Berührendes Foto
“Heldin von Suruc” außer Lebensgefahr
Der behandelnde Arzt Mehmet Yazar sagte "Hürriyet", die junge Frau habe mehr als 100 Splitter im Körper gehabt. Ihr Herz habe aufgehört zu schlagen und sie habe 14 Bluteinheiten erhalten, bevor die Beatmungsmaschine abgestellt worden sei. Nun aber sei sie nicht länger in Lebensgefahr, sagte der Arzt Enver Dayioglu, der sie im Krankenhaus in Istanbul begleitete, wohin sie nach dem Anschlag gebracht worden war. Sie werde aber eine langwierige Behandlung benötigen.
Bei dem Selbstmordanschlag in Suruc waren am Montag 32 Menschen getötet worden. Die meisten Opfer waren junge Freiwillige der Föderation Sozialistischer Jugendverbände, die beim Wiederaufbau der syrischen Grenzstadt Kobane helfen wollten. Die Stadt war bei monatelangen Kämpfen zwischen kurdischen Milizen und IS-Dschihadisten zu großen Teilen zerstört worden. Die türkischen Behörden machten die Extremisten für den Anschlag in Suruc verantwortlich.
Ankara verbreitet Verschwörungstheorien
Zugleich verbreitet die türkische Regierung aber wilde Verschwörungstheorien. Konkret schürt die Führung in Ankara Gerüchte, die zuvor bereits von regierungstreuen Medien verbreitetet wurden. Demnach habe die pro-kurdische HDP, die stärkste politische Kraft in Suruc, vorab von dem Attentat gewusst, aber nichts unternommen, um Präsident Recep Tayyip Erdogan und die herrschende AKP schlecht aussehen zu lassen, hieß es in einem "Spiegel"-Bericht. Viele HDP-Vertreter waren einst Mitglieder der Jugendverbände, die nun ins Visier der Terroristen gerieten.
"Jenen, die fragen, warum dort keine Polizei war, möchte ich eine Gegenfrage stellen", reagierte der stellvertretende Ministerpräsident Bülent Arinc auf Vorwürfe, bei der Veranstaltung seien bewusst keine Polizisten anwesend gewesen. "Es war auch kein einziger Abgeordneter der HDP oder ein Vertreter der Stadtregierung anwesend. Wir werden Antworten auf diese Fragen finden", so Arinc. HDP-Chef Selahattin Demirtas reagierte sarkastisch auf die Bemerkungen des Vize-Premiers: "Keine Sorge, eines Tages werden wir alle unter den Getöteten sein", twitterte der Politiker.
Obama und Erdogan wollen enger zusammenarbeiten
US-Präsident Barack Obama beriet indes nach dem Anschlag mit seinem türkischen Kollegen Erdogan. In einem Telefonat hätten die beiden Staatschefs über eine Ausweitung der Zusammenarbeit gegen die Extremisten sowie die Konflikte im Irak und in Syrien gesprochen, teilte das Weiße Haus mit. Ankara bereitete Maßnahmen zur Sicherung der Grenze zu Syrien vor.
Der türkische Regierungschef Ahmet Davutoglu beriet bei einer Sondersitzung des Kabinetts mit seinen Ministern über einen "Aktionsplan" zur Verbesserung der Sicherheit an der Grenze zu Syrien. Die Sicherheitslage an der Grenze schürt auch international Sorgen. Teilweise stehen einander türkische Soldaten und IS-Kämpfer in Sichtweite gegenüber.
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