Zukunft? Zu schrill?

Abgefahrene Motorradausblicke der Tokyo Motor Show

Motor
27.10.2017 04:12

Ausländische Motorradhersteller sind auf der Tokyo Motor Show, die noch bis 5. November dauert, nach wie vor selten: Außer BMW und Harley-Davidson ergänzt nur der kanadische Hersteller Bombadier Recreational Vehicles BRP das Angebot der vier einheimischen Marken Honda, Kawasaki, Suzuki und Yamaha. Traditionell stehen dort neben neuen Serienmotorrädern aus dem Land der aufgehenden Sonne stets auch Konzeptfahrzeuge im Fokus, deren Verwirklichungschancen freilich oftmals gegen Null gehen.

(Bild: kmm)

Dieses Schicksal dürfte insbesondere einem Großteil jener Konzeptmodelle drohen, die den Yamaha-Stand zieren. Mit Hilfe der Studie Motoroid will die Marke mit den drei Stimmgabeln im Logo die Schaffung neuer Formen der persönlichen Mobilität erforschen. Wie ein Lebewesen soll Motoroid in der Lage sein, seinen Besitzer zu erkennen und mit ihm zu interagieren.

Angetrieben wird die Studie von einem Heck-Radnabenmotor, die Energieversorgung läuft über einen Lithium-Ionen-Akku. Trotz der Filigran-Bauweise unter reichlicher Verwendung von Carbon kommt nach Herstellerangaben ein Leergewicht von 213 Kilogramm zustande. Dass das Fahrzeug tatsächlich bereits eine ganze Reihe von Kilometern absolviert hat, zeigen nicht nur die von den Fahrerstiefeln stammenden Scheuerspuren an der Schwinge, sondern auch das Abriebbild der Bridgestone-Spezialreifen; äußerst ungewöhnlich ist mit 140/70 R 17 auch das Format des Frontpneus, während der hintere Reifen mit 190/55 R 17 ein unspektakuläres Format aufweist.

Einen hochinteressanten Anstoß liefert das vierrädrige Neigefahrzeug MWC-4. Es wird von Elektromotoren angetrieben, doch stellt ein Benzinmotor die Energieversorgung über längere Distanzen sicher. Zwei Personen sollen, hintereinander sitzend, einen hohen Fahrkomfort und eine außergewöhnliche Fahrdynamik genießen können. Denselben Neigemechanismus nutzt das Elektrofahrzeug Tritown mit seinen zwei kleinen Vorderrädern, das im Stehen gefahren wird und auf Kurz- oder Kürzeststrecken zum Einsatz kommen soll. Dank der zwei Vorderräder bleibt es auch im Stand aufrecht. Der Antrieb erfolgt über einen Radnabenmotor im Hinterrad.

Ein reines Technologie-Exponat stellt Motobot in seiner zweiten Version dar; es handelt sich um einen autonom Motorrad fahrenden Roboter, in dem sich laut Yamaha die neuesten Entwicklungen der Motorrad- und der Robotertechnologie vereinen. Der Motobot soll inzwischen in der Lage sein, auf der Rennstrecke eine Geschwindigkeit von über 200 km/h zu erreichen. Yamaha will mit ihm den in Firmendiensten stehenden MotoGP-Fahrer Valentino Rossi zu einem Rennen um die niedrigste Rundenzeit herausfordern, wie im Qualifying. Basis der Studie ist eine konventionell angetriebene Yamaha R1M.

Nur mittelbar mit Zweirädern zu tun hat die Yamaha Studie Cross Hub Concept, denn es handelt sich um einen vierrädrigen Pickup, der sich mit seiner tiefliegenden Ladefläche besonders gut für den Motorradtransport eignet. "Damit schlägt dieses Designkonzeptmodell die Brücke zur Freizeitwelt von Yamaha", heißt es lyrisch im Hersteller-Pressetext.

Honda sehr nahe an der Realität
Weitaus näher an der Realität sind verschiedene Fahrzeuge auf dem Honda-Stand. Unmittelbar vor der Markteinführung befindet sich der PCX Electric. Der besondere Clou des E-Scooters sind seine leicht herausnehmbaren und tragbaren Akku-Einheiten, sodass das Laden auch in einer Etagenwohnung erfolgen kann. Der elektrische PCX soll bereits nächstes Jahr in Japan und diversen asiatischen Märkten erhältlich sein. Dasselbe gilt für den PCX Hybrid: Der Scooter verwendet eine Hochleistungsbatterie und einen ACG-Starter, um den Verbrennungsmotor zu unterstützen. Das Hybridsystem ist nach Meinung von Honda extrem kompakt gehalten.

Völlig serienreif schaut die Honda Monkey 125 aus, angetrieben von einem Einzylindermotor. Die Studie erinnert an das legendäre Mini-Bike und ist mit einem LED-Scheinwerfer sowie digitalen Cockpitanzeigen ausgerüstet. Informationen über eine eventuelle Markteinführung gibt es jedoch nicht.

Nicht sehr viel Phantasie ist auch bei der Studie Neo Sports Café nötig, um in ihr ein attraktives Gedankenspiel eines Serienbikes zu erkennen. Besieht man sich die von einem wassergekühlten Vierzylindermotor mit einem Liter Hubraum befeuerte Neo-Retro-Studie, ist eine Umsetzung in die Praxis relativ leicht vorstellbar, denn es fehlen nur Spiegel, Kennzeichenträger und ein paar weitere Kleinigkeiten. Wir tippen auf einen Ersatz für die bereits ausgelaufene CB1000R.

Dagegen liegt eine Serienfertigung von Hondas Riding Assist-e noch in weiter Ferne; es verwendet die bereits vorgestellten Balance-Control-Technologien und kann deshalb nicht umfallen. Fernziel der Entwicklung dieses E-Motorrads ist es, das Fahren sicherer zu gestalten und Sturzrisiken zu minimieren.

(SPX)

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(Bild: kmm)



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