Neo Magazin Royale

ZDF entfernt Schmähgedicht über Erdogan

Medien
04.04.2016 09:25

Das ZDF hat in der Nacht auf Samstag einen Beitrag in Jan Böhmermanns Sendung "Neo Magazin Royale" gestrichen. Wie vom Sender angekündigt, war das Schmähgedicht des Satirikers über den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan darin nicht mehr zu sehen. Böhmermann wollte mit seinem Gedicht den Unterschied zwischen erlaubter Satire und herabwürdigender Schmähung darstellen.

Böhmermann nahm mit dem "Schmähkritik" überschriebenen Gedicht Bezug auf das NDR-Fernsehmagazin "extra 3", das zuvor einen umstrittenen satirischen Beitrag über Erdogan ausgestrahlt hatte. Solche Beiträge seien in Deutschland durch die Kunst- und Pressefreiheit gedeckt, hatte Böhmermann in der Erstausstrahlung am Donnerstag erläutert. "Das darf man hier." Anders als herabwürdigende Schmähkritik, die nicht erlaubt sei. "Vielleicht erklären wir das an einem praktischen Beispiel", kündigte der Satiriker an und trug dann das "Schmähkritik"-Gedicht vor - mit dem Hinweis "Was jetzt kommt, das darf man nicht machen."

"Es gibt Grenzen"
Das ZDF hatte daraufhin am Freitag mitgeteilt, dass der Beitrag nicht den Ansprüchen, die der Sender an die Qualität von Satiresendungen stelle, entspreche und angekündigt, die Passage zu entfernen. Auch in der ZDF-Mediathek und im YouTube-Kanal von "Neo Magazin Royale" war er nicht mehr abrufbar. ZDF-Programmdirektor Norbert Himmler erklärte in einer Stellungnahme: "Wir sind bekannt dafür, dass wir bei unseren Satire-Formaten breite Schultern haben und den Protagonisten große Freiräume geben." Es gebe aber Grenzen der Ironie und der Satire.

In der Nacht auf Samstag war in der Sendung weiterhin ein Erdogan-Foto im Hintergrund zu sehen, auch der Titel lautete nach wie vor "Böhmerwie, Böhmerwo, Böhmermann", eine Anspielung auf den "extra 3"-Beitrag "Erdowie, Erdowo, Erdowan". Nur der Beitrag mit dem Gedicht fehlte. Unklar ist, inwieweit Böhmermann mit der Provokation genau das erreichen wollte, was dann eingetreten ist. "Was könnte da jetzt passieren?" fragte er nach dem Vorlesen des Gedichts bei der Erstausstrahlung. Sein Partner Jan Kabelka mutmaßte: "Unter Umständen nimmt man's aus der Mediathek." So kam es dann auch.

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