"Krone" in Bozen

Illegale betonen: “Wir wollen hier bleiben”

Tirol
20.07.2017 19:50

Wie lange hält Italien dem Druck noch stand? Allein heuer kamen mehr als 85.000 neue Flüchtlinge über die gefährliche Mittelmeer-Route im Stiefelstaat an, zudem werden wegen der Dublin-Regelung Migranten aus Deutschland zurückgeschickt. Vor allem in Südtirol könnte sich die Asylkrise zuspitzen, fürchten einige. "Krone"-Lokalaugenschein in Bozen...

180.000 bis 200.000 Flüchtlinge sind aktuell in Aufnahmezentren in Italien einquartiert. Über 85.000 Migranten vor allem aus Ghana, Nigeria, Äthiopien und Somalia strandeten allein heuer an den Küsten. Tausende warten in Nordafrika noch auf eine Überfahrt.

Flüchtlinge zusammengekauert unter Bäumen

"Die Unterkünfte in der Stadt platzen mittlerweile aus allen Nähten", wird Bozens Bürgermeister Renzo Caramaschi von Südtiroler Medien zitiert. Beim "Krone"-Lokalaugenschein merkt man davon relativ wenig. Zwischen Urlaubern, die durch die Lauben schlendern oder ihren Cappuccino am Waltherplatz genießen, entdeckt man dann aber doch die Flüchtlinge: Eng zusammengekauert unter Bäumen. "Wir sind illegal in Italien eingereist. Wir möchten gerne hierbleiben, uns gefällt es hier, aber viele Notunterkünfte sind voll", erklärt ein junger Mann aus Somalia.

In einem ehemaligen Supermarkt, dem Ex-Alimarket-Gebäude, sollen knapp 400 Männer untergebracht sein. "Immer wieder werden Schutzsuchende abgewiesen", verrät ein Sicherheitsmitarbeiter. Die Flüchtlinge nächtigen dann auf der Straße oder unter Brücken, wie auch die "Krone" etwa unter der Loretobrücke beobachten konnte.

Caritas: "Haben sicher noch Spielraum"

Südtirols Caritas-Direktor Franz Kripp sieht die Lage weniger dramatisch: "In Südtirol sind derzeit 1700 bis 1900 offiziell zugewiesen Flüchtlinge untergebracht. Hinzu kommen 150 bis 200 Flüchtlinge, die bei ihrer Ankunft in Süditalien durchgerutscht sind und nicht registriert wurden. Diese suchen nun in Bozen um Asyl an. Und zudem werden ein paar Flüchtlinge aus Deutschland zurückgeschickt. Wenn man bedenkt, dass in Nordtirol 6000 bis 7000 Asylwerber leben, haben wir sicherlich noch Spielraum." Dass viele bald den Brenner stürmen werden, glaubt Kripp nicht. "Viele haben bemerkt, dass es auch aufgrund von intensiven Kontrollen etwa in Zügen nicht leicht ist, nach Deutschland oder Österreich zu kommen." Aussagen über ein mögliches Asylchaos am Brenner empfindet Kripp, wie viele Südtiroler, als "Wahlkampf-Geplänkel" österreichischer Politiker.

Samuel Thurner, Kronen Zeitung

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