Gewaltfantasien

War München-Amokläufer ein Rechtsextremist?

Ausland
28.07.2016 06:44

Nach wie sind zahlreiche Fragen zum Motiv des Amoklaufs von München offen. Hatte der Deutsch-Iraner Ali David S. aus Überreaktion auf Mobbing in der Schule neun Menschen getötet oder suchte sich der 18-Jährige gezielt Opfer mit Migrationshintergrund aus, weil er rassistische Motive hatte? Wie die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" am Mittwoch unter Berufung auf Sicherheitskreise berichtete, hatte S. Türken und Araber gehasst und sei stolz auf sein Geburtsdatum gewesen, das er sich mit Adolf Hitler geteilt habe. Die Staatsanwaltschaft geht derzeit jedoch nicht von einer rechtsextremistischen Tat aus.

Entsprechende Aussagen über die Begeisterung des Amokläufers für Hitler stammen laut "FAZ" aus dem engsten Umfeld des 18-Jährigen, dessen Eltern iranische Einwanderer sind. S. sei zudem stolz auf seine iranischen Wurzeln gewesen. Ursprünglich gilt der Iran als die Heimat der Arier, die von den Nationalsozialisten als "Herrenrasse" betrachtet wurden.

Derzeit werde der These nachgegangen, dass die neun Opfer - alle hatten einen Migrationshintergrund - aus rassistischen Gründen ins Visier des Amokläufers geraten waren. Ebenfalls ins Bild passt das Schreiduell zwischen dem Deutsch-Iraner und dem Bewohner eines Mehrparteienhauses während des Amoklaufs. Der auf dem Dach eines Parkhauses herumspazierende S. rief unter anderem: "Ich bin Deutscher, hört auf zu filmen (...). Scheiß Türken!"

Der Zeitpunkt des Amoklaufs war wohl auch absichtlich gewählt: Er fiel auf den fünften Jahrestag des verheerenden Anschlags des norwegischen Rechtsextremisten Anders Behring Breivik. Diesen hatte S. ebenfalls bewundert. Auch er soll ein Manifest verfasst haben. In der rechtsextremistischen Szene habe sich S. allerdings nicht bewegt.

Amoklauf geplant: 15-Jähriger stand mit S. in Kontakt
Wie die Ludwigsburger Polizei am Mittwochabend mitteilte, dürfte ein weiterer Amoklauf an einer Schule vereitelt worden sein. Demnach sei ein 15-jähriger Bursche in der Wohnung seiner Eltern wegen Vorbereitung einer Amoktat festgenommen worden. Laut bild.de stießen die Ermittler auf den jungen Mann, weil dieser mit dem Amokläufer von München über das Internet in Kontakt gewesen sei.

Ob sich die beiden im Chat über ihre Pläne ausgetauscht haben, ist unklar. Allerdings soll der 15-Jährige auf Instagram Fotos und Zeichnungen veröffentlicht haben, auf denen Munition und Chemikalien zu sehen sind, die sich für den Bombenbau eignen. Bei der Durchsuchung der Wohnung seiner Eltern seien zudem "eine größere Anzahl Kleinkaliberpatronen, mehrere Messer und Dolche" entdeckt worden.

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