Sie haben jahrelang Geheimdienstoperationen gegen die Hamas und andere terroristische Organisationen geleitet und für Israels Sicherheit – auch mit militärischen Mitteln – gesorgt. Doch nach beinahe zwei Jahren Kampf fordern selbst zahlreiche ehemalige Geheimdienst- und Generalstabschefs ein Ende des Gaza-Krieges.
Die Operation im Gazastreifen habe als Verteidigungskrieg begonnen. „Nachdem wir alle militärischen Ziele erreicht haben (...), ist dies kein gerechter Krieg mehr“, erklärt der ehemalige Chef des Inlandsgeheimdienstes Shin Bet, Ami Ayalon, in einem gemeinsamen Videoaufruf an die Regierung von Premier Benjamin Netanyahu. Dem Staat Israel drohe der Verlust seiner Sicherheit und Identität.
Weitere Personen in dem Video sind der ehemalige Generalstabschef und Ministerpräsident Ehud Barak, die ehemaligen Generalstabschefs Moshe Yaalon und Dan Chalutz sowie drei ehemalige Chefs des Auslandsgeheimdienstes Mossad. Insgesamt 19 Ex-Sicherheitschefs fordern ein Ende des Kriegs, der ihrer Ansicht nach nur noch aus politischen Gründen fortgesetzt werde.
„Wir stehen vor einer Niederlage“
„Wir stehen vor einer Niederlage“, warnt der ehemalige Mossad-Chef Tamir Pardo. Mehrere der Repräsentanten sagen, Israel werde von einer fundamentalistischen, extremistischen Regierung angeführt, die nicht mehr den Rückhalt der Mehrheit habe. Sie fordern eine Rückführung aller noch in Gaza tot oder lebendig verbliebenen 50 Geiseln in einem einzelnen Schritt.
Nach der Veröffentlichung von Propagandavideos ausgehungerter Geiseln durch islamistische Palästinenserorganisationen drängt Israel auf mehr Aufmerksamkeit für die im Gazastreifen festgehaltenen Menschen. Der israelische Außenminister Gideon Saar sagte am Montag vor Journalisten, er habe seine Amtskollegen aufgerufen, das Schicksal der Geiseln „ins Zentrum der globalen Tagesordnung“ zu rücken.
Die Hamas und die mit ihr verbündete Gruppe Islamischer Dschihad hatten in den vergangenen Tagen drei Propagandavideos von seit Oktober 2023 gefangen gehaltenen Geiseln verbreitet. Eines der Videos zeigt den abgemagerten Evyatar David, wie er sich in einem engen Tunnel offenbar sein eigenes Grab schaufelt. Ein anderes Video enthält Aufnahmen über den Deutsch-Israeli Rom Braslavski, wie er sich Nachrichtenvideos über die Hungersnot der Palästinenser im Gazastreifen anschauen muss.
Großes Entsetzen über ausgehungerte Geiseln
Die Aufnahmen der ausgehungerten Geiseln lösten in Israel und international großes Entsetzen aus. Israels Regierungschef Benjamin Netanyahu zeigte sich bestürzt und wertete die Bilder als Beleg dafür, dass die Hamas den Krieg mit seinem Land nicht durch Verhandlungen beenden wolle. Der Regierungschef bat das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) zudem laut seinem Büro, die Versorgung der Geiseln mit Nahrungsmitteln und sofortiger medizinischer Hilfe zu unterstützen.
Die Hamas erklärte, sie werde dem IKRK den Zugang zu den Geiseln nur erlauben, wenn humanitäre Korridore für Hilfslieferungen im Gazastreifen eröffnet würden. Angesichts des Hungers im Gazastreifen und der israelischen „Belagerung“ würden den Geiseln „keine Sonderrechte gewährt“.
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