"Es war ein Blutbad"

Paris-Terror: “Schlimmer als bei ‘Charlie Hebdo'”

Ausland
14.11.2015 10:09
Frankreich steht nach der blutigen Terrornacht am Freitag unter Schock. Mehr als 150 Menschen wurden getötet, Hunderte verletzt. Nahezu zeitgleich hatten islamistische Attentäter in Paris an mehreren Orten Anschläge verübt. Präsident Francois Hollande verhängte den Ausnahmezustand. Ein französischer Journalist schildert den Anschlag in der Konzerthalle Bataclan: "Es war ein Blutbad!" Sicherheitskräfte vor Ort sagten: "Das ist schlimmer als bei 'Charlie Hebdo'."

Julien Pearce ist Journalist beim französischen Radiosender Europe 1 und war am Freitagabend bei dem Konzert der US-Rockband Eagles of Death Metal im Bataclan, als mehrere schwer bewaffnete Attentäter den Konzertsaal stürmten. "Die Menschen haben geschrien, gekreischt, und alle haben auf dem Boden gelegen", berichtete er nach der Anschlagserie im US-Fernsehsender CNN. Der Angriff habe zehn Minuten gedauert. "Zehn schreckliche Minuten, in denen alle am Boden lagen und ihre Köpfe geschützt haben."

Er habe "viele Schüsse" gehört, die Terroristen seien "sehr ruhig, sehr entschlossen" gewesen, berichtet Pearce. "Sie haben ihre Waffen drei oder vier Mal nachgeladen. Sie haben nicht gebrüllt, sie haben gar nichts gesagt." Die Attentäter seien ganz in Schwarz gekleidet und unmaskiert gewesen, berichtet Pearce. Einem von ihnen, einem jungen Mann im Alter von 20 oder 25 Jahren, habe er sogar ins Gesicht gesehen. Der Journalist überlebte den verheerenden Angriff nach eigener Aussage, weil er sich über die Bühne zu einem Ausgang retten konnte.

"Krieg mitten in Paris"
Frankreich befindet sich damit erneut in einem Schockzustand. Die Zeitung "Le Figaro" titelte: "Krieg mitten in Paris". Erst vor zehn Monaten hatte ein brutaler Überfall von islamistischen Terroristen auf die Satire-Zeitschrift "Charlie Hebdo" und einen jüdischen Supermarkt das Land erschüttert. "Das ist schlimmer als bei 'Charlie Hebdo'", sagte ein Mitglied der Sicherheitskräfte gegenüber der Nachrichtenagentur AFP.

Präsident Hollande rief im Fernsehen in einer Rede an die Nation den Ausnahmezustand aus. Zugleich sagte er dem Terrorismus "erbarmungslosen" Kampf an. Die Grenzkontrollen wurden verstärkt - auch mit Blick auf den Weltklimagipfel, zu dem Paris Ende des Monats Spitzenpolitiker aus aller Welt erwartet.

Notfallplan in Krankenhäusern
Die öffentlichen Krankenhäuser in Paris leiteten den sogenannten Plan blanc ein. Wie die Zeitung "Le Monde" auf ihrer Homepage Samstagfrüh schrieb, wurden alle Hospitäler in Alarmbereitschaft versetzt. Dasselbe gelte für Notfalldienste und alle weiteren öffentlichen Gesundheitseinrichtungen. Den "weißen Plan" gibt es seit 2004, er tritt nur in Ausnahmesituationen in Kraft.

Schulen, Universitäten, Behörden und zahlreiche Geschäfte bleiben am Samstag geschlossen. Sämtliche Schulreisen für das Wochenende wurden untersagt.

Die Band hat U2 ein für Samstag geplantes Konzert in der französischen Hauptstadt abgesagt. "Mit Fassungslosigkeit und schockiert haben wir die sich entwickelnden Ereignisse in Paris verfolgt", hieß es auf der Internetseite der Gruppe. "Wir sind am Boden zerstört angesichts der Toten beim Eagles-of-Death-Metal-Konzert." Wegen des andauernden Ausnahmezustands in Frankreich werde das Konzert daher nicht wie geplant stattfinden. Die Band sei aber entschlossen, es nachzuholen.

Video: Der Polizeieinsatz beim Geiseldrama

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