In Millennium City

Mann drohte mit Bombe: Bedingte Einweisung

Österreich
18.02.2015 12:55
Ein 34-jähriger Mann, der am 18. November des Vorjahres mit einer Bombendrohung in der Millennium City in Wien-Brigittenau für helle Aufregung gesorgt hatte, ist am Mittwoch im Straflandesgericht in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher eingewiesen worden. Die Einweisung wurde allerdings nur bedingt ausgesprochen, der Betroffene wurde unmittelbar nach der Verhandlung auf freien Fuß gesetzt.

Der Mann hatte in Begleitung seiner vierjährigen Tochter den Outdoor-Spielplatz in dem beliebten Shopping- und Entertainment-Center am Handelskai aufgesucht. Weil er auffallend lange im Eingangsbereich herumstand, sprach ihn ein Angestellter an, ob er nicht Tickets kaufen wolle. Daraufhin schrie der 34-Jährige herum und verlangte, mit einem Beamten des Verfassungsschutzes sprechen zu können - der gebürtige Tschetschene hatte eine Zeit lang für diese Behörde als Dolmetscher gearbeitet.

Millennium City nach Bombendrohung evakuiert
Dem Verfassungsschützer gegenüber brachte der Mann am Telefon dann eine Bombe ins Spiel, die er angeblich in einem Rucksack bei sich trage. Der Spielplatz, in dem sich zu diesem Zeitpunkt 70 bis 80 Besucher befanden, wurde unverzüglich geräumt, die Millennium City abgesperrt, die dort vorbeiführende U-Bahn-Linie U6 stellte den Betrieb ein. Schließlich wurden aus Sicherheitsgründen weite Teile des Gebäudes evakuiert - 900 Menschen wurden nach draußen gebeten.

Die WEGA überwältigte währenddessen den 34-Jährigen, der sich mit seiner kleinen Tochter im hinteren Bereich des Spielplatzes verschanzt hatte. Im Rucksack wurden anstelle der befürchteten Bombe zahlreiche Lego-Steine sichergestellt.

Paranoide Schizophrenie diagnostiziert
Nach der Festnahme des zweifachen Familienvaters, der zuletzt als Chauffeur gearbeitet hatte, wurde rasch klar, dass dieser an einer psychischen Erkrankung litt. "Eine Einvernahme war zunächst nicht möglich. Außer über religiöse Themen hat er nichts gesprochen", berichtete Staatsanwältin Stefanie Schön nun in der Verhandlung. Bei der Befragung durch die Polizei hätte sich der 34-Jährige außerdem eine Socke in den Mund gestopft und versucht, sich mit Papier die Haut aufzuritzen, wusste Schön.

Ein psychiatrisches Gutachten bescheinigte dem Mann eine paranoide Schizophrenie. Er war zum Tatzeitpunkt nicht zurechnungsfähig, somit auch nicht schuldfähig und konnte daher nicht bestraft werden. Ein Schöffensenat leistete dem Unterbringungsantrag der Staatsanwaltschaft Folge, sprach die Einweisung aber bedingt aus, wobei eine Probezeit von fünf Jahren festgelegt wurde.

Dem krankheitseinsichtigen Mann wurde die Weisung erteilt, sich weiter der medikamentösen Therapie zu unterziehen, die er seit seiner Festnahme erhält und auf die er nach Darstellung der behandelnden Ärzte gut anspricht. Über den Fortgang der Behandlung hat er vierteljährlich dem Gericht zu berichten. Sollte sich der 34-Jährige daran halten und in den kommenden fünf Jahren unauffällig bleiben und sich nichts zuschulden kommen lassen, wäre nach Fristablauf die Sache für ihn strafrechtlich erledigt.

"Habe plötzlich Illusionen gehabt"
Der von Verteidiger Nikolaus Rast vertretene Mann hatte dem Gericht erklärt, er habe plötzlich "irgendwelche Illusionen gehabt". Einige Wochen lang habe er schon nicht mehr schlafen können und "viele Bücher über Religion" gelesen. Schließlich habe er innere Stimmen gehört: "Ich hab' mir eingebildet, dass ich ein Prophet bin. Ich wollte, dass sich Christen und Moslems versöhnen. Mit dieser Tat wollte ich das bewirken."

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