Nach Bhumibol-Tod:

Thailand ruft einjährige Staatstrauer aus

Ausland
13.10.2016 19:49

Thailand trauert: König Bhumibol ist am Donnerstag nach langer, schwerer Krankheit in einem Bangkoker Krankenhaus gestorben. Der Tod des 88-jährigen, dienstältesten Monarchen der Welt beraubte das gespaltene Land einer Integrationsfigur und verunsicherte viele seiner Untertanen. Der Militärmachthaber Prayut Chan-o Cha rief eine einjährige Staatstrauer aus, auch das Nachtleben wird für einen Monat eingeschränkt. Der 64-jährige Kronprinz Maha Vajiralongkorn soll Bhumibols Nachfolge antreten, bat aber um Aufschub.

Der von vielen Thailändern mit nahezu religiöser Hingabe verehrte Bhumibol Adulyadej war seit fast einem Jahr nicht mehr in der Öffentlichkeit gesehen worden. Im Juni hatte er sich einer Herzoperation unterzogen. Zuletzt war Bhumibol an ein Beatmungsgerät angeschlossen und musste sich wegen Nierenversagens einer ständige Dialyse unterziehen.

Belastungsprobe für Militär
Sämtliche Fernsehsender des Landes unterbrachen am Donnerstag ihr Programm und zeigten Schwarz-Weiß-Fotos Bhumibols, bevor ein Nachrichtensprecher die Todesnachricht verlas. Bhumibols Tod stürzt das Land in Unsicherheit. Für die thailändische Militärregierung, die 2014 die Macht ergriff, bedeutet Bhumibols Tod eine Belastungsprobe. Das Militär unterhält enge Verbindungen zum Königshaus. Viele Menschen in Thailand sehen den Militärcoup von 2014 als einen vorsorglichen Schritt, um eine mögliche Instabilität nach dem befürchteten Ableben des Monarchen verhindern zu können.

Militärmachthaber Prayut Chan-o Cha ordnete an, dass das bekannte thailändische Nachtleben aus Respekt für den Verstorbenen einen Monat lang eingeschränkt werde. Das normalerweise quirlige Rotlichtviertel Nana Plaza in Bangkok war am Abend menschenleer, die auch bei ausländischen Touristen beliebten Bars waren geschlossen.

Bis zu 15 Jahre Haft bei Majestätsbeleidigung
Der König war immer wieder als ein Anker der Stabilität in Zeiten von politischen Spannungen, Staatsstreichen und Unruhen dargestellt worden. Strenge Gesetze zur Majestätsbeleidigung stellen jegliche Kritik am Königshaus unter Strafe. Das thailändische Strafgesetzbuch sieht drakonische Strafen für jeden vor, der das Königtum herabwürdigt oder auch nur kritisiert. Bis zu 15 Jahre Haft drohen bei Majestätsbeleidigung nach Paragraf 112.

Kronprinz besitzt Anwesen in Bayern
Kronprinz Vajiralongkorn ist deutlich weniger bekannt und populär als sein Vater. Er verbrachte viel Zeit im Ausland, vor allem in Deutschland, wo er heuer ein Anwesen am Starnberger See kaufte. Bhumibols einziger Sohn gilt als begeisterter Pilot und fliegt seine eigene Boeing 737. Seit 1972 ist er der designierte Nachfolger des Königs, der 70 Jahre lang auf dem Thron saß.

Vajiralongkorn bat am Donnerstag um einen Aufschub bei der Thronbesteigung, wie Juntachef Prayut im Fernsehen mitteilte. Der Kronprinz sei mit den Pflichten eines Königs bereits vertraut und werde sie übernehmen, wenn "die geeignete Zeit kommt", führte der Regierungschef aus. "Ich hoffe, alle verstehen das und verursachen kein Chaos." Zunächst war erwartet worden, dass Vajiralongkorn noch bei der Dringlichkeitssitzung, zu der sich das Parlament am Abend versammelt hatte, zum neuen König ausgerufen wird. Bhumibol war 1946 noch am Tag der mysteriösen Erschießung seines Bruders zu dessen Nachfolger ernannt worden, bevor er 1950 offiziell gekrönt wurde.

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