Nachbarn geschockt

“Masood war höflich, pflegte gerne seinen Garten”

Ausland
24.03.2017 08:29

Nachdem die Londoner Behörden am Donnerstag die Identität jenes Mannes bekannt gaben, der am Mittwoch in der britischen Hauptstadt vier Menschen ermordete und Dutzende verletzte, kommen nun immer mehr Details über Khalid Masood ans Tageslicht. Seine Nachbarn in Birmingham können es kaum fassen: "Er war ein ganz normaler Familienvater, der gerne seinen Garten gepflegt hat", sagt etwa Nachbarin Iwona Romek.

In einem roten Backsteinhaus in Winson Green, Birmingham, lebte die Familie Masood bis Ende 2016. Danach zogen sie in jene Wohnung, die kurz nach dem Anschlag von der Polizei durchsucht wurde. "Sie blieben unter sich, waren aber freundliche Leute", so Nachbarin Romek, die in Winson Green im Nachbarhaus lebt, zur Nachrichtenagentur AP: "Als ich die Bilder im Fernsehen gesehen habe, wusste ich, dass er das war."

In einem traditionellen muslimischen Gewand habe man den begeisterten Bodybuilder eher selten gesehen - "eher im Trainingsanzug". Auch seine Frau habe zwar Kopftuch getragen, aber keinen Gesichtsschleier. Er sei in die Moschee gegangen, aber dabei habe sich niemand etwas gedacht. Kurz nach Weihnachten seien sie plötzlich ausgezogen, ohne ein Wort der Ankündigung.

"Er hat sein Auto gewaschen und den Rasen gemäht"
Khalid Masood war Vater von drei Kindern, das jüngste dürfte etwa drei Jahre alt sein, berichten die Nachbarn. "Die beiden anderen gingen schon in die Schule, ganz normal in Schuluniformen", so Nachbar Ciaran Molloy gegenüber dem "Independent". "Er hat sein Auto gewaschen, den Rasen gemäht und manchmal den Buben in der Nachbarschaft beim Fußballspielen zugeschaut und ihnen Tipps gegeben."

Dass der dreifache Familienvater am Mittwoch zum Mörder wurde, können die Nachbarn kaum fassen. "Es ist verrückt, dass er es war", sagt Kaodi Campbell. Ihr Sohn habe mit dem Sohn der Masoods hin und wieder in deren Garten Fußball gespielt. "Der Vater war höflich und freundlich, hat den Buben Tipps fürs Passen und Dribbeln gegeben."

Nachbarn wussten nichts von Vorstrafen
Von der kriminellen Vergangenheit des 52-Jährigen wussten die Nachbarn nichts. Geboren als Adrian Elms in Kent, war er mehrfach im Gefängnis, zum ersten Mal im Jahr 1983 wegen schwerer Sachbeschädigung. 2003 stach er einem 22-Jährigen mit einem Messer ins Gesicht und wurde erneut zu einer Haftstrafe verurteilt. Britische Medien berichten unter Berufung auf Polizeikreise, dass er sich im Gefängnis radikalisiert haben dürfte, nachdem er zum Islam konvertiert war.

Die Polizei versucht nun, die Puzzleteile zusammenzusetzen und eventuelle Hintermänner aufzuspüren. Neun Verdächtige wurden mittlerweile festgenommen, unter ihnen soll auch Masoods 39-jährige Ehefrau sein. Die Ermittler untersuchen außerdem, ob der Attentäter von London auf Anweisung von anderen Personen handelte.

Masood gab an, als Lehrer zu arbeiten
Masood selbst dürfte vor der Bluttat mehrfach nach London gefahren sein, um den Anschlag zu planen. Bei der Autovermietung in Birmingham habe er angegeben, als Lehrer zu arbeiten, als er sich das Anschlagsfahrzeug besorgte, hieß es in Medienberichten. Die Stadtverwaltung in Birmingham konnte das aber nicht bestätigen.

Dass Masood tatsächlich ein Anhänger des IS war, ist ebenfalls noch Gegenstand der Untersuchungen. Die Terrormiliz hatte den Anschlag am Donnerstag für sich reklamiert. Masood sei "ein Soldat des IS" gewesen. Birmingham gilt schon länger als Hochburg der Islamistenszene in Großbritannien.

"Londoner lassen sich nicht einschüchtern"
Am Donnerstagabend versammelten sich Hunderte Menschen zum Gedenken an die Opfer in der britischen Hauptstadt. "Die Londoner lassen sich niemals vom Terrorismus einschüchtern", sagte Bürgermeister Sadiq Khan auf dem Trafalgar Square.

Auf dem Platz im Herzen Londons zündeten die Teilnehmer der Trauerkundgebung Kerzen an oder legten Blumen nieder. Auf Schildern waren Botschaften wie "Hass wird uns nicht spalten" zu lesen. "Wir haben keine Angst", lautete eine andere Parole.

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