Im Krieg zwischen Israel und dem Iran erscheint eine diplomatische Lösung zunehmend ungewiss. Das Misstrauen zwischen den Seiten ist enorm. Klare Worte fand hierfür Irans Außenminister Abbas Araghchi – er fühlt sich von Washington verraten.
Trotz wachsenden Drucks auch angesichts eines möglichen Kriegseintritts der USA an der Seite Israels lehnt der Iran laut Außenminister Abbas Araghchi Verhandlungen ab, solange Israels Angriffe andauerten. Israels Führung zeigt jedoch keine Anzeichen, die vor einer Woche begonnene Militärkampagne einzustellen.
„Wir müssen uns auf einen länger dauernden Einsatz einstellen“, warnte Israels Generalstabschef Eyal Zamir. „Wir haben den komplexesten Einsatz unserer Geschichte begonnen.“ Israel schätzt, dass seine Angriffe im Iran die Entwicklung einer Atombombe durch die Islamische Republik um Jahre verzögert haben. „Ich glaube, laut den Einschätzungen, die wir hören, haben wir die Möglichkeit für sie, eine Atombombe zu erlangen, bereits um mindestens zwei oder drei Jahre verzögert“, erklärte der israelische Außenminister Gideon Saar in einem „Bild“-Interview. Israel habe viel erreicht, werde aber „nicht aufhören, bis wir alles getan haben, was möglich ist, um diese Bedrohung zu beseitigen“, so Saar.
Trump will sich in zwei Wochen entscheiden
US-Präsident Donald Trump will diplomatischen Bemühungen eigenen Angaben vom Donnerstag zufolge noch rund zwei Wochen Zeit geben, bevor er eine Entscheidung über eine mögliche Kriegsbeteiligung Washingtons trifft. Auf dem Weg in sein Wochenende erklärte Trump vor Journalisten am Freitag am Flughafen in Morristown im Bundesstaat New Jersey, „zwei Wochen sind das Maximum“.
In einem Gespräch mit dem US-Sender NBC News in Genf bezweifelte Irans Außenminister allerdings, dass Washington an diplomatischen Bemühungen zur Beendigung des Krieges interessiert ist. Araghchi äußerte den Verdacht, dass die USA vorherige Gespräche mit der Islamischen Republik nur als Deckmantel für Israels Offensive nutzten. „Sie hatten vielleicht diesen Plan im Kopf und brauchten die Verhandlungen nur, um ihn zu verschleiern“, vermutete Araghchi. „Wir wissen nicht, wie wir ihnen noch vertrauen können. Was sie getan haben, war in Wirklichkeit ein Verrat an der Diplomatie“, schimpfte er.
Israels Außenminister alarmiert: Iran täuscht die Welt
Israels Außenminister Gideon Saar unterstellt Teheran wiederum, die Welt in die Irre führen zu wollen. In einem Interview mit dem japanischen Fernsehsender NHK meinte er: „Wir werden nicht zulassen, dass der Iran wie Nordkorea wird. Der Iran hat versucht, den Weg Nordkoreas einzuschlagen, weil er glaubt, dass die Sicherheit seines Regimes durch Atomwaffen gewährleistet wird. Aber wir werden das im Iran nicht zulassen“. Auf die Frage von NHK, ob Israel bereit sei, eine diplomatische Lösung im Konflikt mit dem Iran zu akzeptieren, sagte Saar: „Persönlich glaube ich nicht, dass der Iran eine (diplomatische) Lösung anstrebt. Der Iran versucht, die internationale Gemeinschaft zu täuschen“.
Die jüngsten Vermittlungsbemühungen der Europäer hält US-Präsident Donald Trump für nicht zielführend. „Der Iran will nicht mit Europa sprechen. Sie wollen mit uns sprechen. Europa kann dabei nicht helfen“, führte Trump auf die Frage eines Journalisten aus, ob die Gespräche der Europäer hilfreich gewesen seien. Es gebe aktuell Kontakte der USA mit dem Iran, und man werde sehen, was passiere. Die Außenminister von Deutschland, Frankreich und Großbritannien hatten sich am Freitag in Genf mit ihrem iranischen Kollegen Araghchi getroffen. Die Europäer und auch Teheran wollen die Gespräche fortsetzen.
Trump: Israel „gewinnt“ den Krieg aktuell
Araghchi betonte allerdings: „Solange die Angriffe Israels andauern, werden wir mit keiner Partei verhandeln.“ Zu einer Forderung aus Teheran, wonach es vor Verhandlungen eine Waffenruhe bräuchte, meinte Trump, es sei schwierig, das von Israel zu verlangen, weil Israel in dem Krieg aktuell gewinne. Eine solche Forderung wäre einfacher, wenn die eine Seite nicht die Oberhand hätte.
Erneute Angriffe
Die israelische Luftwaffe griff unterdessen erneut Ziele im mehr als 1000 Kilometer entfernten Iran an. Man habe mit einer Serie an Attacken gegen Raketenlager und Abschusseinrichtungen im Landesinneren des Irans begonnen, gab die Armee in der Nacht auf Samstag bekannt.
Bei einem israelischen Angriff auf die iranische Stadt Ghom wurde nach Angaben staatsnaher Medien mindestens eine 16-jährige Person getötet. Zwei weitere Menschen seien verletzt worden, berichtete das der iranischen Regierung nahestehende Onlineportal „Iran Nuances“. Bei der Attacke sei ein Wohngebäude getroffen worden. Ghom liegt rund 50 Kilometer nördlich der Uran-Anreicherungsanlage in Fordo. Die Anlage gilt als das wichtigste Ziel Israels in dem aktuellen Krieg.
Nach Angaben von „Iran Nuances“ kam es auch in der zentraliranischen Stadt Isfahan zu einer Explosion. Die Luftabwehr sei dort aktiviert worden. Weitere Details waren zunächst nicht bekannt. In Isfahan liegt ein wichtiges Atomforschungszentrum.
Kurz zuvor hatte der Iran seinerseits Israel mit Raketen angegriffen, die jedoch anscheinend abgefangen werden konnten. Es gab keine Berichte über Einschläge. Trümmer einer abgefangenen Rakete verursachten Medien zufolge zwar ein Feuer auf dem Dach eines Wohnhauses, Schäden in Wohnungen gebe es aber wohl nicht. Die Bevölkerung könne die Schutzräume wieder verlassen, teilte das Militär mit. Am Vortag waren bei einem iranischen Raketenbeschuss in der israelischen Mittelmeerstadt Haifa laut dem Rettungsdienst mindestens 23 Menschen verletzt worden, drei davon schwer.
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