Der Platzelch

Volvo S90: Wie premium ist Vierzylinder-Diesel?

Motor
04.04.2017 08:56

Es war mal ganz einfach. Premium-Limousinen kamen von BMW und Mercedes, während Jaguars vor allem in der Werkstatt einen großen Auftritt hatten und Volvos als Fort-Knox-artiger Schwedenstahl bekannt waren. Dann hat sich Audi vom Hutträger-Image verabschiedet und das Dreigestirn komplettiert. Heutzutage kommt man auch an Volvo nicht mehr vorbei, obwohl die Schweden mutigerweise beim Antrieb eigene, kleine Wege gehen. Auch beim S90.

(Bild: kmm)

Man kann inzwischen schon mal die Übersicht darüber verlieren, was denn eigentlich alles "Premium" ist. Beim Volvo S90 dürfte aber eigentlich alles klar sein, dazu braucht man ihn nur anzuschauen, sich hineinzusetzen, die wenigen Schalter bedienen oder auf das scharfe Head-up-Display zu blicken. Auch das Navitainment-Bediensystem schindet Eindruck, auch wenn man sich darin gerne verläuft und aufgibt, was man gerade wollte, weil man sich dann doch wieder aufs Verkehrsgeschehen konzentrieren will.

Da passt der sonst so klare Auftritt des großen Schweden eigentlich gar nicht dazu. Klare Linien, klare Kanten, auch Thors Hammer leuchtet klar und scharf aus den Frontscheinwerfern. Die Klarheit geht so weit, dass es in der Fahrzeugklasse kein Auto gibt, das annähernd so übersichtlich ist wie Volvos Oberklasse. Wer mit dem S90 einmal in einer engen Autobahnbaustelle einen Lkw überholt, weiß, wovon hier die Rede ist.

Es empfiehlt sich, das Steuer dabei selbst fest in der Hand zu haben, denn die weitreichenden autonomen Fahrfunktionen, mit denen Volvo der Konkurrenz kaum nachsteht, sind so unzuverlässig wie anderswo auch. Und wenn es eng ist, hat man als Fahrer keine Chance mehr, rechtzeitig auf einen Fehler zu reagieren. Mehr als eine Spielerei zum Ausprobieren auf freier Strecke ist es also nicht. Dafür serienmäßig. Lästig im Alltagsfeilschen um zu fahrende erlaubte Geschwindigkeiten: Der (ebenfalls serienmäßige) Tempomat ist nur in Fünferschritten verstellbar.

Was bei anderen Herstellern teils nervtötend ist, schmeichelt im Volvo S90 eher den Ohren: Parkpiepser, Auffahrwarner und alles, was als akustische Warnung erschallt. Da stört es dann auch weniger, wenn der (serienmäßige) "City Safety"-Assistent, der Autos Radfahrer, Fußgänger und Elche erkennt wieder mal unnötig aufschreit. Überhaupt ist das akustische Empfinden im großen Schweden ein angenehmes, leises. Trotz des Motors, der hier im Testwagen schnurrt.

Es handelt sich um einen Diesel mit der bei Volvo ausschließlich angebotenen Zylinderzahl: vier. Zwei Liter groß, in der stärksten Ausbaustufe 235 PS stark und mit Allradantrieb nominell 4,8 l/100 km sparsam. Im Testverlauf pendelte sich das im Schnitt auf 8,5 Liter ein, was allerdings kein Ruhmesblatt ist. Das würde auch ein Sechszylinder zustande bringen. An seiner Funktion gibt es nichts auszusetzen. 480 Nm ab 1750/min. sind ein Sorglos-Paket, der Standard-Sprint gelingt locker in sieben Sekunden und die Achtgangautomatik arbeitet so anständig, dass man die fehlenden Schaltpaddles gar nicht vermisst.

Unterm Strich
An und für sich ist ein Vierzylinder-Diesel auch in dieser Fahrzeugklasse kein Fehler, sogar in der Mercedes-S-Klasse hat sich einer eingenistet. Der Unterschied ist allerdings, dass die Schweden keine Alternativen anbieten. Lediglich in Sachen Leistung, die bei den Selbstzündern bei 150 PS beginnt (ab 40.600 Euro, handgeschaltet), bei den Benzinern 254 oder 320 PS beträgt (ab 56.750 bzw. 67.600 Euro, Automatik). Hybrid wird kommen.

Auf alle Fälle ist der Volvo S90 eine elegante Alternative. Platzelch statt Platzhirsch, sozusagen.

Warum?

  • Diese Klarheit!

Warum nicht?

  • Volvo hatte so schöne Fünfzylinder!

Oder vielleicht ...

... Mercedes E-Klasse, Audi A6, BMW 5er, Jaguar XF

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(Bild: kmm)



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