"Krone"-Interview

Rob Zombie: “Einen Schnellschuss gibt es nicht”

Kino
14.07.2014 17:04
Er sieht aus der Ferne aus wie ein Waldschrat und entfacht vor allem auf der Bühne eine bedrohliche Atmosphäre, doch Rob Zombie erweist sich im "Krone"-Gespräch als intelligentes und reflektiertes Multitalent, das sich nahezu mühelos zwischen den Kunstformen Musik, Film und Malerei hin- und herbewegt. So erzählte er unter anderem von den Vorteilen der Horrorfilm-Branche, dem schon bald kommenden neuen Album und seiner Ansicht von Politik.

"Krone": Rob, du bist in vielen Kunstsparten sehr umtriebig, schreibst Songs, bist Musiker, zeichnest Comics und drehst Filme. Was macht dir am meisten Spaß?
Rob Zombie: Das kann man nicht kategorisieren, ich mag alle Dinge aus verschiedenen Gründen. Songs zu schreiben und Filme zu drehen sind etwas sehr Kreatives, du bringst einfach viele Ideen hervor und forderst deinen Geist. Shows zu spielen macht mir insofern viel Spaß, weil es die einzige Möglichkeit ist, mit den Menschen zu interagieren. Klar, beim Filmdreh ist das auch der Fall, dort aber in einem sehr zurückgezogenen Rahmen.

"Krone": Ich muss ja zugeben, dass ich speziell deinen Film "The Devil's Rejects" unzählige Male gesehen habe. Wird es davon auch einmal einen dritten Teil geben?
Zombie: Wahrscheinlich nicht, was ganz unromantischerweise daran liegt, dass ich nicht die Rechte an dem Stoff besitze. Die Rechteinhaber wollen keinen dritten Teil haben – also hat sich das Thema von vornherein erledigt.

"Krone": Woher beziehst du all die Ideen für deine Horroroutfits auf der Bühne, für deine Bühnenshows und die teilweise irrwitzigen Filme?
Zombie: Ich weiß nicht, mir kommt das Zeug einfach in den Kopf und dann muss es umgesetzt werden. Manchmal sprühe ich über vor Ideen, muss mich schnell hinsetzen und das alles zusammenschreiben, denn sonst vergesse ich womöglich die besten Einfälle. Und oftmals passiert es mir wirklich, dass ich mein Notebook öffne und auf einmal merke, was ich schon alles für Einfälle hatte, die ich alle wieder vergessen hatte.

"Krone": Würdest du dich als Workaholic bezeichnen?
Zombie: Ich schätze schon, obwohl ich diesen Ausdruck niemals für mich verwenden würde, denn alles was ich mache, klingt ja nicht unbedingt nach Arbeit. Ich beschäftige mich aber die ganze Zeit mit den verschiedenen Dingen, die ich mache.

"Krone": Unlängst gab es einen Trailer für deinen kommenden Film "31". Kannst und willst du uns etwas darüber erzählen?
Zombie: Nicht wirklich, es wird bald eine Ankündigung geben, die tiefer in die Materie leitet. Es wird jedenfalls ein sehr gewalttätiger und verrückter Horrorfilm, der wohl den Geist von "The Devil's Rejects" atmet. Natürlich kann man die Filme nicht direkt miteinander in Zusammenhang setzen, aber als kleinen Ansatz könnte man diesen Vergleich anstellen.

"Krone": Wird es ein Comeback von der "Devil's Rejects"-Figur Captain Spaulding oder ein Film über den amerikanischen Massenmörder John Wayne Gacy, nachdem in deinem Trailer am Ende ein Clown auftaucht?
Zombie: Nein, der Film hat auch nichts mit Halloween zu tun. Jeder rät momentan ins Blaue und fährt doch komplett daneben, das macht mir Spaß. (lacht)

"Krone": Gibt es bei deinen alten Filmen Dinge, die du ändern würdest? Möglicherweise, weil du das Filmgeschäft anfangs noch nicht ganz gut überblickt hast?
Zombie: Nein. Diese Überlegungen habe ich nur, wenn ein Film gerade frisch beendet ist und ich merke, dass diese oder jene Passage anders aussehen könnte. Wenn aber die Zeit vergeht, vergisst du das komplett. Du darfst auch nie vergessen, dass es ursprünglich einmal einen Grund hatte, warum du dieses oder jenes genau so machst. Manchmal würdest du gerne mehr Zeit für eine Szene aufwenden, bist aber von den Witterungsbedingungen abhängig. Aber je älter ich werde, umso zufriedener bin ich mit meinen Outputs. Das gilt auch für meine Alben – nach zehn Jahren denke ich mir oft: "Mann, das Teil ist total cool", obwohl ich direkt nach Fertigstellung oft nicht zufrieden war. Dasselbe bei den Filmen. In Australien haben sie unlängst eine Spezialaufführung von "The Devil's Rejects" gemacht, und diesen Film habe ich wirklich an die zehn Jahre nicht mehr gesehen. Als ich ihn sah, war ich aber total begeistert. Das Gleiche galt für "Haus der 1.000 Leichen". Das liegt daran, dass du dich anders an die Filme erinnerst. Die Probleme von den Dreharbeiten damals sind wie weggeblasen und du siehst nur mehr das schöne Endprodukt.

"Krone": Was ist das Schwierigste am Filmemachen? Die Geduld, die man als Musiker meist nicht braucht?
Zombie: Am schlimmsten ist definitiv, dass Dinge, die du nicht genau planen kannst, mit Sicherheit danebengehen. Das sind oft ganz verrückte Sachen. Es gibt zum Beispiel Schauspieler, die viel Zeit vertrödeln, ihren Text vergessen oder einfach schwierige Zeitgenossen sind. Oder das Wetter – das kann dich so aufregen. Als wir unlängst "The Lords Of Salem" drehten, hingen wir ewig in einer Warteschleife, weil es tagelang wie aus Kübeln geregnet hat. Du willst eine Szene beenden, aber es funktioniert einfach nicht. Bei "Halloween 2" war es ähnlich – da hat es einmal unglaubliche 30 Tage durchgeregnet. Der Riesenkran mit dem Licht versank dann irgendwann im Schlamm und fiel um. So etwas hast du einfach nicht im Griff, und je mehr Zeit du brauchst, umso mehr Budget geht für das Projekt drauf. Manchmal willst du Szenen in zwei Stunden beenden, brauchst aber sechs dafür. Das ist dann wirklich Bullshit.

"Krone": Du arbeitest fast immer mit deiner Frau Sheri Moon zusammen, wenn es um deine Filme geht. Ist es für dich schwierig, das Berufs- vom Privatleben zu trennen?
Zombie: Nicht unbedingt, aber das Hauptproblem in diesem Fall ist, dass sie zu viel von all den Problemen am Filmset mitkriegt, die die anderen Schauspieler gar nicht bemerken. Außerdem weiß sie, dass sie sich zu Hause die ganzen Jammereien von mir anhören kann, wenn etwas nicht funktioniert hat, also ist die Situation eigentlich für sie wesentlich schwieriger. (lacht)

"Krone": Ist es für dich schwierig, ihr auf dem Set als Regisseur Befehle zu geben? Ich nehme mal an, dass es privat umgekehrt laufen wird.
Zombie: Nein, das klappt eigentlich ganz gut. Ich versuche alle Schauspieler gleich zu behandeln, aber natürlich hat jeder seinen ureigenen Charakter. Sie haben verschiedene Probleme und Bedürfnisse, insofern musst du ohnehin auf deine Leute eingehen.

"Krone": Willst du eigentlich einmal aus dem Horrorgenre ausscheren und eine Komödie oder ein Drama drehen?
Zombie: Ich mag eigentlich alle Kategorien von Filmen, aber klar, mein nächster ist auch wieder ein Horrorfilm, das stimmt schon. Das Problem ist leider, dass es heutzutage verdammt hart ist, einen Film zu drehen. Selbst ein Low-Budget-Film verbraucht Millionen von Dollar, bis er umgesetzt ist. Horrorfilme sind einfacher zu machen, weil sie meist günstiger und sehr profitabel sind. Wenn du ein Drama drehst, sind oft Riesenstars dabei und der Film kommt gar nicht ordentlich ans Licht der Öffentlichkeit. Du kommst plötzlich zu einem Film mit Kapazundern wie Morgan Freeman oder Tommy Lee Jones und hast niemals zuvor davon gehört, weil er nie ins Kino kam. Das Wichtigste für mich ist es, nicht zu lange zu warten. Ich gebe dir ein Beispiel. Ich habe unlängst an einem Eishockey-Film gearbeitet und wollte keine fünf Jahre warten, bis der Streifen fertiggestellt ist. Ich will ja arbeiten und nicht herumsitzen. Edgar Wright hat zuletzt drei Jahre an "Ant-Man" gearbeitet, bis er entnervt das Handtuch geschmissen hat. In der Zeit hätte er fünf andere Filme machen können. So war das bei meinem Eishockey-Film – ich habe zwei Jahre daran gearbeitet und hatte das Gefühl, es könnte noch fünf Jahre dauern. Dann habe ich halt hingeschmissen. Vielleicht nehme ich die Arbeit mal wieder auf, aber momentan steht das nicht zur Debatte.

"Krone": Du bist aber auch musikalisch wieder sehr aktiv und planst in Kürze ein weiteres neues Album, obwohl das letzte gerade mal ein Jahr auf dem Buckel hat. Hast du da auf altes Material zurückgegriffen, damit sich das ausgeht?
Zombie: Nein, wir haben schon Sachenue Ideen und Songs. Wir haben im Dezember 2013 ein bisschen daran gearbeitet, dann waren wir auf Tour, haben im Mai wieder daran geschraubt, spielen jetzt die Festivalshows und machen im Juli wieder weiter. Ich hoffe also, dass wir das Teil noch in diesem Jahr fertigkriegen. Wenn ich es nicht bis September im Kasten habe, muss ich es leider auf unbestimmt verschieben, denn dann startet mein Film "31".

"Krone": Du machst dir also keinen künstlichen Stress damit?
Zombie: Ich bin wirklich sehr erfreut über die Songs und würde es natürlich gerne schnell veröffentlichen, aber es wird sicher keinen unbedachten Schnellschuss geben. Wenn es nicht passt, dann halt noch nicht.

"Krone": Wirst du zukünftig eher deine Musik- oder Regisseurskarriere forcieren?
Zombie: Ich mag beides wirklich gleich gerne. Ich bin auch eine Persönlichkeit, die zwischen diesen beiden Bereichen hin- und herspringt.

"Krone": Bist du auch an anderen Kunstformen interessiert?
Zombie: Ich male zu Hause schon seit Jahren an Bildern, aber ich zeige sie nicht her, weil Bilder wirklich das letzte Stück Kunst in meinem Leben ist, das ich nicht kommerziell vermarkte. Ich bin auf eine Kunsthochschule gegangen und habe mein ganzes Leben lang gemalt. Vielleicht veröffentliche ich die Bilder irgendwann einmal, aber ich habe aus Privatgründen derzeit einfach keine Lust dazu. Ich will einfach, dass dieser Bereich Spaß und Hobby bleibt.

"Krone": Ist es für dich manchmal schwierig, in so vielen künstlerischen Bereichen berühmt und bekannt zu sein?
Zombie: Als ich anfing, Filme zu drehen, hat mich sowieso keiner ernst genommen. "Was? Der Typ macht Musik und dreht Filme? Schwachsinn!" Mittlerweile habe ich aber sechs Filme gedreht und mich im Business gefestigt, es ist also alles in bester Ordnung. Die meisten Leute können nur eine Sache gleichzeitig machen und ich kann das auch gut nachvollziehen. Auch mir fällt das Hin-und-Her-Switchen nicht immer leicht, aber bis jetzt hat es ganz gut geklappt.

"Krone": Dir fehlt damit eigentlich nur mehr eine politische Karriere.
Zombie: Die sind doch zu korrupt. (lacht) Ich denke, du musst schon ein spezieller Irrer sein, um die politische Bühne zu betreten.

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