Ex-Premier entsetzt:

Auffanglager in Rafah wäre „Konzentrationslager“

Außenpolitik
14.07.2025 23:10

Israels Regierung plant, wie berichtet, ein riesiges Auffanglager für rund 600.000 Palästinenser im Süden des Gazastreifens. Verteidigungsminister Israel Katz spricht von einer „humanitären Stadt“ auf den Trümmern der im Gaza-Krieg zerstörten Stadt Rafah. Der ehemalige israelische Premier Ehud Olmert ist entsetzt über die Pläne und warnt vor einem „Konzentrationslager“.

Das Vorhaben komme einem Konzentrationslager gleich, erklärt Olmert im Gespräch mit der britischen Tageszeitung „The Guardian“. Zudem sei es auch „eine Form der ethnischen Säuberung“. Der 79-jährige ehemalige Regierungschef wirft der israelischen Armee auch Kriegsverbrechen im Westjordanland und im Gazastreifen vor. Das Lager in Rafah wäre „eine weitere Eskalation“.

„Es geht nicht um die Rettung der Menschen“
Der liberale Politiker, der einst die Siedlungen im Westjordanland beinahe gänzlich aufgeben wollte, 2015 wegen Untreue zu 27 Monaten Haft verurteilt und 2017 vorzeitig freigelassen wurde, glaubt auch nicht so recht an die „humanitären Absichten“ der Regierung von Premier Benjamin Netanyahu, zumal immer wieder auch die „Säuberung“ Gazas zu hören sei. Tatsächlich haben in der Vergangenheit einige Minister rechts-religiöser Parteien in Netanyahus Kabinett die vollständige Besetzung der Palästinensergebiete und der Vertreibung der dort lebenden Menschen gefordert. „Es geht nicht um die Rettung der Menschen“, warnt Olmert.

Ehud Olmert auf einem Archivbild aus dem Jahr 2008
Ehud Olmert auf einem Archivbild aus dem Jahr 2008(Bild: AP/Kevin Frayer)

Radikale Kräfte laut Olmert „gefährlicher“ als äußere Feinde
Die eben erwähnten radikalen Minister sind laut dem 79-Jährigen eine größere Bedrohung für Israel als die äußeren Feinde. Olmert weist auch darauf hin, dass Kritik aus dem Ausland nicht immer antisemitisch sei. „Viele sind gegen Israel, weil sie sehen, was im Fernsehen und in sozialen Medien gezeigt wird. Das ist eine schmerzhafte, aber normale Reaktion von Menschen, die sagen: ,Hey, ihr habt jede Grenze überschritten.‘“

Ob das Lager in Rafah tatsächlich gebaut wird, ist einem Bericht der Nachrichtenseite „ynet“ noch vollkommen unklar. Denn selbst unter den an der Planung beteiligten Personen gebe es Zweifel. Dem Vernehmen nach gibt es auch aus der Armee deutliche Kritik.

Oppositionsführer Yair Lapid schrieb kürzlich auf der Plattform X, Israels Ministerpräsident Netanyahu lasse seine rechtsextremen Koalitionspartner mit „extremen Wahnvorstellungen durchdrehen“, um seine Koalition zu erhalten.

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