"Entschuldige mich"

Mythos von “Japans Beethoven” endgültig erloschen

Ausland
07.03.2014 12:59
Japans "falscher Beethoven" hat nun auch den letzten Rest an Glaubwürdigkeit eingebüßt. Während sich Mamoru Samuragochi am Freitag bei einer Pressekonferenz in Tokio erstmals selbst für die jahrelange Täuschung mit einem Komponisten-Ghostwriter entschuldigte, offenbarte der 50-Jährige nun auch offiziell das einwandfreie Funktionieren seiner Ohren.

Bis zum Freitag hatte Samuragochi die Mär von seiner zumindest teilweisen Taubheit aufrechterhalten. Doch vor Journalisten stellte sich heraus, dass er sämtliche Fragen gut verstehen konnte. "Ich entschuldige mich für alles", erklärte er demütig. Sein Ghostwriter Takashi Niigaki hatte bereits vor über einem Monat erklärt, Samuragochi sei gar nicht taub (siehe Infobox).

Für den Bußgang hat Samuragochi, der früher lange Haare, Bart und Sonnenbrille trug (kl. Bild), sein Erscheinungsbild komplett verändert. Nun wirkte er mit kurzem Haarschnitt und ohne seinen Gehstock, auf den er sich sonst gestützt hatte, eher wie ein braver Büroangestellter.

Weltweite Beachtung erlangt
Samuragochi hatte sich jahrelang als tauber Starkomponist feiern lassen und damit weltweit Beachtung gefunden. Vor einigen Wochen ging jedoch sein Ghostwriter Niigaki an die Öffentlichkeit und verriet, dass er sämtliche Werke Samuragochis geschrieben hat – dieser könne nicht einmal Noten lesen. Der überführte Schwindler warf seinem langjährigen Komplizen am Freitag Verrat vor, denn er habe das üble Spiel so lange mitgemacht, wie sein Honorar gestimmt habe.

Mit dem Auftritt ist der Mythos des "japanischen Beethoven" nach fast zwei Jahrzehnten endgültig erloschen. Mitte der 1990er-Jahre war Samuragochi mit klassischen Kompositionen zu Videospielen wie Resident Evil berühmt geworden, die ihm zugeschriebene Komposition "Symphonie Hiroshima" wurde nach dem Erdbeben, dem darauffolgenden Tsunami sowie der Atomkatastrophe von Fukushima im Jahr 2011 für das ganze Land zur Hymne der Hoffnung.

Samuragochi hatte nicht nur das Komponieren vorgetäuscht, sondern auch behauptet, seit seinem 35. Lebensjahr taub zu sein. Ähnlich wie einst Ludwig van Beethoven habe er sich dadurch aber nicht vom Komponieren abhalten lassen. Seine Musik komme aus seinem Herzen, hatte er 2001 dem US-Magazin "Time" gesagt und hinzugefügt: "Mein Gehör zu verlieren, war ein Geschenk Gottes."

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