Streit mit Erdogan

Klartext von Seinitz: “Einmal Türke, immer Türke”

Österreich
06.03.2017 16:40

Vor 50 Jahren waren sie als Gastarbeiter geholt worden. Bald stellte sich heraus: "Sie sind gekommen, um zu bleiben." Es folgten Familiennachzug, Ghettos. Probleme wuchsen.
Schließlich kam der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan, der sich derzeit in etlichen EU-Staaten unbeliebt macht, um alles nur noch schlimmer zu machen: "Assimilation ist Verbrechen", donnerte er.

Der Sultan ist die Speerspitze einer Ideologie, die schon frühere türkische Staatsführungen vertraten: "Einmal Türke, immer Türke". Diese Ideologie betrachtet die Millionen Türken in Europa schlicht und einfach als Vergrößerung der Türkei. Türken im Ausland wurden und werden vom türkischen Staat festgehalten, sei es, dass das Erbrecht an die türkische Staatsbürgerschaft geknüpft ist, sei es durch Gehirnwäsche der vom Staat entsandten Imame oder durch den Sender Türksat.

Türkische Politiker von Erdogan abwärts betrachten es als ihr Recht, in Deutschland oder Österreich aufzutreten, als sei es Inland. Grundsätze des gastrechtlichen Verhaltens werden einfach missachtet. Bleibt nur die Frage: Soll man einem Diktaturregime erlauben, bei uns "Wahlkampf" zu machen - gegen uns.

Es ist Schadensabwägung: Lässt sich Europa provozieren und greift zu Verbotsmaßnahmen, bekommen das die Türken in Europa durch noch mehr Druck aus Ankara zu solidarischem Verhalten zu spüren.

Ein Teufelskreis, den wir uns vor 50 Jahren selbst geschaffen hatten. Erdogan hat aber klare Verhältnis geschaffen: Er hat endgültig die Türkei von Europa abgekoppelt. Zurück bleibt eine orientierungslose türkische Diaspora, verloren im nationalen Taumel.

Kurt Seinitz, Kronen Zeitung

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