Vor zwei Jahren hat Yuval Harari, ein Historiker an der Universität Jerusalem, mit dem Buch "Sapiens: Eine kurze Geschichte der Menschheit" einen Bestseller veröffentlicht, den unter anderem Microsoft-Gründer Bill Gates in höchsten Tönen lobt. Jetzt steht das Nachfolgebuch vor der Tür: "Homo Deus". Darin zeichnet Harari ein düsteres Bild unserer Zukunft: Künstliche Intelligenz wird eine "nutzlose Klasse" erschaffen, die mit Drogen und Virtual Reality bei Laune gehalten wird, prognostiziert der Autor.
"Ich bin mir bewusst, dass diese Art von Voraussagen seit mindestens 200 Jahren kursiert, schon seit dem Beginn der industriellen Revolution", sagt der Autor. Es sei ein wenig wie die Geschichte von dem Hirtenjungen, der aus Jux "Wölfe!" ruft - so lang, bis ihm niemand mehr glaubt. "Aber in der Originalgeschichte kommt der Wolf am Ende tatsächlich. Und ich denke, das stimmt auch dieses Mal", erklärt Harari der britischen Zeitung "Guardian".
Erhebt sich eine "nutzlose Klasse" von Menschen?
Hararis im September erscheinendes Buch thematisiert unter anderem Künstliche Intelligenz, die dafür sorgen werde, dass sich eine "nutzlose Klasse erhebt". Solche Befürchtungen gab es zwar schon nach der industriellen Revolution, als Muskelkraft durch Maschinen ersetzt wurde, der menschliche Geist verhinderte damals aber Massenarbeitslosigkeit. Schließlich gab es immer noch viele Jobs, die Hirnschmalz statt Muskelkraft erforderten.
Immer intelligentere Computer würden nun aber immer mehr Menschen aus der Arbeitswelt drängen und ihre Jobs übernehmen. Dabei brauche der Computer die Arbeit nicht besser als der Mensch zu machen, er müsse lediglich mithalten können. Die günstigeren Unterhaltskosten einer Maschine erledigen den Rest, um menschliche Arbeit zu verdrängen. Die Folge: Niemand wisse in Zukunft so recht, was er mit zwanzig studieren soll, damit er mit vierzig noch einen Job hat.
Verliert der Mensch für die Politik an Bedeutung?
Das Wort "nutzlos" sei relativ zu verstehen. Harari sagt, er gehe das Thema aus wirtschaftlicher und politischer Sicht an. Und aus Sicht des wirtschaftlichen und politischen Systems seien Menschen, die keiner Arbeit nachgehen, weil diese von Maschinen erledigt wird, von geringem Nutzen. In Folge glaubt der Autor, der Mensch werde für diese Systeme künftig von geringem Wert sein.
Hat bisher der Mensch mit seiner Arbeits- und Steuerleistung den Staat versorgt, werden Staaten auf der ganzen Welt künftig ein Milliardenheer von Digitalisierungsverlierern ohne Jobs versorgen müssen - oder ruhigstellen, etwa mit die Stimmung aufhellenden Drogen oder Eskapismus in der virtuellen Realität. Harari ist sich seiner Sache ziemlich sicher, rät seinen Lesern und insbesondere der Politik: "Nehmen Sie das sehr ernst!"
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