Von Auto gerammt

Polizist: “Werde meinen Dienst wieder antreten”

Österreich
19.12.2014 16:50
Martin Wintersberger hat seine giftgrüne Uhr am Bettgalgen über sich aufgehängt. Zeit spielt für den 42-jährigen Polizeibeamten derzeit keine große Rolle: Fünf Tage sind aus seinem Gedächtnis gelöscht, seit ihn ein Betrunkener im niederösterreichischen Mödling mit dem Pkw niedergemäht hat. Die grüne Icewatch tickt leise - sie zeigt ihm nur an, wann er endlich die nächsten Schmerzmittel bekommt.

Fünffacher Beckenbruch, sechs Rippen zerstört, ebenso das Schlüsselbein – und die Schulter: 15 Jahre lang versieht Martin Wintersberger seinen Dienst als Revierinspektor bereits bei der Exekutive in Niederösterreich. Der 6. Dezember sollte zu seinem Schicksalstag werden.

Gemeinsam mit seiner Kollegin patrouillierte er in Mödling, ein Autofahrer wurde gestoppt. "Ich wollte ihm nur sagen, dass sein Abblendlicht kaputt ist", erzählt Wintersberger. Plötzlich sah er Lichtkegel, ein Auto auf ihn zurasen. Dann stand die Zeit still. Es war 22.50 Uhr an diesem Samstag, "angeblich wurde ich zehn Meter durch die Luft geschleudert", so der 42-Jährige.

"Ohne Schmerzmittel geht gar nichts"
Um 23 Uhr wurde der zweifache Familienvater intubiert, der Unfalllenker (25) fuhr einfach weiter. "Fünf Tage später ist Martin aufgewacht", erzählt seine beste Freundin Evelyn Uitz (56) am Krankenbett im Unfallkrankenhaus Meidling. "Nein", wirft der 42-Jährige ein. "So lange nicht." Er weiß es einfach nicht mehr, spürte nichts.

"Ohne Schmerzmittel geht gar nichts", sagt der Beamte, während eine Spitalsseelsorgerin das Zimmer betritt. "Ah ja, hab ich vergessen zu erwähnen", stichelt Uitz, "die hab ich extra für dich engagiert." Wintersberger muss lachen und vor Schmerzen jammern zugleich. "Ja ja, bis er wieder einem Verbrecher nachlaufen kann, wird's wohl noch einige Zeit dauern." Mindestens ein Jahr, das ist dem Schwerverletzten bewusst. "Aber ich werde meinen Dienst wieder antreten." Zu sehr würden ihm der Job und die Kollegen auf der Polizeiinspektion Mödling am Herzen liegen - die Angst aber bleibt. Besonders vor dem, was war.

"Nur nicht den Humor verlieren"
Seine ersten Gedanken auf der Intensivstation: Was hab ich falsch gemacht? Und: Was ist meiner Kollegin passiert? Evelyn schüttelt den Kopf. "Das mit der Gesundheit, das wird schon wieder", sagt Wintersberger entschuldigend. "Nur nicht den Humor verlieren."

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