Nach Zyklon "Sidr"

Bis zu 10.000 Tote in Bangladesch befürchtet

Ausland
18.11.2007 21:58
Vier Tage nach dem verheerenden Zyklon "Sidr" wird das ganze Ausmaß von Tod und Zerstörung immer deutlicher: Nach jüngsten Angaben der Behörden sind mindestens 2.400 Menschen ums Leben gekommen, Millionen Menschen sind obdachlos. Hilfsorganisationen gehen davon aus, dass noch mehr Tote gefunden werden, der Rote Halbmond spricht sogar von bis zu 10.000 Todesopfern. Hunderte Menschen würden noch vermisst. Die USA haben zur Unterstützung der Hilfs- und Rettungsarbeiten in den von einem Wirbelsturm verwüsteten Gebieten Bangladeschs zwei Schiffe mit Hilfsgütern entsandt.

Wie das Weiße Haus in einer am späten Samstagabend (Ortszeit) in Washington veröffentlichten Erklärung mitteilte, werde außerdem ein 18-köpfiges Ärzteteam, das sich bereits vor dem Zyklon in Bangladesch aufgehalten habe, vorerst im Land bleiben, um Hilfe zu leisten. Zwei Schiffe der US-Marine, die USS Essex und die USS Kearsarge, sollen 35 Tonnen Hilfsgüter ins Katastrophengebiet bringen.

Mehr als 5.000 Bewohner der am schlimmsten betroffenen Küstenregion im Süden des Landes wurden verletzt, rund drei Millionen Menschen sind obdachlos. Tausende Soldaten und zivile Helfer suchen nach Überlebenden.

UN stellt Millionen Dollar für Hilfe zur Verfügung
Die Streitkräfte schalteten sich mit Hubschraubern und Schiffen in die Versorgung Hunderttausender Menschen ein. Sie unterstützten damit den Einsatz internationaler Hilfsorganisationen. Der UN-Untergeneralsekretär für humanitäre Angelegenheiten, John Holmes, sagte, "Sidr" habe Existenzen, Wohnungen und Häuser zerstört, die Schäden seien "extrem schwer".

Die UN stelle mehrerer Millionen Dollar für Hilfsmaßnahmen zur Verfügung. Mitarbeiter des Ernährungsprogramms der Vereinten Nationen (WFP) und von privaten Hilfsorganisationen verteilten Lebensmittel an die Überlebenden. Da nach dem Wirbelsturm zahlreiche Straßen unpassierbar sind, ist die Transportunterstützung der Streitkräfte von großer Bedeutung, um alle betroffenen Küstenregionen zu erreichen.

Über 20.000 Häuser zerstört oder vernichtet
"Sidr" suchte am Donnerstag Bangladesch heim und verwüstete vor allem an der Küste ganze Landstriche. Mehr als eine Million Küstenbewohner wurden evakuiert. Holmes sagte, vermutlich seien mehr als 20.000 Häuser zerstört oder beschädigt worden. Unklar war nach seinen Angaben das Schicksal von 150 Fischerbooten, die auf dem Meer waren, als "Sidr" die Küste erreichte.

Im Dorf Scharanchola lief die Hilfe nur langsam an, wie ein Reporter der Nachrichtenagentur UNB berichtete. Einige Bewohner hätten stundenlang gewartet, um ein paar Kekse und Reis zu bekommen. "Wir haben alles verloren", sagte der Bauer Moschararf Hossain. "Wir können nirgendwohin." Im Landesinneren waren die Schäden geringer als an der Küste. Treotzdem war die Hauptstadt Dhaka am Samstag noch ohne Strom. "Sidr" war der schwerste Wirbelsturm in Bangladesch seit mehr als zehn Jahren.

Größter Mangrovenwald der Welt zerstört
Dem Tropensturm ist auch der größte Mangrovenwald der Welt zum Opfer gefallen. Der Zyklon richtete in den Sunderbans im Ganges-Delta, die zum Welterbe der Menschheit gehören und seltene Tiere wie Tiger und Flussdelfine beherbergen, nach Einschätzung von Experten eine Umweltkatastrophe an. Tausende wilde Tiere sind möglicherweise ertrunken, zahlreiche Vogelnester wurden zerstört und Mangroven entwurzelt. Die Sunderbans liegen auf dem Staatsgebiet Bangladeschs und Indiens und umfassen eine Fläche von 5.800 Quadratkilometern. Mangrovenwälder stellen einen natürlichen Schutz der Küsten vor Stürmen dar - "Sidr" mit seinen Windgeschwindigkeiten von bis zu 240 Stundenkilometern war jedoch zu stark, um ihm standzuhalten.

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