Anschlag auf Ex-Spion:

Moskau ließ britisches Ultimatum verstreichen

Ausland
14.03.2018 06:22

Russland hat das britische Ultimatum im Fall des Giftanschlags auf den Ex-Doppelagenten Sergej Skripal verstreichen lassen. Bis zum Ablauf der von der britischen Premierministerin Theresa May gesetzten Frist am frühen Mittwochmorgen (1 Uhr MEZ) gab es keine Reaktion aus Moskau. Allerdings hatte Russland bereits zuvor deutlich gemacht, man werde nicht auf das Ultimatum antworten, so lange man keine Proben des Gifts erhalte. May will nun mit dem Nationalen Sicherheitsrat über das weitere Vorgehen beraten.

May hatte Moskau am Montagabend aufgefordert, sich binnen 24 Stunden gegenüber der Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) zu erklären und darzulegen, wie das wohl aus sowjetischer Produktion stammende Gift nach Großbritannien gelangen konnte. Ansonsten drohten Konsequenzen, die May aber nicht näher ausführte.

May droht mit britischem Boykott der Fußball-WM
So bleibt unklar, welche Sanktionen Großbritannien plant. May hatte bereits damit gedroht, keine Regierungsvertreter zur Fußball-Weltmeisterschaft nach Russland zu schicken. Britische Medien wie die „Times“ halten eine Cyberattacke auf den Kreml für möglich. Eine andere Maßnahme könnte die Ausweisung von Diplomaten sein. Auch finanzielle Maßnahmen gegen Oligarchen, die Immobilien in London besitzen, seien denkbar.

Skripal und seine Tochter wurden am 4. März bewusstlos entdeckt
Skripal (66) und seine Tochter Yulia (33) waren am 4. März bewusstlos auf einer Parkbank in der südenglischen Kleinstadt Salisbury entdeckt worden. Sie befinden sich in einem kritischen Zustand. Bei dem Attentat war das in der früheren Sowjetunion produzierte, extrem gefährliche Nervengift Nowitschok verwendet worden. May hatte am Montagabend erklärt, dass aller Wahrscheinlichkeit nach Russland hinter dem Anschlag stecke. Rückendeckung erhielt Großbritannien unter anderem aus Deutschland, Frankreich, den USA und von der NATO.

Russland dagegen drohte mit Gegenmaßnahmen im Fall von Sanktionen. Das russische Außenministerium erklärte: „Jegliche Drohungen, Russland mit Strafmaßnahmen zu belegen, werden nicht unbeantwortet bleiben.“ Darauf müsse sich Großbritannien gefasst machen.

Außenminister Lawrow: „Russland ist unschuldig“
Der russische Außenminister Sergej Lawrow sagte: „Russland ist unschuldig.“ Er forderte einen kompletten Zugang zu den Ermittlungen und zu den verdächtigen Proben, um eine eigene Analyse der verdächtigen Substanz vorzunehmen. Moskau habe bereits eine offizielle Anfrage dazu gestellt. Russland sei bereit, mit Großbritannien auf OPCW-Ebene zusammenzuarbeiten. Die russische Botschaft in London bekräftigte, solange man keine Proben des Gifts erhalte, werde man auf das Ultimatum nicht antworten.

Russland hat nach eigener Darstellung zwischen 2002 und 2017 alle Chemiewaffen vernichtet. Die OPCW habe dies bezeugt, hieß es.

Briten wollen 14 Todesfälle mit Russland-Verbindung erneut untersuchen
Der aktuelle Fall erinnert an den Mord an dem Ex-Agenten und Kremlkritiker Alexander Litwinenko, der 2006 in London mit radioaktivem Polonium vergiftet worden war. Auch in diesem Fall führten die Spuren der Täter nach Moskau. Die Briten wollen nun weitere 14 Todesfälle im Land mit einer möglichen Verbindung nach Russland erneut untersuchen, wie Innenministerin Amber Rudd ankündigte. Die Fälle reichen teils mehr als zehn Jahre zurück. Darunter sind auch prominente Kritiker des russischen Präsidenten Wladimir Putin, etwa der Oligarch Boris Beresowski.

Russischer Exilant tot in London aufgefunden
Ein Vertrauter Beresowskis, der Geschäftsmann Nikolai Gluschkow, wurde vor wenigen Tagen tot in seinem Haus in London entdeckt. Die Todesursache war am Dienstag noch unklar. Die Anti-Terror-Polizei übernahm vorsichtshalber die Ermittlungen, sieht aber derzeit keine Verbindung zu dem Attentat in Salisbury. 2004 war Gluschkow in Russland zu drei Jahren und drei Monaten Haft nach Vorwürfen von Betrug und Geldwäsche verurteilt worden. 2010 erhielt er in Großbritannien Asyl.

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