Das freie Wort

Europas neue Verantwortung im Schatten der Drohnen

Der jüngste Angriff ukrainischer Spezialkräfte auf russische Militärflugplätze – gefeiert als „brillanter Erfolg“ durch Präsident Zelenskij – ist militärisch gesehen zweifellos bemerkenswert. Doch in einem geopolitischen Kontext ist es weit mehr als ein taktischer Coup. Es ist eine Mahnung an uns alle, dass wir uns am Rande einer neuen globalen Eskalationsspirale befinden. Wenn in Friedensverhandlungen Drohnen sprechen und Geheimdienste Bomben statt Worte senden, dann ist es nicht nur der Dialog, der scheitert – es ist das Vertrauen in eine regelbasierte Weltordnung. Die Ukraine verteidigt sich, ja. Doch Europa darf nicht nur applaudieren, wenn dabei Prinzipien ins Wanken geraten, auf die unser Kontinent jahrzehntelang gebaut hat: das Völkerrecht, die Diplomatie, die Wahrung einer Balance. Der Angriff trifft Russland militärisch, aber auch symbolisch tief – nicht nur wegen der zerstörten Bomber, sondern weil er eine neue Qualität des Krieges offenbart: unsichtbare Kriegsführung mitten im Herzen eines atomar bewaffneten Staates. Die Tatsache, dass dies einen Tag vor Friedensgesprächen geschah, macht es umso brisanter. Wer in der Nacht vor der Versöhnung zur Waffe greift, spielt mit dem Feuer. Europa steht inmitten dieser Flammen. Nicht als Brandstifter, aber auch nicht als bloßer Beobachter. Die Europäische Union muss sich fragen, wie sie Frieden fördert, ohne Partei im Schattenkrieg zu werden. Und sie muss endlich aufhören, Krieg und Frieden nur als außenpolitische Frage zu behandeln. Denn jeder dieser Angriffe kann morgen zur europäischen Realität werden – militärisch, wirtschaftlich, gesellschaftlich. Der Angriff ist ein strategisches Ausrufezeichen – aber das Echo darf kein Taubenschlag der Selbstgerechtigkeit sein. Wir brauchen mehr als Rhetorik: Wir brauchen eine europäische Friedensinitiative, die diesen Konflikt nicht nur verlängert, sondern ihn zu lösen versucht. Mit aller politischen Kraft, mit einem kühlen Kopf – und dem festen Willen, dass der nächste brillante Erfolg nicht ein Bombenangriff ist, sondern ein Waffenstillstand.

John Patrick Platzer, Viktring

Erschienen am Di, 3.6.2025

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