Anonyme Testkäufe

Weniger Schnaps für Jugendliche

Oberösterreich
24.10.2017 18:16

Wie ernst nehmen die heimischen Gastronomen, Lebensmittelhändler und Tankstellenshop-Pächter den gesetzlichen Jugendschutz? Um das herauszufinden, schickt das Land gezielt Unter-16-Jährige los, die dazu angehalten sind, versuchsweise Alkoholika einzukaufen. Die Halbjahresbilanz ist erfreulich: Die Zahl der schwarzen Schafe war stark rückläufig.

Die Test-Einkäufer sind zwischen 14 und 15 Jahre alt. In Lebensmittelgeschäften und Tankstellenshops gehen sie mit einer großen Flasche Wodka bzw. Schnaps (0,7 Liter) zur Kassa, in Gastro-Betrieben bestellen sie ein Mix-Getränk wie Cola-Whiskey oder Cappy-Wodka. Die Jugendlichen müssen ihrem Alter entsprechend aussehen, sie dürfen nicht geschminkt sein und müssen Fragen des Personals nach ihrem Alter oder Ausweis ehrlich beantworten. Ein "Nein" des Kassen- oder Service-Personals gilt es zu akzeptieren. Sie dürfen weder auf einen Kauf bestehen, noch sonst Druck auf das Personal ausüben.

Nur 13,4 Prozent erfolgreich
Von 621 Testkäufen im ersten Halbjahr 2017 gelang es insgesamt nur in 13,4 Prozent der Lebensmittel-Läden (2015 waren es noch 20,4), in 14,4 Prozent der Tankstellenshops (2015 noch 20,8) und in 23,7 Prozent der Gastro-Betriebe (2015 noch 42,9) Alkoholika zu erwerben, die erst an 18-Jährige abgegeben werden dürfen.
"Die Entwicklung ist äußerst positiv, die ständige Sensibilisierung scheint zu greifen", freut sich der zuständige Landesrat Elmar Podgorschek. Er möchte das Projekt daher auch in den kommenden Jahren fortsetzen. Podgorschek: "In diesem Bereich werden wir nicht sparen."
Christoph Lagemann vom Institut für Suchtprävention verweist darauf, dass ähnliche Testkäufe in der Schweiz und Vorarlberg deutlich höhere "Erfolgsquoten" (32 und 40 Prozent) ergeben hätten.

"Manche haben sich bedankt"
Das Institut Suchtprävention wurde mit der Durchführung der Testkäufe betraut. Christoph Lagemann berichtet von den Erfahrungen.

"Krone": Bei den Testkäufen wurden die Jugendlichen im Hintergrund von erwachsenen Personen begleitet.
Christoph Lagemann: Es handelte sich dabei um pädagogisch geschulte Personen, die die Ergebnisse der Testkäufe protokolliert und dann dem Kassen- bzw. Servicepersonal sowie den Geschäftsführern der getesteten Betriebe rückgemeldet haben.

"Krone": Haben sich die Überführten einsichtig gezeigt?
Lagemann: Großteils schon, manche haben sich sogar noch bedankt dafür, auf die Weise sensibilisiert worden zu sein. Es gab allerdings auch einen Gastronomiebetrieb in Linz, wo der Jugendliche und sein Betreuer  sofort hochkant hinausgeworfen wurden.

"Krone": Was passiert Betrieben, die auf die Weise ertappt worden sind?
Lagemann: Beim ersten Mal noch nichts. Sie werden später aber anonym ein weiteres Mal getestet. Wird dann wieder Alkohol an Jugendliche abgegeben, folgt eine Anzeige wegen Verstoßes gegen das Jugendschutzgesetz.

Jürgen Pachner, Kronen Zeitung

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