„Krone“-Kommentar

Die Puffn im Nachtkastl

Analysiert für die „Krone“: Innenpolitik-Experte Claus Pándi(Bild: Krone KREATIV/stock.adobe.com, Krone KREATIV)

So richtig entschlossen wirkt die Regierung bei der Frage der Bewaffnung von Privatpersonen noch nicht. Das ist merkwürdig. Die politischen Vertreter des Staats müssten doch mehr Vertrauen in die Funktionstüchtigkeit der staatlichen Institutionen haben. Wenn im Land so weit alles in Ordnung ist, sollte keiner außer Polizisten, Soldaten, Leibwächtern oder ähnlichen Sicherheitsleuten eine Pistole oder gar schwereres Gerät für die Bewältigung des Alltags benötigen.

Man muss sich doch nur einmal genauer ansehen, welche Leute es oft sind, die mit ihren privaten Waffen prahlen. Bei manchen, die sich bedroht fühlen, ist schon nach wenigen Sätzen klar, dass diese Menschen zwar Hilfe brauchen, aber garantiert keine Waffe. Wenn die Puffn im Nachtkastl der Trostpreis für ein patschertes Leben ist, kann das gefährlich werden. Für die Mitmenschen und den Waffenbesitzer selbst. Etwa wenn sie vermeintliche Einbrecher über den Haufen schießen wollen, obwohl es nur die Nachbarin war.

In unseren Zeiten des Zorns und der Kränkungen in den sozialen Medien gilt mehr denn je besondere Vorsicht. Der Groll sich ohnmächtig fühlender Bürger soll sich am Wirtshaustisch entladen. Aber wenn die Staatsbürger beginnen, daheim aufzurüsten, weil sie dem Staat misstrauen, fallen wir ganz rasch in den Naturzustand unserer Vorfahren zurück. Diese Entwicklung mit strengeren Psycho-Tests aufhalten zu wollen, wie das der Bundeskanzler vorschlägt, klingt da wie ein schlechter Witz.