Nach Verhaftung

Al-Jazeera-Journalist Mansour ist wieder frei

Ausland
22.06.2015 15:46
Der am Samstag in Deutschland aufgrund eines ägyptischen Haftbefehls festgenommene prominente TV-Journalist Ahmed Mansour ist am Montag freigelassen worden. Das bestätigte am Montag die Berliner Staatsanwaltschaft. Zuvor hat bereits der Sender Al-Jazeera von der Enthaftung berichtet. Trotz zahlreicher Proteste war der Ägypter Mansour seit dem Wochenende in der Justizvollzugsanstalt Berlin-Moabit gesessen.

Die Behörde begründete die Freilassung mit Bedenken gegen das von Ägypten gegen Mansour vorgebrachte Auslieferungsersuchen. "Im Rahmen der Prüfung der Zulässigkeit des Auslieferungsverfahrens ergaben sich neben den rechtlichen Aspekten nicht ausschließbare politisch-diplomatische Bedenken", teilte die Generalstaatsanwaltschaft mit.

Nach Einschätzung der Behörden hätten die Bedenken auch nicht durch Zusicherungen Ägyptens ausgeräumt werden können. Daher sei auf ein Auslieferungsverfahren verzichtet worden und Generalstaatsanwalt Ralf Rother habe die Entlassung Mansours angeordnet.

"Wir begrüßen die Entscheidung der deutschen Staatsanwaltschaft", sagte ein Sprecher von Al-Jazeera in der katarischen Hauptstadt Doha. Die deutsche Justiz habe alle Vorwürfe gegen Mansour fallen lassen, hieß es.

Nach Haftbefehl aus Ägypten festgenommen
Der in der arabischen Welt prominente Journalist war am Flughafen Berlin-Tegel festgenommen worden. Grundlage war ein internationaler Haftbefehl aus Ägypten, der von Interpol bereits im vergangenen Herbst als "Fahndungsersuchen" auch an die deutschen Behörden weitergeleitet wurde. Mansour war im Vorjahr von einem ägyptischen Strafgericht in Abwesenheit zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Er soll sich während der Proteste gegen Langzeitmachthaber Hosni Mubarak im Frühjahr 2011 an der Folter eines Anwalts beteiligt haben.

Al Jazeera veröffentlichte am Sonntag ein kurzes Video im Internet, das Mansour am Flughafen Tegel zeigt. Darin erklärt der Journalist, alle Vorwürfe seien erfunden und gefälscht. Weiters erklärt er, er bedauere es, dass sich Deutschland zum Helfer des ägyptischen Regimes mache. Er werde aber gut behandelt. Der arabische Nachrichtensender verlangte die sofortige Freilassung des Reporters und berichtete, dass Mansours Anwälte vor Ort seien.

Dschihad-Fachmann in Berlin interviewt
Mansour gehört zu den bekanntesten TV-Journalisten der arabischen Welt. Für seine Interviewsendung "Bi La Hudud" (Ohne Grenzen) hatte er in dieser Woche in Berlin den deutschen Dschihad-Fachmann Guido Steinberg von der Stiftung Wissenschaft und Politik interviewt.

Die Regierung in Kairo betrachtet Al Jazeera mit Sitz in Doha als Unterstützer der in Ägypten mittlerweile verbotenen Muslimbrüder. Der Sender gilt als scharfer Kritiker von Präsident Abdel Fattah al-Sisi. Die ägyptische Armee hatte noch mit ihm an der Spitze vor fast zwei Jahren nach Massenprotesten den ersten frei gewählten Staatschef Mohammed Mursi abgesetzt, der zu den Muslimbrüdern gehört.

In Ägypten verurteilte Al-Jazeera-Reporter wieder frei
Im vergangenen Jahr hatte ein Gericht in Kairo drei Reporter von Al Jazeera zu sieben Jahren Haft verurteilt, darunter den Australier Peter Greste. Den Männern war vorgeworfen worden, die Muslimbrüder unterstützt zu haben. Mittlerweile sind sie wieder frei. Der Fall wird neu verhandelt.

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