Künstliche Intelligenz ist in Österreichs Amtsstuben auf dem Vormarsch. So spürt etwa das Finanzministerium Steuerbetrüger mithilfe der KI auf. Besonders relevant ist das Thema für die Sicherheitsbehörden, und zwar in beiden Richtungen: als Bedrohung und als Chance. Die „Krone“ hat sich angeschaut, in welchen Bereichen die Ministerien und deren die Beamtenschaft auf die KI setzen.
Das Finanzministerium braucht ja bekanntlich zur Budgetsanierung viel Geld. Durch Steuerhinterziehung entgehen dem Staat jedes Jahr bis zu 15 Milliarden Euro!
Um sich zumindest einen Teil davon zu holen, ist das Finanzministerium erfinderisch geworden und geht mit einer eigenen Spezialeinheit, der Predictive Analytics Competence Center (PACC), die mit künstlicher Intelligenz „bewaffnet ist“, auf die Jagd nach Steuerbetrug und Compliance-Verstößen.
Im Jahr 2024 wurden durch die Risikomodelle des PACC in Summe rund 6,6 Millionen Fälle aus den unterschiedlichsten Bereichen der Steuerverwaltung überprüft und rund 354 Millionen Euro an Steuermehreinnahmen erzielt.
Fündig wurde die Spezialeinheit in allen Bereichen der Finanzverwaltung. So wurden beispielsweise falsche Angaben bei Arbeitnehmerveranlagungen ebenso aufgedeckt wie Betrugsversuche bei der Einkommens-, der Körperschafts- oder auch bei der Umsatzsteuer.
Darüber hinaus wurden rund 23,4 Millionen Fälle im Hinblick auf Compliance -Verstöße überprüft, wobei es sich vor allem um die Identifikation von zu Unrecht beantragten und bezogenen Beihilfen und Leistungen sowie von Scheinunternehmen handelte.
Die KI identifiziert dabei potenzielle Betrugs-Fälle, die dann geprüft werden. Man stützt sich bei der Ausforschung auf historischen Daten, Finanzdaten und anderen relevanten Informationen.
„Wollen in Zukunft noch mehr KI einsetzen“
„Ebenso wie sich betrügerische Energien ständig ändern und weiterentwickeln, muss sich auch die Betrugsbekämpfung moderner Methoden bedienen. Um Formen von Steuerbetrug zu erkennen, wollen wir in Zukunft noch mehr KI einsetzen“, sagt Finanzminister Markus Marterbauer (SPÖ). Im Herbst soll ein Steuerbetrug-Bekämpfungspaket vorgestellt werden. „Betrugsbekämpfung ist eine Frage der Gerechtigkeit. Wer betrügt, schadet nicht nur dem Staat, sondern allen ehrlichen Steuerzahlerinnen und Steuerzahlern“, so der Finanzminister.
Künstliche Intelligenz auch bei Radikalisierung im Spiel
Eine besonders große Rolle spielt die KI im Sicherheitsbereich. Einerseits kann die Polizei mithilfe von KI große Datenmengen abarbeiten, das kommt oft bei Kinderpornografie vor. Gleichzeitig ist die Exekutive ständig mit neuen Methoden und Tricks der Cyberkriminallität konfrontiert.
Noch dramatischer ist die Lage bei der Terrorabwehr. Laut der Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN) steigt der gezielte Einsatz Künstlicher Intelligenz durch extremistische Gruppierungen stetig an. KI-gestützte Systeme könnten künftig genutzt werden, um personalisierte Radikalisierungsstrategien zu entwickeln und dadurch gezielt Einzelpersonen für extremistische Ideologien zu gewinnen.
Flut an Online-Inhalten kann nicht mehr manuell überprüft werden
Die enorme Menge an Online-Inhalten kann heute nicht mehr ausschließlich manuell überprüft werden. Daher ist davon auszugehen, dass große Plattformen und Sicherheitsbehörden zukünftig verstärkt auf automatisierte Werkzeuge zurückgreifen werden, die mittels maschinellen Lernens terroristische oder extremistische Inhalte erkennen und deren Entfernung anregen. Gleichzeitig besteht das Risiko, dass dieselben technologischen Fortschritte auch von extremistischen Akteuren adaptiert und missbraucht werden könnten.
Auf diese Entwicklungen will sich der österreichische Verfassungsschutz vorbereiten, betont der zuständige Staatssekretär, Jörg Leichtfried (SPÖ).
Auch im Innenministerium ist die KI ein großes Thema, vor allem bei der Auswertung riesiger Datenmengen. So kommt etwa im Kampf gegen Online-Kinderpornografie eine Hashwert-Datenbank zum Einsatz, die automatisierte Bildabgleiche ermöglicht. Dabei werden neu eingespielte Dateien mit bereits bekannten Hashwerten (das sind feste Zeichenketten oder Zahlenfolgen). Da sich dieselben Bilddateien oft immer wieder im Netz verbreiten, erkennt die Software diese als nicht-kinderpornografisches Material erkannten Duplikate und sortiert sie automatisch aus. Die eigentliche Bewertung der Inhalte – also die Frage, ob es sich tatsächlich um missbräuchliches Material handelt – liegt jedoch in der Verantwortung der Ermittler, betont das Ressort.
Ähnlich wie bei der Finanz wird also auch hier zunächst mir der KI vorsortiert und dann durch Fachbeamte einzeln geprüft. Durch den Einsatz dieser Software sparen die Ermittler wertvolle Zeit.
Auch im Verteidigungsministerium betont man, dass KI stets unterstützend wirke, jedoch niemals autonom entscheidungsbefugt eingesetzt werde. Ein zentrales Anwendungsfeld ist die Erkennung von Anomalien im Cyberbereich, die eine frühzeitige Identifikation von Angriffen ermöglicht. Weitere Einsatzbereiche finden sich in der Aufklärung durch die automatisierte Auswertung komplexer Informationslagen sowie Satellitendaten oder bei der Erstellung und Aktualisierung von Planungsdokumenten und Vorschriften.
„Die Analyse großer Datenmengen eröffnet neue Möglichkeiten, relevante Informationen schneller zu extrahieren, Muster zu identifizieren und damit im Kontext hybrider Bedrohungen die Grundlage für fundierte Lagebeurteilungen zu schaffen“, heißt es aus dem Verteidigungsministerium.
Haupteinsatzgebiet ist die Verwaltungsvereinfachung
In den meisten anderen personalintensiven Ministerien wird die KI hauptsächlich zur Verwaltungsvereinfachung eingesetzt, so auch im Bildungsministerium. Mithilfe der KI-gestützten Anwendung können die Bediensteten Fragen schnell beantworten, Texte und Bilder erzeugen. Zudem wird die Zusammenfassung und Übersetzung langer Texte sowie Transkription von Audiodateien und Echtzeitgesprächen angeboten. Diese hausinterne KI-Lösung sei mit dem Verwaltungspreis 2025 ausgezeichnet, betont das Ressort.
Für alle Lehrpersonen sowie Schülerinnen und Schüler stehe zudem das KI-Tool Microsoft Copilot kostenlos zur Verfügung. Die Online-Fortbildung KI-MOOC wird von der Virtuellen Pädagogischen Hochschule für alle Lehrpersonen in Österreich angeboten. Im Unterricht erfolgen die Auseinandersetzung mit dem Thema KI sowie die kritische Reflexion fächerübergreifend bzw. vertiefend ab der Sekundarstufe 1 im Pflichtgegenstand Digitale Grundbildung.
Kommentare
Liebe Leserin, lieber Leser,
die Kommentarfunktion steht Ihnen ab 6 Uhr wieder wie gewohnt zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
das krone.at-Team
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.