Bis zu 464.000 Zuseher sahen am Montag das ORF-„Sommergespräch“ von Grünen-Chefin Leonore Gewessler. Sie warf unter anderem der Bundesregierung vor, die Klimaziele nicht erreichen zu wollen. Die politische Konkurrenz ließ die Vorwürfe nicht lange auf sich sitzen und übte scharfe Kritik an den Aussagen der 47-Jährigen.
Gewessler bemängelte im „Sommergespräch“ auch die von Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer (ÖVP) losgetretene Debatte um die Teilzeit. Statt Frauen vorzuwerfen, dass sie nicht leistungsbereit seien, brauche es 50.000 neue Kinderbetreuungsplätze, einen Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung ab dem ersten Geburtstag und ein Recht aufzustocken, wenn jemand regelmäßig Mehrstunden leistet.
„Nicht verstanden“
„Ihre Aussagen zeigen, dass sie die Position der Volkspartei in der Vollzeitdebatte nicht verstanden hat. Denn sonst wüsste sie, was die ÖVP in den letzten Wochen betont hat: Wer Vollzeit arbeiten kann, also gesund ist und keine Betreuungspflichten hat, soll das auch tun“, betonte ÖVP-Generalsekretär Nico Marchetti.
Wenn Gewessler erklärt, Zuhören sei ein Tunwort, dann erwarten wir auch, dass sie es praktiziert.
Nico Marchetti, ÖVP-Generalsekretär
Reizthema Teilzeitarbeit
Und er fügte hinzu: „Die Ermutigung von Frauen zur Vollzeitarbeit ist nicht frauenfeindlich, sondern ein klares Bekenntnis zu besserem Einkommen, einer sicheren Pension, Unabhängigkeit und echter Chancengleichheit. Leistung und Eigenverantwortung sind die Basis, um Wohlstand und soziale Sicherheit in Österreich auch für die kommenden Generationen zu sichern.“
Der SPÖ wiederum stößt sauer auf, dass Gewessler für die angespannte Budgetsituation nicht verantwortlich gemacht werden will. „Ich war keine Sekunde lang Finanzministerin“, meinte sie im „Sommergespräch“, „ich habe Klimapolitik gemacht.“
„Teuerung durchrauschen lassen“
„Die türkis-grüne Vorgängerregierung hat die Teuerung durchrauschen lassen und keine Maßnahmen zur Senkung der Preise gesetzt. Gleichzeitig wurden ungedeckte Schecks ausgestellt und ineffiziente Milliarden-Förderungen mit der Gießkanne verteilt. Die Folgen, mit denen wir heute zu kämpfen haben, sind dramatisch: Wirtschaftseinbruch, steigende Arbeitslosigkeit und Milliarden-Defizit“, kritisierte SPÖ-Bundesgeschäftsführer Klaus Seltenheim.
Gewessler und die Grünen dürfen sich nicht aus der Verantwortung stehlen. Auch sie sind gefordert, einen konstruktiven Beitrag zu leisten, um Österreich wieder nach vorne zu bringen.
SPÖ-Bundesgeschäftsführer Klaus Seltenheim
Dass die Grünen und die damalige Energieministerin Gewessler gegen die explodierenden Gaspreise nichts unternommen hätten, räche sich heute bitter, betonte Seltenheim. Die Teuerung haben sich ihm zufolge ausgehend von den Energiepreisen auf alle Bereiche des Lebens durchgeschlagen. „Gewessler und die Grünen in der Regierung haben nichts unternommen, um die Wohnkosten zu senken. Sie haben die Empfehlungen der Bundeswettbewerbsbehörde gegen hohe Lebensmittelpreise ignoriert und ein eigener Lebensmittelpreisgipfel ist unter grüner Regierungsbeteiligung ergebnislos geblieben“, kritisierte Seltenheim weiter.
„Da hilft es auch nicht, wenn man öfter im Dialekt spricht“
Auch von der FPÖ bekam Gewessler ihr Fett ab. „Wir haben es grüner Politik zu ,verdanken‘, dass Österreich heute so schlecht dasteht. Alle wirtschaftlichen Kennzahlen sind im Keller, die Firmenpleiten ebenso auf Rekordhoch wie die Arbeitslosigkeit. Die Grünen haben in der letzten Regierung gemeinsam mit der ÖVP dazu beigetragen. Jeder Versuch, diese Verantwortung zu leugnen, wie es Gewessler im ORF versucht hat, ist daher zum Scheitern verurteilt. Da hilft es auch nicht, wenn man öfter im Dialekt spricht“, so der blaue Generalsekretär Christian Hafenecker.
Die neue Grünen-Chefin unternahm den Versuch, aus der Realität zu flüchten. Das war sogar den Äpfeln auf der Terrasse am Küniglberg offenbar zu viel, die noch während der Sendung freiwillig vom Baum gesprungen sind.
FPÖ-Generalsekretär Christian Hafenecker
Die „Klimahysterie“ der Grünen hätte außerdem wesentlich zur Teuerung beigetragen. Insgesamt zeige laut Hafenecker der Auftritt der neuen Grünen-Chefin, warum ihrer Partei die Menschen bei der letzten Wahl in Scharen davongelaufen seien. „Die Sorgen und Ängste der Menschen interessieren bei den Grünen niemanden mehr. Diese Partei ist nur der Anwalt der NGO-Lobby und des Gender-Sternchens.“
Nächstes „Sommergespräch“ mit NEOS-Chefin
Der Erstling der heurigen ORF-„Sommergespräch“-Kampagne mit den Parteichefs der im Nationalrat vertretenden Parteien lockte am Montagabend im Durchschnitt 436.000 Zuseher vor die Endgeräte. Das entspreche laut Sender einem Marktanteil von 21 Prozent für die im Hauptabend auf ORF 2 ausgestrahlte Sendung. Die anschließende Analyse des Gesprächs erreichte laut ORF-Angaben bis zu 543.000 Seher. Das nächste ORF-„Sommergespräch“ führt Moderator Klaus Webhofer am Montag, dem 18. August, um 21 Uhr in ORF 2 und auf ORF ON mit Beate Meinl-Reisinger (NEOS).
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