Alternativen gesucht

Athen: Jetzt Umschuldung statt Schuldenschnitt

Ausland
03.02.2015 07:17
Nach den kämpferischen Tönen der vergangenen Tage zeigt sich Athen nun ein wenig kompromissbereiter. So erklärte der neue Finanzminister Yanis Varoufakis, dass er sich durchaus eine Abkehr von dem bisher geforderten Schuldenerlass vorstellen könne. Der Linkspolitiker präsentierte eine Liste von Umschuldungsmaßnahmen - unter anderem ans Wirtschaftswachstum gekoppelte Anleihen sowie Anleihen mit unbegrenzter Laufzeit. Damit vermeide man zumindest den Begriff "Schuldenschnitt", der in Ländern wie Deutschland politisch inakzeptabel sei, so Varoufakis gegenüber der "Financial Times".

Griechenland werde seinerseits einen Primärüberschuss (ohne Zinslast) von einem bis 1,5 Prozent erwirtschaften, selbst wenn dies bedeute, dass die linke Syriza-Partei nicht alle Wahlversprechen halten könne. Auch sei geplant, gegen die Steuervermeidung von Wohlhabenden anzugehen, erklärte Varoufakis.

"Brauchen Spielraum, sonst ersticken wir"
"Ich werde unseren Partnern sagen, dass wir eine Kombination aus Primärüberschuss und Reformagenda zusammenstellen", sagte der Minister der Zeitung. "Ich werde ihnen sagen: 'Helft uns bei der Reform unseres Landes und gebt uns dazu etwas finanziellen Spielraum, sonst werden wir weiter ersticken und ein deformiertes statt ein reformiertes Griechenland werden.'" Bis Ende des Monats werde man die genauen Vorschläge den europäischen Partnern vorlegen, kündigte Varoufakis an.

Merkel will auf offizielle Vorschläge warten
Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel reagierte zurückhaltend auf Varoufakis' Vorschläge. "Ich möchte nicht alles kommentieren, was jetzt jeden Tag zu lesen ist", sagte Merkel in Berlin. "Es ist klar, dass die griechische Regierung ihre Position noch ausarbeitet. Das ist auch mehr als verständlich, wenn man sieht, wie wenige Tage diese Regierung erst im Amt ist." Deutschland werde auf offizielle Vorschläge aus Athen warten. "Dann gehen wir in Gespräche. Dazu wird es ausreichend Gelegenheit geben", betonte die Kanzlerin.

Griechenland hat Staatsschulden in Höhe von 320 Milliarden Euro. In diesem Jahr wird der Schuldenberg Athens knapp 169 Prozent der Wirtschaftsleistung ausmachen, erlaubt sind höchstens 60 Prozent. Vor drei Jahren hatten Privatgläubiger wie Banken bereits einen Schuldenschnitt von 50 Prozent hinnehmen müssen.

Aphrodite-Statue droht Kanzlerin mit Waffe
Für Aufregung sorgt indes das aktuelle Titelblatt des britischen Magazins "The Economist", auf dem eine bewaffnete Aphrodite-Statue Deutschland bedroht. Die berühmte Skulptur zielt mit einer Pistole, darüber steht ein abgewandelter Spruch aus dem Polizeifilm "Dirty Harry": "Go ahead, Angela, make my day" (Mach schon, Angela, versüß' mir den Tag).

"Es ist total widerlich und lächerlich zu suggerieren, wir würden Europa erpressen", sagte ein griechischer Regierungsvertreter am Montag in London während eines Treffens der beiden Finanzminister Giannis Varoufakis und George Osborne. Der Sprecher warf den britischen Medien und insbesondere dem "Economist" vor, mit Ablehnung auf den Wahlsieg der linken Syriza reagiert zu haben. Doch hätte seine Regierung nicht erwartet, dass das Magazin für seine "negative Botschaft ein antikes griechisches Denkmal missbrauchen" würde.

Deutsches Magazin wegen Titelbild verklagt
Es ist nicht das erste Mal, dass ein Magazin mit dem karikaturhaften Einsatz der Venus für Ärger sorgt. So hatten griechische Anwälte das Magazin "Focus" wegen eines Titelbilds vom Februar 2010 verklagt, auf dem neben der Überschrift "Betrüger in der Euro-Familie" eine Venus mit Stinkefinger zu sehen ist.

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