Kern bei Kundgebung:

“Der wahre Gegner ist nicht in unseren Reihen”

Österreich
01.05.2017 12:15

Seine 1.-Mai-Premiere am Wiener Rathausplatz hat sich Bundeskanzler und SPÖ-Chef Christian Kern vermutlich anders vorgestellt: Die Kundgebung zum Tag der Arbeit war vom Wiener SPÖ-Parteitag und den schlechten Ergebnissen für Landesparteichef Michael Häupl und das Präsidium überschattet. Kern zeigte sich in seiner Rede diesbezüglich zwar nachdenklich, gab sich aber zugleich kämpferisch: "Unser wahrer politischer Gegner ist nicht in unseren Reihen zu suchen", man werde der FPÖ nicht das Bundeskanzleramt überlassen.

Die 1.-Mai.-Kundgebung der SPÖ stand unter dem Motto "Arbeit schaffen - Wohlstand sichern". Beim Aufmarsch vor dem Rathaus, der jahrzehntelange Tradition hat, standen die "SPÖ-Grundwerte Freiheit, Gleichheit, Gerechtigkeit und Solidarität" im Mittelpunkt.

Bei der Abschlusskundgebung ergiffen am späten Vormittag Wiens Vizebürgermeisterin und SPÖ-Frauen-Chefin Renate Brauner, ÖGB-Präsident Erich Foglar, Häupl sowie Kern das Wort. Bei allen Reden waren immer wieder "Bravo"-Rufe und Beifallsbekundungen zu hören.

Video: Fähnchenschwenken am Rathausplatz

Kern: "Schlüssel zum Bundeskanzleramt nicht Blauen übergeben"
Kern betonte in seiner Rede bezüglich der derzeitigen Turbulenzen vor allem in der Wiener SPÖ, dass die wahren Gegner der Roten "nicht in den eigenen Reihen" zu suchen seien: "Wir werden um jeden Zentimeter Boden kämpfen, dass wir den Schlüssel zum Bundeskanzleramt nicht den Blauen übergeben." Er bezeichnete es als eine Verpflichtung, gegen den "rechten Mief" zu kämpfen, der wieder aus "allen Löchern" krieche.

Erneute Absage an vorgezogene Neuwahlen
Vorgezogenen Neuwahlen erteilte der Kanzler einmal mehr eine Absage: "Ich muss sagen, die Arbeit in der Bundesregierung ist nicht immer ein Wellnessaufenthalt für uns alle." Doch Österreich stehe vor jeder Parteitaktik, eine vorzeitige Wahl würde kein Problem lösen.

"Wir lassen uns nicht zerstören, was wir erreicht haben"
Die SPÖ rief Kern zu innerparteilicher Geschlossenheit auf. Die Partei habe Krisen immer dann gemeistert, wenn man zusammengestanden sei. Darauf hofft der Kanzler nun erneut, wie er den am Rathausplatz Versammelten sagte: "Das ist das, was Ihr euch erwarten dürft und das ist auch das, was ich mir erwarte." Weiters meinte er: "Was Ihr von uns erwartet, ist, dass wir konsequent daran arbeiten, unsere Visionen und unsere Leidenschaft umzusetzen. Respekt vor denen, die heute mitmarschiert sind. Es ist eine Frage des Respekts, dass wir uns nicht mit uns selbst beschäftigen, sondern mit den Sorgen und Nöten der Menschen, die wir zu vertreten haben. Wir sind so weit gekommen, wir lassen uns nicht zerstören, was wir erreicht haben."

Häupl verspricht Kern Rückendeckung
Häupl hatte zuvor in seiner Rede erklärt, man habe sich auf Wahlauseinandersetzungen vorzubereiten. Diese würden hart ausfallen. "Nur wenn die Menschen wissen, wofür ganz klar die Sozialdemokratie steht und wofür sie eintritt, dann wird man uns auch das Vertrauen schenken und uns wählen." Darum werde man sich bemühen - und den Bundeskanzler unterstützen, wie er diesem versprach: "Deine Erwartungshaltungen versuchen wir in der Wiener SPÖ so gut als möglich zu erfüllen."

Video: Der Marsch zum Rathausplatz

Proteste im Vorjahr führten zu Faymanns Abgang
Die Premiere des neuen Kanzlers fiel deutlich freundlicher aus als der finale Auftritt von Vorgänger Werner Faymann, der im Vorjahr ausgebuht worden war. Damals war das rote "Hochamt" noch von zahlreichen Protesten überschattet gewesen, die in weiterer Folge zum Rücktritt von Faymann als Parteichef und Bundeskanzler führten.

Desaströses Ergebnis für Häupl und Co. beim Landesparteitag
Nach dem desaströsen Abschneiden von Wiens Bürgermeister Häupl und seinem Präsidium beim Landesparteitag am Samstag stehen den Genossen nun schwierige Zeiten bevor. Welche Auswirkungen die Schlappe auf die nächsten Nationalratswahlen haben wird, ist noch nicht abzusehen.

SPÖ-Landesparteitag im Video: Häupl erhält nur 77,4%

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