Neue Doku auf Arte

„Durows dunkles Imperium“ um Messenger Telegram

Digital
21.11.2025 09:36

Ist Telegram Spielwiese für Kriminalität, Fake News und Propaganda – oder vielmehr ein Schutzraum für freie Meinungsäußerung und Privatsphäre? Über den Messengerdienst gehen die Meinungen weit auseinander, ebenso über seinen in Russland geborenen Gründer Pawel Durow.

Der neue Dokumentarfilm „Telegram – Das dunkle Imperium von Pawel Durow“ von Aleksandr Urzhanov und Igor Sadreev läuft am Dienstag (25. November) um 21.50 Uhr erstmals bei Arte.

„Man kann Telegram wie ein Küchenmesser benutzen. Man kann Brot schneiden oder, wenn man will, jemanden erstechen“, sagt Galina Timtschenko, Herausgeberin des russischen Exilmediums „Meduza“ in einer neuen Dokumentation über Durow und seinen Messengerdienst. Durow wird Mitte der 2000er als Gründer von VK bekannt, einem Netzwerk ähnlich wie Facebook, das er auf Druck kremlnaher Kräfte schließlich verkauft, worauf er sich ins Ausland absetzt.

Dienst hat fast eine Milliarde Nutzer
2013 startet sein Messengerdienst Telegram mit dem Versprechen, einfach, kostenfrei und sicher zu sein. Das umstrittene soziale Netzwerk hat laut früheren Angaben von Durow inzwischen fast eine Milliarde Nutzer, ist als App auf Hunderten Millionen Mobiltelefonen installiert.

Telegram wird bereits seit längerem vorgeworfen, nicht konsequent genug gegen Hassrede und andere illegale Aktivitäten vorzugehen. In der Kritik steht der Messengerdienst etwa als undurchsichtig organisierte Plattform, auf der sich Verbrecher, darunter Terroristen, Drogendealer und Kriegstreiber, viel leichter als in anderen sozialen Netzwerken frei organisieren können.

Freies Medium in Diktaturen
„Man kann hier illegale Inhalte finden und seine Meinung relativ frei ausleben. Das kann in Situationen gut sein, wo Meinung unterdrückt wird“, sagt Extremismus-Forscher Miro Dittrich. Vor allem in Diktaturen wie Iran, Belarus oder Russland sei Telegram auch ein Rettungsanker für die Opposition und unabhängige Medien, heißt es im Film. So spielt Telegram 2020 etwa eine Schlüsselrolle bei der Organisation von Massenprotesten in Belarus gegen Machthaber Alexander Lukaschenko.

2024 wird Durow in Frankreich festgenommen. Die Ermittler in Paris werfen dem heute 41-jährigen Durow vor, unzureichend mit Behörden zu kooperieren. Der Verdacht steht im Raum, er habe sich dadurch des Drogenhandels, der Geldwäsche, des Betrugs und mehrerer Vergehen im Zusammenhang mit Kindesmissbrauch mitschuldig gemacht. „Er wird der Beihilfe beschuldigt, weil er illegale Inhalte nicht schnell genug entfernt hat und weil er vor allem den Anfragen der Justizbehörden in Hunderten oder Tausenden Fällen nicht nachgekommen ist“, sagt der Journalist Damien Leloup von der französischen Tageszeitung „Le Monde“.

Nach einer Anhörung kommt Durow unter Auflagen wieder auf freien Fuß. Laut damaligen Angaben der Staatsanwaltschaft wird er unter Justizaufsicht gestellt. Der Telegram-Gründer müsse eine Kaution von fünf Millionen Euro hinterlegen, sich zweimal pro Woche bei der Polizei melden und dürfe Frankreich nicht verlassen. Durow besitzt unter anderem auch die französische Staatsbürgerschaft.

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