Justizirrtum

US-Todeskandidat nach 26 Jahren wieder in Freiheit

Ausland
12.03.2014 09:45
Nach knapp 26 Jahren in der Todeszelle ist ein zu Unrecht verurteilter US-Amerikaner wieder in Freiheit. Glenn Ford hat am Dienstag das Hochsicherheitsgefängnis von Angola im US-Bundesstaat Louisiana verlassen. Ein Gericht hatte nur wenige Stunden zuvor einen Schuldspruch wegen Mordes aus dem Jahr 1984 aufgehoben. "Es fühlt sich gut an", sagte Ford bei seiner Freilassung. Der heute 64-Jährige könnte jetzt bis zu 330.000 Dollar Entschädigung bekommen.

Auch wenn die Freude bei seiner Entlassung groß war, empörte sich der 64-Jährige zugleich über den Irrtum der Justiz: "Ich wurde fast 30 Jahre weggesperrt für etwas, das ich nicht getan habe." Dinge, die er mit 35, 38 oder 40 Jahren hätte tun können, seien "unwiederbringlich verloren", so der sichtlich verbitterte Mann. Laut dem Gesetz von Louisiana steht Ford eine Entschädigung zu, die sich auf bis zu 330.000 Dollar belaufen könnte.

Wegen Mordes an Arbeitgeber zum Tod verurteilt
Ford saß seit 1988 in Louisiana im Gefängnis, nachdem ihn ein Gericht für schuldig befunden hatte, 1983 einen Juwelier und Uhrmacher getötet zu haben, für den er gelegentlich gearbeitet hatte. Zum Tode verurteilt harrte der Mann seither in der Todeszelle in Angola seiner Hinrichtung auf dem elektrischen Stuhl.

Die Wende kam nun fast drei Jahrzehnte später: Eine US-Richterin nahm am Montag das ursprüngliche Urteil gegen Ford zurück. Hintergrund waren seinen Anwälten zufolge neue Informationen, die Fords Alibi stützen würden. "Wir sind froh, dass Glenn Ford endlich freigesprochen ist, und wir sind vor allem dankbar für das entschlossene Handeln von Gericht und Staatsanwaltschaft", freuten sich seine Juristen, Gary Clements und Aaron Novod, über die Entscheidung der Justiz.

Zeitungsbericht: Anderer Mann soll Tat gestanden haben
Während seiner langen Haft hatte Ford stets seine Unschuld beteuert und mehrfach versucht, Rechtsmittel gegen seine Verurteilung einzulegen - ein schleppender Kampf gegen die Justiz. Der Oberste Gerichtshof in Louisiana ordnete schließlich im Jahr 2000 eine Anhörung an, um Fords Behauptungen zu prüfen. Demnach habe die Anklage beim Prozess entlastende Beweise unterdrückt. Nach Angaben der lokalen Zeitung "Shreveport Times" gab es zudem im Jahr 2013 Hinweise darauf, dass ein anderer Mann den Mord an dem Juwelier gestanden habe.

Staatsanwaltschaft: "Glaubhafte Beweise" für Unschuld
In der Vorwoche beantragte die Staatsanwaltschaft dann, den Schuldspruch und das Todesurteil zurückzunehmen. Es gebe seit dem vergangenen Jahr "glaubhafte Beweise", wonach Ford den Mord an dem Juwelier nicht begangen hat bzw. an der Ermordung nicht beteiligt und zum Tatzeitpunkt nicht vor Ort gewesen ist, so die Begründung der Behörde. Hätte die Staatsanwaltschaft diese Informationen früher gehabt, "wäre Ford womöglich nicht einmal verhaftet worden", hieß es in einer Stellungnahme.

Um welche Informationen es dabei konkret ging, wollte die zuständige Staatsanwältin jedoch nicht sagen. Es handle sich um eine "aktuelle Entwicklung".

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

Kostenlose Spiele