Gegen Online-Wahl

Polens Ex-Premier beleidigt Internetnutzer

Ausland
12.03.2008 17:51
Der Chef der oppositionellen, rechtskonservativen Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS), Jaroslaw Kaczynski, hat sich mit seinen Aussagen in einem Interview für die Partei-Website keine Freunde unter den polnischen Internet-Benutzern gemacht. Er hatte gesagt, dass sich Web-User leicht manipulieren ließen, Bier trinken und sich Pornofilme im Web anschauen. Laut PR-Experten ist die Aussage des Ex-Ministerpräsidenten "das Schlimmste", was der PiS seit der verlorenen Parlamentswahl vom Oktober 2007 passiert ist.

In dem Interview äußerte sich Kaczynski kritisch über die Idee, bei Wahlen die Stimmenabgabe im Internet zu ermöglichen. "Ich bin nicht positiv dazu eingestellt, dass ein junger Mensch, der vor einem Computer sitzt, sich Filme und Pornografie anschaut sowie Bier trinkt, abstimmt, wenn er vielleicht dazu Lust hat", sagte der PiS-Chef.

"Im 19. Jahrhundert stehengeblieben"
"Das zeigt, dass Jaroslaw Kaczynski im 19. Jahrhundert stehengeblieben ist, während die Welt vorwärtsgegangen ist. Das zeigt, warum er verloren hat", kommentierte Eryk Mistewicz, Experte für Polit-Marketing, gegenüber der Zeitung "Dziennik".

Der Soziologe Jaroslaw Flis meinte gegenüber der Zeitung, dass der PiS-Chef mit seiner Aussage am meisten sich selbst schade. "Diese Äußerung ist ein Zeichen der Trennung Kaczynskis von der Realität. Vielleicht ist es schon Zeit, in den politischen Ruhestand zu treten", so Flis.

Weder Führerschein noch Handy
Jaroslaw Kaczynski gilt als Mann mit Phobien gegen fortschrittliche Technologien. Im Wahlkampf war ihm im vorigen Herbst vorgehalten worden, er verfüge weder über einen Führerschein noch über ein eigenes Bankkonto noch über ein Handy.

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