralität abrücken und nicht nur aus zwingend technischen Gründen den Datenverkehr steuern, warnt die AK vor einem Trend zum Zwei-Klassen-Internet. In der Praxis würde dies bedeuten: Wer mehr zahlt, für den soll's im Internet künftig flotter gehen und Übertragungsgarantien geben. Die Kehrseite der Medaille: Den anderen Nutzern stünde das Internet nur eingeschränkt zur Verfügung, wenn sich Daten wegen knapper Kapazitäten im Netz stauen.

Die Mehrzahl der Internetnutzer hat schnelle Breitbandzugänge ins Netz. Die Betreiber steuern den Datenverkehr dabei so, dass Engpässe rasch beseitigt werden und Datenstaus meist gar nicht entstehen. Das läuft für Konsumenten unbemerkt ab. Einige Betreiber in der EU wollen den ständig wachsenden Datenverkehr der Kunden und Internetzugang zu Dienste- und Webseitenbetreibern laut AK aber offenbar stärker steuern.

"Konsumenten könnten künftig gedrängt werden, für einen unbeschränkten Netzzugang mehr zu zahlen, damit ihre Daten bevorzugt transportiert werden. Bei günstigen zweitklassigen Zugängen wäre mit Sperren und Tempodrosselungen etwa je nach Dienst, Website, Tageszeit zu rechnen", befürchtet Konsumentenschützerin Daniela Zimmer. "Das kann nicht sein. Außerdem wird das ohnehin schon komplexe Angebot für Kunden undurchschaubar." Steuernde Eingriffe in den Datenstrom sollten nur aus zwingend technischen Gründen zulässig sein, für Zwecke der Datensicherheit und Netzintegrität, so Zimmer.

Drosselung laut Studie schon jetzt Realität
Schon jetzt hätten es Netzbetreiber in der Hand, unliebsame Konkurrenten vom Markt zu verdrängen. Als Beispiel führt die AK Angebote für Internettelefonie wie Skype an – sogenannte "Voice over IP"(VoIP)-Dienste -, die Sprachkommunikation über das Internet ermöglichen und damit für viele Betreiber lästige Konkurrenz sind.

Eine Studie des Gremiums der europäischen Telekomregulatoren, BEREC, habe demnach ergaben, das 28 von 115 befragten Mobilfunkbetreiben in der EU in irgendeiner Weise den zu Zugang zu VoIP-Diensten einschränkten – etwa durch Blockieren oder Drosseln der Geschwindigkeit. Bei Peer-to-peer Plattformen seien es sogar 41 Mobilfunkbetreiber.

AK fordert unlimitierten Internetzugang
"Verbraucher erwarten sich einen offenen, unlimitierten Internetzugang und genug Bandbreite für eine angemessene Transfergeschwindigkeit", sagte Zimmer. Anstatt zwei Klassen zu erzeugen, sollte der Bandbreitenausbau vorangetrieben werden, damit längerfristig alle Interessenten genug Bandbreite zur Nutzung eines uneingeschränkt offenen Internetzugangs haben, forderte die Konsumentenschützerin.

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