Mysteriöse Reisen

Salah Abdeslam war der “Chauffeur des Terrors”

Ausland
08.04.2016 06:22

Rund um die islamistischen Anschläge von Paris und Brüssel kristallisiert sich immer deutlicher die zentrale Rolle des vor Kurzem verhafteten Salah Abdeslam heraus. Der 26-Jährige gilt unter Ermittlern mittlerweile als "Chauffeur des Terrors", wie die "Welt" anhand von internen Papieren französischer Terrorfahnder rekonstruierte. Völlig ungeniert - und beinahe auch unkontrolliert - lieferte er zentrale Figuren der Attentate mit 165 Toten an ihren Bestimmungsorten ab.

Bereits vor seiner Festnahme am 18. März im Brüsseler Problembezirk Molenbeek war klar, dass Abdeslam wichtige logistische Funktionen in der Terrorzelle übernommen hatte. Zahlreiche Kreditkartenbewegungen gingen auf sein Konto. Der 26-Jährige scheint auch für den Transport einzelner Attentäter zuständig gewesen zu sein, wie interne Papiere nun offenbaren.

Die geheimnisvollen Europareisen des Salah Abdeslam:

  • 1. August 2015: Mit einem gemieteten Renault Megane wird der 26-Jährige auf einer Fähre im italienischen Bari registriert, die ihn ins griechische Patras bringt.
  • 5. August 2015: Abdeslam reist auf demselben Weg wieder zurück nach Italien. Im Auto befindet sich nach neuesten Erkenntnissen auch Ahmed Dahmani, der zum engeren Umfeld der Pariser Attentäter zählt. Dahmani wurde eine Woche nach den Anschlägen vom 21. November in der Türkei verhaftet.
  • Sommer 2015: Drei Wochen soll sich Abdeslam in der westslowakischen Stadt Nitra aufgehalten haben, angeblich war er bei Verwandten auf Besuch. Ob er nur Urlaub machte oder ob auch das mit seinen dunklen Machenschaften zu tun hatte, ist noch unklar.
  • 8.-9. September 2015: Abdeslam mietet sich einen Mercedes und reist über Nacht von Brüssel durch Deutschland und Österreich nach Budapest. Dort parkt er beim Ostbahnhof Keleti der ungarischen Hauptstadt. Wie mittlerweile ermittelt werden konnte, holte er zwei spätere Attentäter ab: Mohamed Belkaid und Najim Laachraoui, die in Paris und Brüssel zentrale Rollen spielten. Beide hatten sich vermutlich als Flüchtlinge getarnt unter die zu diesem Zeitpunkt vor dem Bahnhof campierenden Syrer gemischt und waren so auch über die Balkanroute nach Europa gekommen. Das Trio wurde bei der Rückreise am 9. September auf dem österreichischen Rastplatz Aistersheim kurz vor der deutschen Grenze von der Polizei kontrolliert. Mit gefälschten Papieren wird ihnen aber die Weiterreise gestattet. Dokumentiert ist danach noch eine Übernachtung in einem Gasthaus bei Würzburg in Deutschland.
  • 17. September 2015: Mit einem Audi A6 reist der 26-Jährige wieder zum Budapester Ostbahnhof. Wen er diesmal zurück nach Belgien nimmt, ist noch nicht klar.
  • 2.-3. Oktober 2015: Diesmal geht es für Salah Abdeslam nach Ulm, wo er im Ibis-Hotel am Hauptbahnhof eincheckt. Auf der Rückreise sollen sich auch Monir Ahmed Alaaj und Naim al-Hamed in seinem Auto befunden haben. Alaaj wurde gemeinsam mit Abdeslam bei der Razzia in Brüssel verhaftet, nach Al-Hamed wird weiterhin fieberhaft gefahndet. Er soll bewaffnet und gefährlich sein. Die Ermittler halten ihn für einen der möglichen Attentäter von Paris.
  • 19. Jänner 2016: Laut Informationen der "Krone" wird Abdeslam von einer Augenzeugin im ungarischen Sopron gesichtet. Was der Islamist dort unternommen hat, ist noch unklar.

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