Der größte Unterschied zu den beiden bulligen Vorgängern des Surface Pro 3 ist nicht etwa die neue, ans graue Surface 2 (siehe Infobox) angelehnte Farbe, sondern die auf zwölf Zoll angewachsene Bildschirmdiagonale und das neue 3:2-Format, das vor allem beim Lesen Vorteile bringt. Beim Innenleben des Surface Pro 3 setzt Microsoft weiterhin auf Core-i-Prozessoren und verschiedene RAM- und SSD-Konfigurationen.
Viele verschiedene Ausstattungsvarianten
Im 800-Euro-Einsteigermodell verrichtet ein 1,5 Gigahertz schneller Core-i3-Zweikernchip mit vier Gigabyte RAM und 64 Gigabyte SSD-Speicher seinen Dienst, im 1.950 Euro teuren Top-Modell findet der Nutzer einen Core i7 mit 1,7 Gigahertz, acht Gigabyte RAM und eine 512 Gigabyte große SSD vor. krone.at hat das 1.300 Euro teure Mittelklasse-Modell getestet, das einen 1,9 Gigahertz schnellen Core i5, acht Gigabyte RAM und 256 Gigabyte SSD-Speicher bietet.
Egal, zu welcher Ausstattungsvariante man letztlich greift: Um das volle Potenzial als Laptop-Ersatz ausschöpfen zu können, braucht es auch noch das magnetisch am Tablet haftende Type-Cover-Tastaturcover, welches mit weiteren 130 Euro zu Buche schlägt und das Tablet-Gesamtgewicht auf rund ein Kilo erhöht. Hier die Hardware-Eigenschaften des getesteten Surface Pro 3 und der günstigste Preis laut Online-Preisvergleich:
CPU | Intel Core i5-4300U; 1,9 GHz Dual-Core |
RAM | 8 GB |
SSD | 256 GB |
Grafik | Intel HD Graphics 4400 Onboard-Grafik |
Display | 12 Zoll Multi-Touch, 2.160 x 1.440 Pixel |
Kameras | Front- und Hauptkamera mit je 5 Megapixeln |
Funkausstattung | WLAN 802.11ac, Bluetooth 4.0 |
Anschlüsse | Mini Displayport, USB 3.0, microSD-Slot |
Akku | 9 Stunden Laufzeit lt. Hersteller |
Abmessungen | 292 x 201 x 9,1 Millimeter, 800 Gramm |
Zubehör | Drucksensitiver Eingabestift und Netzteil liegen bei; Type Cover und Docking Station optional; |
Software | Windows 8.1 Pro |
Preis | ab rund 1.300 Euro |
In der Praxis bedeutet diese Konfiguration, dass das neue Microsoft-Tablet für fast alle Eventualitäten gerüstet ist. Zum Surfen reicht die Konfiguration locker aus, hochauflösende Videos sind ebenfalls kein Problem und auch das Arbeiten mit Office-Programmen geht angenehm flott von der Hand. Aktuelle 3D-Games sind mit dem Onboard-Grafikchip zwar nur eingeschränkt spielbar, für ältere und grafisch anspruchslose Titel reicht die Rechenleistung aber aus. Im Test war auch Multitasking kein Problem mit dem Surface Pro 3.
Tablet wird vergleichsweise warm
Allerdings: So erfreulich die gebotene Leistung auch ist, sie fordert ihren Tribut in Form von Hitzeentwicklung. Im Langzeittest stellten wir fest, dass das Gehäuse des Surface Pro 3 bei längerer Aktivität an jener Stelle, an der sich der Prozessor befinden dürfte, unangenehm warm, ja schon fast heiß wird. Die Hitze des Prozessors spürten wir bei längerer Benutzung sowohl an der Gehäuserückseite als auch am Display selbst.
Der unter Last anspringende Lüfter ist dabei nicht unangenehm laut, aber hörbar. Erwähnenswert ist, dass die Hitzeentwicklung zwar abhängig von der Rechenlast eintritt, aber im Test selbst bei einfachen Tätigkeiten wie dem Internetsurfen zu beobachten war. Während das Gerät bei rechenintensiven Aufgaben schnell warm wird, dauert es bei anspruchsloseren Aufgaben lediglich länger. Es sei jedoch angemerkt: Beim Testen herrschte eine Raumtemperatur von fast 27 Grad, was durchaus mit ein Grund für die Hitzeentwicklung gewesen sein kann.
Grund für die Wärmeentwicklung ist aber wohl primär der leistungsfähige Prozessor, der auch in Ultrabooks Verwendung findet und trotz hoher Effizienz aktiv gekühlt werden muss. Mit aktueller Technologie lässt es sich nicht vermeiden, bei Arbeits-Tablets wie dem Surface Pro 3 Kompromisse zwischen Leistung und Abwärme einzugehen. Wer wirklich lautlose und leise Arbeits-Tablets mit hoher Rechenpower sucht, wird wohl oder übel auf Intels kommende Tablet-Prozessorgeneration Core M (siehe Infobox) warten müssen.
Flotte und ausreichend große SSD
Von den 256 Gigabyte Speicherplatz, welche die SSD unseres Testgeräts bot, belegte das Betriebssystem rund 20 Gigabyte. Der Rest kann vom Nutzer frei verwendet werden, was für die allermeisten Einsatzszenarien mehr als ausreichen sollte, sofern man nicht zur 64-Gigabyte-Version greift.
Wer dennoch größere Datenmengen mit seinem Surface Pro 3 verarbeiten will, hat dank USB-Port die Möglichkeit, externe Datenträger anzuschließen. Der microSD-Slot des Geräts bietet ebenfalls eine Möglichkeit, den Speicher kostengünstig zu erweitern.
Das generelle Arbeitstempo des Surface Pro 3 ist dank SSD erfreulich hoch. Ein Startvorgang dauerte beim Testen in der Regel keine 20 Sekunden, Programme werden rasant geöffnet und sind flüssig bedienbar. Alles in allem haben wir speicherseitig nichts an Microsofts neuem Tablet auszusetzen.
Sehr gutes Display, brauchbare Kameras
Das im Vergleich zu den Vorgängermodellen größere Zwölf-Zoll-Display steht dem Surface Pro 3 gut zu Gesicht. Einerseits, weil das 3:2-Format ausgezeichnet für die Lektüre von Dokumenten und PDF-Dateien geeignet ist, da es in etwa dem Seitenverhältnis einer A4-Seite entspricht. Andererseits, weil es sowohl formatbedingt als auch durch die hohe Auflösung reichlich Platz zum Arbeiten und Internetsurfen bietet.
Die stattliche Auflösung sorgt für klaren Text, scharfe Bilder und ansehnliche Videos, wobei Letztere formatbedingt oben und unten mit schwarzen Balken daherkommen. Die Farben sind kräftig und natürlich. Die maximal erzielbare Helligkeit reicht zur Not auch draußen aus, durch die Glasfront spiegelt das Display aber bei Sonneneinstrahlung trotzdem stark. Bei seitlicher Betrachtung ist der Bildschirminhalt gut zu erkennen. Insgesamt kann das Display durchaus als Stärke des Surface Pro 3 angeführt werden.
Wenig auszusetzen gibt es auch an den beiden Fünf-Megapixel-Kameras im Surface Pro 3. Die Frontkamera ist für ansehnliche Videotelefonate tadellos geeignet und knipst zur Not auch gute Selfies, wenngleich wir hierfür zu einem etwas kompakteren Gerät raten würden. Die Hauptkamera macht ebenfalls einen guten Job und reichten wir uns auch nicht von ihr.
Wertiges Gehäuse mit den nötigsten Anschlüssen
Anschlussseitig bietet das Surface Pro 3 mehr als die meisten anderen Tablets. Aber auch weniger als die meisten Ultrabooks. Über den USB-Port kann Peripherie angeschlossen werden, über den Mini-Displayport externe Monitore – auch in 4K-Auflösung. Das war's dann aber auch schon. Der microSD-Slot dient primär der Speichererweiterung, ersetzt für Fotografen jedoch nicht den normalen SD-Kartenleser. Und wer mehr als ein USB-Gerät anschließen möchte, kommt nicht umhin, einen USB-Verteiler mitzuführen.
Was ihm an Anschlüssen fehlt, macht das Microsoft-Tablet zum Teil durch seine exzellente Verarbeitung wieder wett. Das nirgends nachgebende Gehäuse besteht aus metallisch-kühlem Magnesium, die Front wird von kratzfestem Glas geschützt. Am Rahmen finden sich Lautstärkewippe, Entsperr-Button, ein proprietärer magnetischer Ladeanschluss und Lüftungsschlitze. An der Rückseite befindet sich der nun fast stufenlos verstellbare Ständer, mit dem das Tablet in beinahe jeder Position fixiert werden kann. Erfreulich: Der Ladeanschluss ist deutlich besser zu handhaben als noch bei den Vorgängermodellen.
Schade: Das Surface Pro 3 ist einem Bericht des Onlineportals "IFIXIT" zufolge nahezu unreparierbar, was selbst simple Wartungstätigkeiten wie einen Akkutausch stark erschwert. Das könnte vor allem Firmenkunden abschrecken, die mit dem Gedanken liebäugeln, Surface-Pro-3-Geräte als langjährigen Ersatz für Business-Laptops zu verwenden. Auch das proprietäre Netzteil macht den Nutzer abhängiger von Microsoft, als ihm womöglich lieb ist.
Starker Akku für ausreichend Laufzeit
Gut zu Gesicht steht dem Surface Pro 3 sein starker Akku. Über seine Kapazität schweigt Microsoft zwar, laut Hersteller soll er jedoch bis zu neun Stunden durchhalten. Auf diesen Wert kamen wir im Test beim Surfen, Spielen und Videoschauen mit hoher Bildschirmhelligkeit zwar nicht ganz, rund sieben Stunden hielt das Gerät allerdings durch. Bei entsprechend reduzierter Helligkeit und wenig rechenintensiven Aufgaben scheinen da auch die neun Stunden Laufzeit realisierbar, die Microsoft verspricht.
Macht als Tablet und Ultrabook eine gute Figur
Am Handling des Surface Pro 3 haben wir nichts auszusetzen – im Gegenteil: Es ist klar eines der vielseitigsten Geräte, die es bis dato ins krone.at-Testlabor geschafft haben. Durch sein vergleichsweise geringes Gewicht und das große Display gibt es ein passables Lese- und Surf-Tablet ab, das auch längere Zeit ohne größere Ermüdungserscheinungen gehalten werden kann und sich im Grunde nur durch höheres Gewicht und stärkere Hitzeentwicklung von kompakteren Entertainment-Tablets unterscheidet.
Und mit dem magnetisch haftenden Type Cover und dem praktischen, fast stufenlos verstellbaren Ständer wird das Tablet schnell zum Ultrabook-Ersatz. In diesem Nutzungsmodus profitiert es im Vergleich zum Vorgänger stark von seinem größeren Display, auf dem es sich deutlich angenehmer arbeitet als am Zehn-Zoll-Bildschirm des Vorgängers. Der neue Ständer macht nun außerdem keine Probleme mehr, wenn das Gerät am Schoß abgestellt wird – standen Surface Pro 1 und 2 hier noch relativ instabil, kann man mit dem Surface Pro 3 ähnlich gut arbeiten wie mit einem normalen Ultrabook.
Eingabestift in manchen Fällen sehr praktisch
Im Praxiseinsatz hat es Ultrabooks sogar einen entscheidenden Vorteil voraus, der insbesondere Grafiker und all jene, die gerne handschriftliche Notizen in ihre Präsentationen kritzeln, erfreuen dürfte: den mitgelieferten Eingabestift. Der funktioniert im Praxiseinsatz ziemlich gut. Eingaben werden verzögerungsfrei und präzise erkannt, durch die Druckempfindlichkeit hat man zudem deutlich mehr Möglichkeiten als mit günstigen kapazitiven Eingabestiften, die lediglich eine Berührung mit dem Finger simulieren.
Zeichnen und handschriftliches Schreiben klappen nach kurzer Gewöhnungszeit sehr gut. Erfreuliches Detail: Selbst, wenn man beim Schreiben mit dem Handballen das Display berührt, führt dies nicht zu unerwünschten Fehleingaben.
Der Illusion, man könnte auf dem Surface Pro 3 schreiben wie auf einem Notizblock, sollte man sich jedoch trotzdem nicht hingeben. Zwar verfügt das Surface Pro 3 über eine recht zuverlässige Handschrifterkennung. Richtig gut funktioniert die aber nur, wenn der Nutzer schon beim Schreiben Rücksicht walten lässt und versucht, möglichst schön zu schreiben. Hat eine Handschrift allzu viel Charakter, hat die Schrifterkennung hingegen Schwierigkeiten.
Zwei Welten auf einem Gerät
Als Betriebssystem kommt Windows 8.1 Pro zum Einsatz. Das wurde im Grunde exakt für solche Geräte erdacht und bildet eine entsprechend brauchbare Softwaregrundlage für den Laptop-Tablet-Hybriden. Beim Einsatz als Tablet lässt sich das Gerät in der Kacheloberfläche zuverlässig, aber nicht immer intuitiv mit dem Finger bedienen. Bei der Nutzung von normaler Windows-Software wird kurzerhand auf den Desktop-Modus gewechselt und mit dem Touchpad am Type Cover gearbeitet.
Kritik an Microsofts aktuellem Betriebssystem muss dann aber doch sein – zum Beispiel am immer noch eher eingeschränkten App-Angebot im Windows Store. Dass es fast zwei Jahre nach dem Start von Windows 8 noch immer keinen alternativen Browser für die ModernUI-Oberfläche gibt, dürfte viele Nutzer stören. Und dass Office auf Touch-Geräten mit Windows schlechter an die Bedienung per Finger angepasst ist als in der Version für das iPad, sollte eigentlich auch nicht sein. Seinem eigenen Anspruch, ein Betriebssystem für die Desktop- und Touch-Welt gleichermaßen zu sein, wird Windows 8.1 insbesondere im ModernUI-Modus nicht restlos gerecht.
Fazit: Gutes Gerät, Abwarten lohnt sich trotzdem
Das ändert aber nichts daran, dass Microsoft mit dem Surface Pro 3 sein bislang vielversprechendster Vorstoß in Richtung Tablet-Laptop-Hybrid geglückt ist. Durch das geringe Gewicht, das feine Display und die lange Akkulaufzeit eignet es sich besser als die Vorgänger für Surf-Ausflüge auf der Couch. Die starke Hardware fordert ihren Tribut in Form von Hitzeentwicklung, macht das Gerät jedoch konkurrenzfähig gegenüber Ultrabooks, universell einsetzbar und stark genug für den Alltag im privaten oder beruflichen Umfeld.
Zubehör wie der Eingabestift, das Type Cover oder die angekündigte Docking Station machen das Surface Pro 3 noch eine Spur vielseitiger als die meisten Ultrabooks und sind ein nettes Extra. Dass wir Interessenten trotz des gelungenen Gesamtpakets am Ende nicht zum Kauf des Surface Pro 3 raten können, liegt weniger am Gerät an sich, sondern an zwei anderen Faktoren.
Zum einen ist das Gerät in der günstigsten sinnvollen Konfiguration mit 128-Gigabyte-SSD, Core i5 und Type Cover mit einem Preis von zumindest 1.100 Euro im Vergleich zu Ultrabooks mit vergleichbarer Hardware eher teuer. Zum anderen werden im Winter die ersten Geräte mit Intels neuem Tablet-Chip Core M (siehe Infobox) erwartet. Die dürften das Surface Pro 3 nicht nur in puncto Gewicht und Laufzeit übertrumpfen, sondern sollen auch deutlich weniger Abwärme entwickeln, wodurch sie ohne Lüfter auskommen werden. Bedenkt man, dass Microsoft mit dem Surface Pro 3 das dritte Surface-Pro-Tablet innerhalb von zwei Jahren veröffentlicht hat, dürfte ein Surface Pro 4 mit Core M zudem gar nicht so lang auf sich warten lassen.
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